Copy/Paste der ARISS?

Rendering der chinesischen Raumstation Tiangong - Credits: Shujianyang - Eigenes Werk - Quelle:Wikipedia.de
Rendering der chinesischen Raumstation Tiangong - Credits: Shujianyang - Eigenes Werk - Quelle:Wikipedia.de

Den Chinesen wird nachgesagt, dass sie Weltmeister im Kopieren sind. Diese Fähigkeit hat die Chinesen zu einer beispiellosen Aufholjagd in der Raumfahrt in den letzten 20-30 Jahren ermöglicht. Als Raumfahrtfan konnte man die Raumfahrtgeschichte quasi nochmals erleben. 

 

Während die Betreiber der Internationalen Raumstation ISS die Hauptmission ein Ende setzen, bauen die Chinesen derzeit fleissig an ihrer eigenen Raumstation Tiangog. Diese fällt jedoch deutlich kleiner wie die ISS aus und ist eher mit der ehemaligen russischen Raumstation MIR vergleichbar. Doch für ein einzelnes Land ist dieser ausserirdische Komplex gross genug.

 

Wer die chinesische Raumfahrt in den letzten Jahren genauer beobachtet hat, stellte fest, dass die chinesischen Funkamateure und somit der Amateurfunkdienst über Satelliten in den Missionen stark involviert werden. Schaut man in der Status-Liste der AMSAT nach, zählt man derzeit 9 aktive chinesische Satelliten mit Amateurfunknutzlast. Das jüngste Mitglied der chinesischen Flotte ist HO-113. Leider erfährt man sehr wenig im Vorfeld über geplante Satelliten und deren Status. So wartet die Amateurfunkgemeinde immer noch gespannt auf den Start der Satelliten mit Kurzwellentranspondern, deren Startdatum nach wie vor ungewiss ist.

 

Mehrere Amateurfunkexperimente auf der chinesischen Raumstation geplant

Erfreulich ist, dass die chinesischen Funkamateure nun rechtzeitig bei der IARU ihre Projekte bekannt geben und die Frequenzen durch unsere Institution koordinieren lassen. Dass war zu Beginn nicht immer so. 

Diese Woche hat jedoch die AMSAT-UK berichtet, dass für die chinesischen Raumstation einen Antrag für mehrere Payloads eingereicht wurden. Der Antrag stammt vom "Chinese Radio Amateurs Club (CRAC)" und sieht wie folgt aus:

1. V/V or U/U crew voice;

2. V/U or U/V FM repeater;

3. V/V or U/U 1k2 AFSK digipeater;

4. V/V or U/U SSTV or digital image.

 

Betrachtet man die Anwendungen, sieht es nach einem Copy/Paste der ARISS-Mission aus. Doch etwas ist auffällig: Die Chinesen lassen derzeit offen, ob sie eher im VHF oder im UHF-Bereich die Frequenzen zugeteilt haben möchten. UHF-Frequenzen werden zwar schon heute auf der ISS eingesetzt, aber doch eher in Notfällen, wenn es mit den VHF-Bereichen Schwierigkeiten gibt. (Abgesehen vom Crossband-Repeater)

 

Der Antrag und Status der Frequenzkoordination kann hier nachgelesen werden. Der Antrag wurde am 8.3.2022 eingereicht. Der Start des betreffenden Moduls ist laut diesem Antrag bereits im Q3 2022 vorgesehen.

 

Sollte es mit der ISS tatsächlich zu Ende gehen, dann werden uns die Chinesen weiterhin mit Funkamateuren aus dem Erdorbit beglücken können. Mit dem Ende der ISS ist aber nicht das Ende des ARISS-Programms eingeläutet: Die ARISS arbeitet fest mit ESA und NASA am Projekt Deep Space Gateway mit. Die Chinesen werden es vermutlich kopieren wollen - hoffentlich auch dann mit entsprechender Amateurfunknutzlast.

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