3B6RF komplettiert mein SAT DXCC

3B6RF Agalega war eine spannende DX-Expedition im indischen Ozean. Mit der Bestätigung von 3B6RF sind die 100 Länder für mein Satelliten DXCC durchgezählt, worüber ich mich naürlich super freue. Hinter dieser Funkverbindung steckt mehr als man erwarten würde.

 

3B6RF? Jetzt war doch erst kürzlich 3B7M auf St. Brandon aktiv. Hab ich jetzt da etwas verwechselt? Nein, durchaus nicht. 3B7M war auf QO-100 aktiv und hat zahlreiche Funkamateure mit einem neuen Land glücklich gemacht.. Leider liess mein Terminkalender einen Kontakt mit dieser Expedition nicht zu  (wie so viele Andere auch, die nicht den Weg in mein Log gefunden haben). 3B6RF fand im Jahr 2001 statt und ist eine ganz andere Geschichte.

 

Teamleader HB9BXE kam auf mich zu

Im Jahr 1999 kontaktierte mich Hans-Peter, HB9BXE. Wir waren (und sind heute noch) beide Mitglied der USKA Sektion Luzern, HB9LU. Ich hatte damals meine Lizenz erst seit ein paar wenigen Jahren in der Tasche. Meine Begeisterung für die Amateurfunksatelliten war damals schon sehr gross. Ich hatte zum Zeitpunkt meinen ersten Vortrag über Satelliten am Stamm-Abend der Sektion gehalten.

HB9BXE genoss schon damals den Ruf als bekannter DX-Expeditionär. Ich hatte das Glück, dass er sich wie ein Elmer um mich kümmerte und ich einiges von ihm lernen durfte.

HB9BXE informierte mich damals, dass die USKA Sektion Zug und weitere international bekannte Funkamateure, eine DX-Expedition nach Agalega im Jahr 2000 planen würde. Und sie würden gerne auch über Satellit QRV werden. Nur verfügen sie nicht über das Material und KnowHow. Ich war sehr überrascht, dass ich für die Unterstützung einer so grossen DX-Expedition angefragt wurde.

 

Eckdaten zur Expedition:

 - 21 Funkamateure (9 aus der Schweiz, der Rest aus USA, Deutschland, Frankreich, Israel, England, Polen, Mauritius und Portugal)

- 8 Funkstationen (160m bis 6m, und Satellit)

- 4 Tonnen Expeditions-Material

- Expeditionsdauer: 2 Wochen

- 64'000 QSOs wurden geloggt, davon 150 über Satellit

- Es wurde nebst CW, SSB und RTTY auch "exotische" Betriebsarten wie SSTV und PSK-31 eingesetzt

 

Treffen der Crew in Basel

HB9BXE lud mich zum Treffen der Crew in Basel ein. Genauer gesagt in die Baracke "Birch", wo auch heute noch die USKA Sektion Farnsburg HB9FS seinen Shack beheimatet. Es war bereits März 2001. Aus unterschiedlichen Gründen konnte das Jahr 2000 für die Expedition nicht umgesetzt werden.

Alle Crew-Mitglieder, Piloten und Supporter waren vor Ort. Alle Antennen und Stationen wurden an diesem Wochenende aufgebaut, getestet, wieder abgebaut und für die Reise nach Agalega fachgerecht verpackt und beschriftet. Eine herausfordernde Aufgabe welche generalstabsmässig durchgeführt wurde. 

Zu meiner Überraschung verwendeten an diesem Wochenende die Crew-Mitgliedern konsequent die  englische Sprache. Eine grosse Herausforderung für mich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich schweissgebadet  dem Team gegenüber stand und ihnen eine Übersicht über den Amateurfunkdienst über Satellit gab. Zum Glück hatte ich Phil, HB9FMU, im Hintergrund. Als Englisch-Lehrer hätter er mich im Notfall unterstützen können. Soweit ich mich erinnern kann, musste er nicht eingreifen.

Die Einweisung ins Operating konnte ich dann in deutscher Sprache durchführen. Vorgesehen für die Satelliten-Betriebsart waren Matthias, DL3KUD und Mart DL6UAA. 

Weder hatte ich die finanziellen Möglichkeiten an der Expedition selbst teilzunehmen noch konnte ich Material dafür zur Verfügung stellen. Für letzteres sprang Bernhard, DJ5MN ein, und übergab dem Team sein Satelliten-Equipment.

 

Ein Teil des Expeditionsteams im Màrz 2001 beim Testtag im Birch  -  Credits: HB9BXE
Ein Teil des Expeditionsteams im Màrz 2001 beim Testtag im Birch - Credits: HB9BXE

Das Abenteuer beginnt

Im Jahr 2001 war die Welt noch nicht so eng vernetzt wie heute. Informationen kamen nur spärlich aus fernen Ländern zu uns. HB9BXE informierte aus einem Internet-Café in Mauritius über die Vorbereitungen.  Spannende Geschichten hatte er damals schon vor der eigentlichen Expedition zu erzählen. Auf dem Weg nach Agalega und auf der Insel selbst, welche nur 300 Einwohner lebten, wurden die Informationen noch spärlicher. Ausser Amateurfunk, nutzte das Team ein Inmar Satellitentelefon für den Kontakt nach Hause. Irgendwie vermisse ich die Zeit, als die Distanzen gefühlt noch doppelt so weit waren wie heute....

Spannend, wie Hans-Peter über die Vorbereitungen berichtete, wie das Expeditionsmaterial verschifft und auf abenteuerlicher Weise an Land gebracht werden musste. Und die ganzen Herausforderungen beim Aufbau und Betrieb der Station.

Mein QSO mit 3B6RF

Am 08.05.2001 wurde erstmalig Agalega über Satellit aktiviert. RU1AA war die erste Station, welche 3B6RF  über Satellit arbeiten konnte. Geplant war ursprünglich dass wir über AO-40 für die DX-Expedition nutzen können. Leider stand uns dieser Satellit nicht mehr zur Verfügung. Nur noch AO-10 stand der internationalen Satelliten-Gemeinschaft dafür zur Verfügung. Die ersten Zeitfenster zwischen HB9 und 3B6 konnte ich nicht nutzen. Am Samstag 12.05. war es dann endlich so weit und ich legte mich den ganzen Morgen auf die Lauer und drehte über das Band. SDR und Wasserfallanzeige waren damals unbekannt. Einziges Hilfsmittel war das DX-Cluster welches noch vor allem über Packet-Radio lief. Ich hörte vor allem um die Frequenzen der letzten Aktivierungen von 3B6RF. Auf einmal konnte ich eine ganz Leise Station war nehmen. Nochmals habe ich kurz am Regler des Polarphaser's gedreht und schon hörte ich ein gut lesbares Signal von 3B6RF. Ich war nicht die Einzige Station die auf der Lauer lag und schon brach das Pile-Up los.
DL3KUD hat meine Stimme aus dem Gewusel von Signalen sofort erkannt. Ich musste nur einmal rufen und war im Log im 3B6RF. Es war meine aller erste Funkverbindung mit einer DX-Expedition überhaupt. Ich war ziemlich von den Socken.

Die Satelliten Antennen links und die 6m Antenne rechts von 3B6RF  -  Credits: HB9BXE
Die Satelliten Antennen links und die 6m Antenne rechts von 3B6RF - Credits: HB9BXE

Die späte Bestätigung über LoTW

Auf die QSL-Karte musste ich nicht lange warten. Sie hat einen Ehrenplatz in meiner Sammlung erhalten. Viel hatte ich durch diese Expeditionen lernen dürfen, auch wenn ich nur ganz am Rand involviert war.

Ein DXCC-Jäger im eigentlichen Sinne bin ich nicht. Dafür habe ich zu viele andere Interessen, welche mich davon abhalten. Aber wenn ich im Shack bin, und gerade eine interessante Station erreichbar ist, dann versuche ich gerne mein Glück. Ich bin sowieso viel lieber am anderen Ende des DX. Es macht einfach Spass, andere Funkamateure mit einem neuen Land glücklich zu machen. (z.B. als 8Q7AO)

 

Vergangenes Jahr zog ich einmal Bilanz über meine Logbuch-Einträge und stellte fest, dass ich gegen 120 Länder über Satellit gearbeitet habe. Über LoTW waren davon etwas über 90 Länder bestätigt. In Papierform hatte ich zusätzlich weitere 5 Länder bestätigt erhalten. Ich habe alle Stationen per Mail angeschrieben, von welchen ich wusste, dass sie über LoTW bestätigen können. Ich schrieb diese per Mail an und bar sie die Satelliten-QSO's über LoTW zu bestätigen. So war der Zähler rasch gegen 100 gestiegen.

Ich erinnerte mich wieder an das QSO mit 3B6RF. Über Clublog wurde mir das QSO elektronisch bestätigt, jedoch nicht über LoTW. Ich kontaktierte HB9BXE und habe ihm mein spezielles Anliegen geschildert. Hans-Peter hat in der Folge alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit er ein gültiges Zertifikat für LoTW erhielt.

Mir überliess er 9MB Logbuchdaten., denn anscheinend gab es Probleme mit den Satelliten-Einträge. Im Jahr 2001 konnten noch nicht alle Logbuchprogramme die Satelliten-QSO korrekt loggen.

Alle 64000 QSO's lagen mir vor- wow. Ohne zu zögern analysierte ich die Datei. Rasch habe ich die 150 Zeilen Satelliten-QSO's gefunden. Mit ein paar Clicks konnte ich diese QSO's mit den notwendigen Informationen anreichern.

HB9BXE konnte danach das komplette Log hoch laden, und hat ein paar Funkamateure damit überrascht. Es war kurz nach Ende der 3B7M Expedition. Diese haben stolze 120k QSOs ins Log gebracht. Jedoch keines davon auf 6m und schon gar nicht über Satellit. 

 

3B6RF ist mein DXCC Nr. 100 - was nicht ganz korrekt ist. Ich wollte, dass es Nr.100 wird. Ich habe nicht damit gerechnet, dass nur wenige Tage zuvor FT8WW seine QSO via LoTW bestätigt. Seit 3B6RF wurde die Insel Agalega nie mehr aktiviert. Ich bin gespannt, wer in die Fussstapfen dieser Expedition treten wird - und ob 6m und Satellit dabei zum Einsatz kommen wird. 

Quellen:

3b6RF   auf QSL.net  -  https://qsl.net/3b6rf/

3B6RF bei HB9BXE  -  https://hb9bxe.ch/hamradio/expeditions/3b6rf-2001/

3B7M DX-Expedition  -  https://3b7m.com/

Baracke "Birch" von HB9FS  -  https://www.hb9fs.ch/fs_birch.php

 

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