Seit 1998 besuchen wir diese Insel fast jährlich. Höchste Zeit also, unserer Lieblingsdestination einen Reisebericht zu widmen.
El Hierro? El Hierro ist die kleinste kanarische Insel und galt zur Kolumbus Zeiten als das Ende der Welt. Aber das kann Wikipedia viel besser erzählen als wir. Trotz vielen TV-Beiträgen, ist diese Vulkaninsel in unseren Breitengraden nicht sehr bekannt. Das ist auch gut so. Dir Ursprünglichkeit konnte die Insel trotz vielen EU-Bauprojekten bewahren. Massentourismus? Fehlanzeige!
Anfänglich zog uns die Insel wegen der super schönen Natur an - und vor allem wegen den wenigen Touristen. Der Grund ist auch schon rasch gefunden: Sandstrände, und die dazu gehörenden Hotelburgen, fehlen auf El Hierro. Wer hier her kommt, sucht Ruhe, Entspannung und vor allem die Natur. Wandern, Gleitschirmfliegen, Biken und was uns betrifft, das Tauchen, sind hier von den Touristen gefragt.
Eine Herausforderung ist jeweils die Anreise. Wegen des kleinen Flugplatzes kann die Insel nicht direkt vom Festland angeflogen werden. Daher konzentriert sich die ganze Anreise auf die umliegenden Inseln - insbesondere Teneriffa. Von Teneriffa Süd, genauer vom Hafen Los Cristianos, gibt es mehr oder weniger regelmässige Fährverbindungen. Vom Flughafen Teneriffa nord gibt es täglich mehrere Flugverbindungen. Und genau hier liegt der Haken: Aus der Schweiz wird Teneriffa Süd direkt angeflogen. Dann stellt sich die Frage, ob die Fähre Richtung El Hierro schon weg ist, oder es schon zu spät ist, in den Norden zu fahren. Wie auch immer: Entweder bei der Hinreise oder bei der Rückreise muss man in Teneriffa übernachten. Ausser man lässt sich auf eine abenteuerliche Flugreise via Madrid oder Barcelona ein. Das haben wir bisher nur einmal gewagt, was in einem abenteuerlichem Fehlschlag endete.
Anreise
Aus Erfahrung haben wir also einen Charterflug nach TFS, Teneriffa Süd, gewählt. Eigentlich keine Besonderheit. Nur das Check-In am Flugplatz Zürich stellte unsere Nerven auf die Probe. Zuerst wollten sie uns (Schalterpersonal inklusive Kollegen links und rechts) weiss machen, dass die Tauchlampen ins Fluggepäck und nicht in das Handgepäck gehören. Die Diskussion ging so lange, bis wir sie höflich aber bestimmt auf den hauseigenen Flyer aufmerksam machten: Die dort aufgeführten Sicherheits-Bestimmung schrieben genau das Gegenteil vor. (Natürlich keine Entschuldigung) Dann kam die grosse Diskussion wegen dem Tauchgepäck. (Danke Billig-Airlines: Wegen Euch haben Sportler nur noch komplizierte Tarifsysteme und endlose Diskussionen beim Check-In). Naja - wir haben Zähne gezeigt und mussten anstatt CHF 240 nur CHF 60 Übergepäck bezahlen. (Genau nach den Tarifbestimmungen) :-)
Unser Flug mit dem A-320 der Swiss/Edelweiss ging erst um 11.55 Uhr. So konnten wir am Abreisetag noch richtig ausschlafen. Ein z'Morge im Airside-Center läutete die Ferien ein. Der Verkehr auf dem Vorplatz und die vielen Reissenden stimmten uns allmählich auf die 14 Tage Ferien ein. Die Sicherheitskontrollen überraschten wir mit dem bereits ausgefüllten Formular für die Tauchlampen. So ging alles sehr schnell und wir standen vor dem Gate.
Mit etwas Verspätung hob unser Swiss/Edelweiss Flug in Zürich ab, flog eine Schleife über den Flughafen Zürich, machte dann einen Überflug über unserem Wohnort und präsentierte uns eine atemberaubendes Alpenpanorama. Über Genf flogen wir dann Richtung Pyrenäen und Portugal. Dann überquerten wir den wunderschönen Atlantik direkt Richtung kanarische Inseln. Zur Abwechslung flogen wir die Insel aus Richtung Nord-Westen an. Wunderbar konnten wir den Teide, dem höchsten Berg Spaniens, bestaunen. Trotz heftiger Winde setzte unser Pilot den Vogel sicher auf der Piste auf und wir waren auf den Kanaren angekommen.
Bevor das Gepäck auf dem Rollband ausgeladen wurde hatten wir unser Mietwagen bei Cicar geordert. Obwohl wir "nur" einmal im Jahr bei Cicar Kunde sind: Die wissen bereits, dass wir den Wagen nur einen Tag lang mieten und im Hafen von Los Cristianos zurück geben werden. Keine Diskussionen, inkl. super Konditionen. Das ist wie ein nach Hause kommen...
Trotz den vielen Pauschaltouristen, welche die Hotels wochenweise belegen, ist es da und dort möglich, für eine Nacht zu übernachten. Die Webseite von Expedia hat uns da weitergeholfen.
Übernachtet haben wir in einem Designer-Hotel. Dem Vincci Golf. Es liegt auf dem Weg zwischen Flug- und Fährhafen und ist daher ideal für eine Transfernacht nach El Hierro. Wir kauften schon mal die ersten Essensvorräte ein (gleich neben dem Vincci Golf gibt es einen Supermarkt) und machten uns im Hotelrestaurant an das Buffet unseres wohlverdienten Nachtessen.
Gut ausgeschlafen durften wir uns unserem Hobby widmen: Dem Frühstücken: Das Frühstückbuffet stand bereit :-) Danach legten wir uns nochmals aufs Ohr, da wir erst um 12:00 Uhr aus dem Hotel auschecken mussten. Los ging's dann mit dem Mietauto mit Ziel Fährhafen Los Cristianos. Vorbei an den Hotelburgen, deren Reiz wir wohl nie herausfinden werden, fuhren wir zum Hafen und parkierten neben dem Hafengebäude auf dem Parkplatz.
Das Auto haben wir der Mietfirma wieder völlig unproblematisch ausgehändigt, unsere Bordkarten am Schalter von Fred Olsen abgeholt und konnten kurz darauf die Schnellfähre bestaunen, die im Hafen anlegte. Unser Gepäck haben wir im im Gepäckwagen verstaut. Der Trimaran "Bonanza Express" schluckt einige Autos, Lastwagen, Reisebusse und natürlich Passagiere. An Board gab es gratis Wireless-Internet, Bars und einen Souvenirshop. So war die Überfahrt relativ kurzweilig.
Die See war ruhig. Nach einem Zwischenstopp bei La Gomera flog die Bonanza Express mit 80 km/h über den atlantischen Ozean. Mit einer kleinen Verspätung kamen wir am Puerto Estaca auf El Hierro an.
Jutta von der Tauchbasis erwartete uns schon. Auf der Fahrt mit dem Auto nach La Restinga gab es dann auch schon einiges zu erzählen, da wir ausnahmsweise schon seit zwei Jahren nicht mehr auf der Insel zu Gast waren.
Günter, unser erster Tauchlehrer und inoffizieller Unterwasser-Fotolehrer begrüsste uns herzlich bei der Tauchbasis. Schnell waren unsere sieben Sachen verstaut, und unser Apartemento oberhalb der Tauchbasis bezogen: Unser Urlaub konnte nun richtig los gehen.
Den Reisetag beendeten wir mit feinen Tortillas - Tod müde legten wir uns in Bett und waren trotzdem schon recht aufgeregt auf den ersten Tauchtag.
Erster Tauchtag
Natürlich waren wir vor dem Wecker wach ;-) Trotzdem assen wir noch gemütlich unser Frühstück in unserem Appartemento. Der Himmel war erstaunlicherweise bewölkt und der Wind etwas frisch. Um unsere Kerntemperatur nicht gleich schon vor dem ersten Tauchgang zu senken, zogen wir es vor, drinnen unsere Mahlzeit mit Blick auf den Hafen und Atlantik zu geniessen.
Nach dem Abwasch mussten wir nur noch die Treppe runter laufen und schon waren wir in der Tauchbasis. Basis und Apartemento's sind im gleichen Gebäude. Wie gewohnt, waren schon unsere Jackets an die Tauchgeräte geschnallt. Wir mussten nur noch die Automaten installieren und alles prüfen.
So hatten wir es bei Günter im Jahr 2002 gelernt, und so handhaben wir das auch heute noch so.
Noch rasch eine Korrektur an der Reglerkonfiguration, schon war die Ausrüstung überprüft und auf dem Anhänger verladen.
Über einen schmalen Weg eines Lavafelsen ging's dann runter zur Mole. Sechs Taucher an der Zahl. Die üblicherweise höchste Anzahl Taucher, die Günter auf eine Ausfahrt mitnimmt. Nur in Ausnahmenfällen kann es sein, dass ein bis zwei Taucher mehr an Bord sind.
Jeder sein Blei und Tauchgerät vor sich, so ist die Ordnung an Bord. Keine suchende Blicke nach "wo sind meine Flossen?", was wir auch schon bei anderen Tauchbasen erlebt haben, sondern eine gut durchdachte Organisation lässt den Tauchsportler auf das wesentliche konzentrieren.
Typischerweise begrüsste uns der Atlantik gleich nach der Hafenmole mit kräftigen Wellen. Gekonnt zog Günter seine Spur durch das tief blaue Auf und Ab des Atlantiks. Nach ein paar Minuten fuhren wir ins Lee der Insel - dem Windschatten. Die Wellen blieben weg und Günter beschleunigte das 9m lange Hartschalen-Schlauchboot. Wir gleiteten an der schroffen, bizarren Felsküste entlang zum Tauchplatz.
Am Tauchplatz El Rosario befestigten wir das Boot an der Boje. Ein ausführliches Briefing lässt auf allerlei hoffen, was uns unter Wasser begegnen könnte. Wir kannten den Tauchplatz schon gut. Zu gerne erinnerten wir uns an unseren Besuch vor ein paar Jahren, wo wir hunderte von Zackenbarschen beobachteten, die auf der Jagd nach vielen Jungfischen waren.
Die Jungfische sind weg, und so war es auch nicht verwunderlich, dass wir gerade einen Zackenbarsch dort antrafen. Der war aber so Neugierig, dass er uns die ganze Zeit um die Flossen schwamm, und uns genau beäugte, was wir fotografierten. Hie und da liess er sich auch von unseren Objektiven einfangen.
Ein paar Gelbschwanzmakrelen und Bänderbrassen rundeten das Bild an diesem Tauchplatz ab.
Am Nachmittag wurde nicht an der Boje befestigt, sondern der Anker am "Punta Restinga 2" geworfen. Die Felsformationen sind atemberaubend. Auf 20m Tiefe erstreckt sich ein Plateau, auf welchem ein riesiges Fischkino hätte statt finden können. Leider waren nicht ganz so viele Meerestiere da. Aber ausgewachsene Bilotbarschen, Zackis, viele Trompetenfische, Feilenfische und Gelbschwanzmakrelen wirkten auch nicht schlecht. Es gibt dort viele Höhlen, die teils von übergrossen Langusten bewohnt werden. Muränen runden das Bild ab. Ein super Tauchplatz.
Zwischen den Tauchgängen hatten wir eine Portion Papas Arugadas genossen. DIE kanarische Spezialität schlecht hin. Dazu natürlich die Mojo's die bei zu viel Genuss schon den einen oder anderen Vampir vor Knoblauchausdünstung vertreiben könnte ;-)
Ein wenig Materialverlust hatten wir bereits nach dem ersten Tauchtag zu beklagen. Die durch die Füsslinge des Trockentauchanzugs ausgedehnten Flossen gaben bei Michi keinen vernünftigen Vortrieb mehr. Jutta half aus, und wir fanden einen super Ersatz. Aber auch der Tauchcomputer gab nach dem ersten Tauchgang den Geist auf. Batterie? Wir werden es nach den Ferien herausfinden. Jetzt wird halt getaucht, wie wir es gelernt haben: Mit Tiefenmesser und "gefühlter" Uhr. (Eine Taucheruhr fehlt bisweil noch in unserer Ausrüstung - aber der Tiefenmesser ist immer dabei)
Den Tag liessen wir dann ausklingen mit einem gemütlichen Nachtessen auf dem kleinen Balkon vor unserem Apartemento.
Zweiter Tauchtag
Zum ersten Mal brauten wir unseren Frühstückskaffee mit einer Mokkamaschine über dem Gasherd. Unser Erstlingswerk war gelungen. Das Frühstück genossen wir auf der Miniveranda mit Blick auf den Atlantik. Schnell noch die Kameras in die Tauchgehäuse gepackt, zweimal Umfallen und schon waren wir wieder in der Tauchbasis. Luxus pur.
Günter hat das Finimeter von Michi ausgetauscht und eines mit Konsole inkl. Tauchcomputer installiert. Denn auch an diesem Tag liess sich Michi's Tauchcomputer nicht mehr reaktivieren. Günter hat das geahnt und hat vorsorgehalber gleich den Austausch vorgenommen. Das sind die kleinen Gesten, die wir so sehr schätzen.
Also haben wir unsere Geräte zusammengebaut und auf den Anhänger verladen. Kurz darauf haben wir uns bei der Hafenmole eingefunden und unsere Ausrüstungen auf dem Boot verstaut. Auf ging's.
Da der Wind noch nicht aufgefrischt hat, steuerte Günter einer der besten Spots an: El Bajon. Leider wurde es einem Gruppenmitglied beim Abtauchen schlecht und wir brachen den Tauchgang ab. Also alle wieder ins Boot und ab in ruhigere Gefilde. Günter überliess nichts dem Zufall und steuerte El Desierto an. Der Tauchplatz ist praktisch das ganze Jahr über sehr ruhig, hat ein grosses Sandfeld mit Röhrenaalen und überrascht ab und zu mit Besonderheiten. Hier hatten wir 2008 eine wunderbare Begegnung mit einem Manta. Einziger Wehrmutstropfen: Pancho - ein ortsansässiger Mero - ist seit einiger Zeit verschwunden. Pancho ist so berühmt, dass die Tauchbasen, Reiseveranstalter und Fluglinie ihn für Marketingzwecke benutzten. Schade, denn mit dem Riesen-Zacki haben wir so einige lustige Momente unter Wasser erlebt.
Wir tauchten ab und paddelten Richtung Röhrenaalfeld. Und siehe da, an Pancho's Stammplatz hat sich ein neuer Mero breit gemacht. Nur der ist eine "Diva". Wollte sich partout nicht von seiner Schokoladenseite fotografieren lassen. Begleitet wurden wir von einigen Drückerfischen und Gelbschwanzmakrelen. Das Röhrenaalfeld ist nach wie vor eine Sensation. 1000 Röhrenaale schauten zum Teil sehr weit aus ihren Behausungen im Sand. Die sind sehr schwierig zu fotografieren. Denn wenn man sich ihnen auf einige Meter nähert, ziehen sie sich in ihr Sandloch zurück.
Beim Ausstieg untersuchten wir noch ein wenig das Riff, bevor wir austauchten. Beim Sicherheitsstop überraschten uns ein paar Bernsteinmakrelen, die sehr frech nahe bei uns vorbei schwammen.
Als alle wieder an Bord waren, steuerten wir wieder den Hafen von La Restinga an. Der Wind hatte aufgefrischt und so waren die Wellen schon kräftig angewachsen. Die Rückfahrt gestaltete sich dann etwas holprig.
An der Avenida, der Strasse entlang des Hafens, genehmigten wir uns eine Portion Papas Arugadas und ein Sandwich. Das Logbuch ergänzten wir mit den letzten Tauchgangsdaten und Eindrücke. Bei einem feinen Barracito liessen wir die Blicke über die neu gestaltete Hafenanlage schweifen und genossen die Szenerie - ach ist das Leben schön :-)
Um 15.00 Uhr trafen dann alle wieder bei der Tauchbasis ein. Inzwischen haben wir uns wieder voll an die Abläufe gewohnt und so waren die Geräte ruckzuck auf dem Anhänger verstaut und wir "watschelten" wieder Richtung Mole.
Playa Herradura war unser Ziel. Bei schönen Brandungswellen belegten wir unser Boot an der Boje. Günter wies auf die Brandungsströmung hin, die wir bis weit nach unten spüren würden. Und so war das auch: Bis 25m Tiefe schwankten wir deutlich im Takt der Wellen hin und her. Entsprechend mussten wir die Tour auch etwas abkürzen, da wir sonst vor lauter Paddeln nichts mehr zu beobachten gehabt hätten.
Das Riff ist bekannt für seine Artenvielfalt. Schon oft haben wir hier getaucht und wurden auch schon mal von einem Manta besucht. Der Manta war heute leider nicht auf Tour. Dafür sahen wir einige Muränen, Garnelen, jede Menge Trompetenfische, Brassen und Zackis. In den Ritzen und Spalten konnte man Keulenanamonen, Gespensterkrabben und Drachenköpfe entdecken.
Mystisch waren die vielen Algen, die von den Wellen vom Riff abgerissen wurden und nun im Wasser schwebten. Fast passend zur kommenden Jahreszeit: Die gelb orangen Algenblätter sahen aus wie Herbstlaub, dass in Zeitlupe daher schwebte.
Zur Abwechslung genehmigten wir unser Nachtessen in unserem Apartemento. Füllten dann noch die Logbücher aus und genossen einen feinen Mokka. Früh legten wir uns hundemüde aufs Ohr.
Dritter Tauchtag
Die starken Winde in der Nacht kündigten schon an, wie der Tag werden könnte. Die Windrichtung hat ein wenig Richtung Nordosten gedreht, die Windstärke und die hohen Wellen blieben. Als wir zum Hafen herausfuhren war schon klar, dass es mit dem Bajon nichts werden würde. Also weiter Richtung Mare las Calmas. Tja, da bestrafte uns das Spätaufstehen: Die Tauchplätze, die in Frage kamen, waren längst von anderen Tauchbasen besetzt. Günter prüfte jede Option. Denn ganz nach dem Kredo "Tauchen muss Spass machen", war die Situation nicht ganz einfach zu lösen. Am Punta Lajial wurde er dann fündig. Ein Kompromiss, aber kein schlechter.
An der Ankerleine sind wir wieder abgetaucht. Von der Brandungssrtömung wurden wir kräftig hin und her geschaukelt. Erst als wir eine kleine Schlucht hinunter tauchten, wurde es deutlich ruhiger. Hier entdeckten wir dann einen Stechrochen, der vor unseren Lampen flüchtete. Entlang einer grossen Steilwand konnten wir in 35m Tiefe dann Ritzen und Spalten erforschen und fanden auch den einen oder anderen Drachenkopf oder Muräne.
Danach flösselten wir über eine Kante. Dahinter ging eine Sandfläche steil hinunter auf weit über 50m Tiefe. Wir tauchten etwa auf 27m Tiefe weiter, bis wir an einem Felsen eine Höhle fanden. Darin waren zwei Langusten bei der Paarung. Da die Nullzeit dem Ende entgegen ging, konnte jeder Taucher nur einen kurzen Blick darauf werfen. Danach ging es zurück zum Ankerplatz.
An der tiefsten Stelle war die Sicht nicht schlecht. Doch am Ankerplatz sahen wir durch die Brandung kaum 10m weit. So verlängerten wir den Tauchgang nicht unnötig und begaben uns zum Sicherheitsstop.
Nun gilt es zwischen den Tauchgängen das Wetter zu beobachten. Bleibt der Wind und Wellengang weiterhin so heftig, so ist an einen zweiten Tauchgang nicht mehr zu denken. Sollte der Wind schwächer werden, so bestehen Chancen, dass wir eventuell sogar den Bajon wieder ansteuern könnten.
Tja - als hätte jemand den "Wind"-Schalter gefunden. Nur noch ein vergleichbares, laues Lüftchen blies am Nachmittag über La Restinga. Und tatsächlich, wir steuerten "El Bajon" an. Einer der besten Tauchplätze überhaupt. Nachdem wir unser Boot an der Boje belegten, die Wellen waren immer noch kräftig, was das Belegen entsprechend erschwehrte, liessen wir uns ins Wasser plumpsen und hangelten uns der Ankerleine nach vorne zur Boje. Alle tauchten sicher ab.
Der Felsen ragt aus etwa hundert Meter Tiefe bis etwa 9 Meter unter die Wasseroberfläche. Wir tauchten gegen die Strömung in die Tiefe. Durch den Strömungsstau vor dem Felsen, war das Wasser dort ruhig. Bald begrüsste uns ein Mero. Dieser grosse Zackenbarsch ist sehr beeindruckend. Einige Schwarzkorallen sind (noch) vorhanden. Im Vergleich zu Besuchen vergangener Jahre, hat der Bestand gefühlsmässig aber abgenommen.
Viele Bilotbarsche (Bermuda Blaufisch) waren zu sehen. Aber auch Muränen bevölkern diesen wunderschönen Tauchplatz. Immer wieder spähten wir nach oben: Ob da was noch grosses "angeflogen" kommt? Leider nein - doch an der Ankerleine beim Sicherheitsstopp hatten wir richtiges Fischkino. Lange verharrten wir an dieser Stelle und waren fasziniert von der Unterwasserwelt. Herrlich dieser Tauchplatz.
Es wurde Zeit für unsere erste Tauchpause. Also haben wir uns früh schlafen gelegt damit wir auch richtig ausgeschlafen und fit auf die Inseltour gehen konnten.
Aus Gründen der Topographie ist es einem Taucher nicht möglich, andere Orte während den "betauchten" Tagen zu besuchen. Die Höhendifferenz, welche zu anderen Ortschaften überwunden werden muss, ist schon ein wesentliches Risiko. Einen Dekounfall will keiner riskieren. Zumal die nächste Dekompressionskammer erst auf Teneriffa gibt. Daher plant man auf El Hierro tauchfreie Tage ein, damit man die Insel erkunden kann.
Inseltour - Erste Tauchpause
Seit 1998 besuchen wir die Insel fast jährlich. Hans & Lotti heissen die beiden Insulaner, die Mitte der 90er den Kanton Aargau verliessen und sich auf der Insel niederliessen. Hans & Lotti sind daran schuld, dass wir die Insel kennen und lieben gelernt haben. Sie haben uns quasi auf die Insel geholt. Klar, dass wir die Beiden an unserem ersten Tauchfreien Tag besuchen gehen.
Zuerst aber geht es mit dem Bus von La Restinga nach Valverde, damit wir unser Mietauto in der Inselhauptstadt abholen konnten. Das Mietauto hat Jutta von der Tauchbasis bereits reservieren lassen.
Der Bus braucht so seine Zeit bis Valverde. Die knapp 34km schlängelt sich der Bus die Serpentinen hoch, hält ab und zu an, alles geht recht gemütlich von statten. Kein dichter, abgestimmter Taktfahplan wie zu Hause. Aber was will man klagen: 1 Euro pro Passagier. Das soll mal eine andere ÖV in Europa nachmachen.
Das Auto haben wir von der Mietfirma problemlos erhalten. Unsere erste Strecke führte uns direkt zur Miraflores - der "Finka" von Hans & Lotti auf El Hierro. Herzlich war die Begrüssung. Natürlich haben wir von unserem Kommen an diesem Tag nichts verraten - trotzdem wurden wir irgendwie schon erwartet: Mit frischen tropischen Früchten aus dem eigenen Garten.
Die Beiden hatten uns so einiges zu erzählen. So quasi ein Insel-News Update. So waren wir wieder bestens über die Geschehnisse informiert. Über die "Big-News" informieren wir uns zu Hause regelmässig über das Internet. Die Insider-News holen wir derweil immer bei Hans und Lotti persönlich ab. Wir vereinbarten noch ein weiteres Treffen, an welchem wir gemeinsam Essen gehen wollen - jetzt ist erst einmal die Insel an der Reihe. Gleich musstem wir die erste News von Lotti ausprobieren: Ein neuer Wanderweg von der Badebucht Macetta zu dem kleinsten Hotel der Welt "Las Puntas".
Entlang der Küstenlinie und Felsverlauf wurde durch das Lavafeld einen Weg mit Holzlamellen angelegt. Ein wunderschöner Weg, der einiges von der wunderbaren Natur von El Hierro preis gibt. Alle paar hundert Meter wurden kleine Picknick-Plätze angelegt, die auch ein wenig Schatten spenden. An einem dieser Plätze wurden sogar mehrere Grillstellen angelegt. Gäbe es einen solchen Weg in der Schweiz, er wäre stets überbevölkert. Nicht so auf El Hierro: Wir waren die Einzigen auf den knapp 2,4 km langen Strecke, was wir natürlich geschätzt und genossen haben. Da wir unser Auto bei der Macetta parkiert haben, durchwanderten wir die Strecke hin und zurück. Die pralle Sonne zwang uns immer wieder zu einer Pause bei den Picknikplätzen.
Es gibt in Fronterra eine "Pollo-Bude", die man unbedingt besuchen sollte. Die Pollo-Bude wurde in den letzten Jahren immer mehr vergrössert. Erstaunt hat uns jedoch, dass der Wirt uns am späten Nachmittag nur Getränke servieren wollte. "Pollo gibt es erst ab ca. 20.30 Uhr" war seine Begrüssung. Das war früher anders. In den Jahren davor hat man zu jeder Tag und Nachtzeit die Hausspezialiät erhalten. Und da wir jetzt Hunger hatten, und nicht erst in 3,5 Stunden, zogen wir ab und besuchten ein anderes Restaurant.
Nach dem wir uns "kulinarisch"(das ist zynisch gemeint) gesättigt hatten, fuhren wir Richtung Leuchtturm weiter, ohne ihn an diesem Tag zu besuchen. Erst einmal entlang an der Südküste von El Hierro quer durch den Kieferwald in über 1000 Meter Höhe. Das Lichtspiel und die intensiven Farben waren einfach fantastisch.
Bei Sonnenuntergang waren wir wieder in La Restinga angekommen. Gespannt waren wir auf die kommenden Tauchtage. Wir beendeten den Tag mit einem feinen Barraquito.
4. Tauchtag
Die Vermutung von Günter ist eingetroffen. Der Wind hat während unsere Tauchpause etwas nachgelassen. So waren auch die Wellen nicht mehr so stark. Durch den eintägigen Unterbruch waren unsere Neoprenanzüge wieder trocken. So hatten wir beim Überziehen ein wenig zu kämpfen, bis wir wieder abreisefertig waren. Es gibt doch nichts mühsameres, als einen trockenen Nassanzug anzuziehen.
Los Saltos war unser Ziel. Warum? Weil in den letzten Wochen ein paar mal ein Stierhai hier gesichtet wurde. Und laut Berichten der anderen Tauchbasen, soll sich derzeit ein Sandtigerhai hier herum treiben. Die bis 3m grossen Kreaturen sind auch entsprechend Furchterregend. Günter hat daher uns alle genau gebrieft, wie wir uns unter Wasser verhalten müssen.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl sind wir dann ins Wasser rein. Von Haien (zum Glück?) keine Spur. Wir sind dann den Felsen hinunter getaucht, wo es ab 35m viele Schwarzkorallen gibt. Die Schwarzkorallen sehen aus wie Tannzweige. An diesem Tauchplatz sogar speziell: Es sieht aus wie bei der Baumgrenze in den Alpen.
Immer wieder ging unser Blick nach allen Seiten: Haialarm? Nein. Wir vergnügten uns mit Stechrochen und Muränen. Gemütlich tauchten wir aus und waren nach knapp einer Stunde wieder alle an Bord. Dieses mal also kein Hai an diesem Tauchplatz. Günter startete den 140PS starken Aussenborder und wir zogen unsere Fuge durch den Atlantik zurück zur Basis.
Den Mittag nutzen wir immer um unsere Logbücher nachzutragen. Dazu gibt es direkt am Hafen mehrere Möglichkeiten an Bars, die zur Auswahl stehen. Jedes Jahr müssen wir aber die Qualität neu ausloten, damit wir am Ende der Ferien wissen, wer den besten Service und Angebot hat. Heute gab es ein Croissant Especiale: Ein getoastetes Croissant gefüllt mit Schinken, Käse und Spiegelei.
Nach einer kurzen Siesta waren wir schon wieder beim Kontrollieren und Bereitstellen unserer Tauchgeräte in der Basis. Unsere Ausfahrt führte uns direkt hinter die Mole: Dem Tauchplatz Punta Restinga 3. Ein super schöner Tauchplatz - und die Empfehlung von Jutta - es ist ihr Lieblingstauchplatz. Eine Lavanase zieht nach unten und bricht dann in eine Steilwand ab. Der Tauchplatz kann man x-mal betauchen und hat nie alle Varianten und Facetten gesehen. Auszug aus dem Divelog von Daniela:
"Endlich, die erste Schnecke in diesen Ferien. Eine Gelb-Lila Nacktschnecke! Im Sandfeld unterhalb der Kante lag ein riesiger Stechrochen im Sand. Ein Adlerrochen kreiste mystisch darüber. Ein Zacki zog an der Krete entlang - in der Tiefe tümpelte ein Igelfisch in der Felswand und zwei Meros jagten sich. Im Flachwasser beobachteten Zacki das Geschehen. Viele Muränen in den Höhlen, viele Feuerwürmer, viele Trompetenfische etc. Der bisher schönste TG in diesen Ferien :-)"
Die wenigen Meter in den Hafen legte unser Boot in Minutenfrist zurück. Das Boot legt an der Mole an. Wir packten unsere Geräte auf den Anhänger und watscheln zurück zur Basis. Wenn wir jeweils an der Basis ankamen, war Jutta bereits mit dem Anhänger vorgefahren. So nehmen wir jeweils die Geräte vom Anhänger und tauchen sie ein paar Meter nebenan in der Basis in das Süsswasserbecken und spülen alles recht ordentlich aus. Wenn Gerät demontiert, Atemregler, Tauchanzug und Jacket aufgehängt sind, geniessen wir noch eine Dusche. Dann folgt eines der Tageshighlights: Günter hat bereits die Filme und Fotos von seiner Kamera auf den Computer runter geladen und eine kleine Diashow erstellt. So staunen wir immer am Ende eines Tauchgangs über das, was wir nicht gesehen haben...
5. Tauchtag
Der Wecker ist auf 08:15 Uhr eingestellt. Erstaunlich - zu Hause geht der Wecker schon kurz nach 05.00 Uhr los. Hier auf El Hierro brauchen wir tatsächlich für so eine späte Aufstehzeit einen Wecker. Eigentlich ein gutes Zeichen. Zumal El Hierro in einer anderen Zeitzone liegt. Eine Stunde darf man noch dazurechnen.
Das Frühstück geniessen wir jeweils auf der Mini-Veranda und beobachten dabei das Meer. Auch heute bläst der Wind kräftig von Osten und die Wellen brechen kräftig am Wall der Mole. Die Gischt spritzt zeitweise bis 10 Meter hoch. Ein wunderschönes Schauspiel.
Das wunderschöne Naturschauspiel wird dann bei der Ausfahrt Mit dem Boot zum Tauchplatz zu einem lustigen teilweise wildem Ritt. Die ersten paar hundert Meter nach dem Hafen, ist unseres tapferes Boot Wind und Welle voll ausgesetzt. Captain und Steuermann "Günter" hat wie immer alles im Griff. Sobald wir das Lee jeweils erreicht haben und das Meer ruhig wird, wenden wir uns vom "Rodeoritt" ab und geniessen die atemberaubende Landschaft von El Hierro.
Heute legt Günter an einem seinen Lieblingstauchplätze an. El Desierto bietet so einiges. Dank der Hilfe von Günter sind alle Taucher rasch ausgerüstet und gecheckt. Ein Blick zurück, ob da auch kein Taucher hinter einem ist, und schon lassen wir uns ins tief blaue Meer plumpsen. Wir finden uns am Grund des Ankerseils ein, geben alle ein OK-Zeichen und tauchen los.
Unser Flösseln dauerte nur kurz, denn ein paar Meter neben dem Ankerplatz hat sich im Schutz eines Felsens ein Mero auf die Sandfläche gelegt. Der Mero hat sich vermutlich mal in einen Angelhaken verbissen. Sein schiefer Mundwinkel lässt dies erkennen. Wenn man den Fisch von einer bestimmten Seite betrachtet, schaut es aus, als würde er lächeln. Günter nennt diesen ortsansässigen Zackenbarsch daher auch den "Lächler".
Über die einzelnen Felsblöcke sind wir dann runter zum Röhrenaalfeld getaucht. An Pancho's Ex-Stammplatz war sein Nachfolger nicht zu Hause. Wir haben dann das Röhrenaalfeld etwas unter die Lupe genommen und versucht mit unseren Kameras möglichst nahe rann zu kommen. Nachdem wir um einen kleinen Steilhang herum tauchten, ging's wieder zurück zum Ankerplatz. Unterwegs hat es eine Seezunge geschafft, sich geschickt vor unserer Kameralinse dünn zu machen. Daniela hat es mit viel Geschick geschafft, ein Bild zu schiessen.
Am Ankerplatz gibt es einen grossen, zerklüfteten Felsen, den wir akribisch untersuchten. Fündig wurden wir mit einer kanarischen Languste und einem goldgefleckten Schlangenaal. Schlangenaale sind fotografisch eine Herausforderung. Geschickt und wendig sind diese stets in Bewegung und schlängeln sich über die Felsen. Selten gibt's Momente, wo diese Tiere inne halten. Eine Nahaufnahme braucht daher viel Geduld.
Nach einer Stunde hingen wir beim Sicherheitsstop am Ankerseil und genossen das Lichtspiel der Sonnenstrahlen auf dem Riff. Wir tauchten auf, reichten Günter unser Equipment, Bleigürtel und Gerät. Mit einem kräftigen Flossenschlag waren wir dann auch schon auf dem Boot. So stehen 20 Minuten Rückfahrt an der Küste einer wunderschönen Vulkaninsel auf dem Programm, von welchen wir jede einzelne Minute genossen.
Ein Croissant Mixta wurde schon zum Standardmittagessen. Gemütlich genossen wir unser Mittagessen unter dem Sonnenschirm an der "Flaniermeile" am Hafen. Unsere Logbücher wurden dann zum Dessert nachgeführt. Stets mit einem Blick auf den Wind. Denn wir hoffen, dass wir zur Abwechslung die Ostküste von El Hierro betauchen können. Dies geht aber nur, wenn der Wind und vor allem der Wellengang nachlässt.
Der Wind blieb uns treu. Also nichts mit Ostküste. Günter hat aber den Zeitpunkt unseres Nachmittag-Tauchgangs geschickt gewählt. Dank der Flut konnten wir den Tauchplatz Cueva de Diablo ansteuern. Sehr nahe an der Küste belegten wir unser Boot an der Boje. Das Meer war an dieser Stelle relativ ruhig. Bevor wir unseren Tauchgang so richtig loslegen konnten, entdeckten wir auch schon einen keinen Kraken. Nur kurze Zeit hat er sich mit uns abgegeben und suchte dann das Weite. Also zogen wir los zur Höhle.
Die Höhle ist gross genug, damit man einen ganzen Lastwagen darin parkieren könnte. Es gibt zwei Öffnungen an der Höhlendecke, durch welches das Sonnenlicht eintritt. Ein mystisches Schauspiel. Normalerweise hat hier ein Igelfisch seinen Stammplatz. Dieser war aber heute nicht zu Hause. Wir beschäftigten uns daher mit den Zylinderrosen, Kaurischnecken, eine grosse Ansammlung von Gespensterkrabben und den einzelnen Krebsen unter den Felsblöcken.
Heute fehlten noch etwa 50cm mehr Wasserstand um durch die Höhlendecke an den Ankerplatz zurück zu tauchen. Wir wählten also den selben Weg zurück wie wir zur Höhle hingetaucht sind. Unterwegs trafen wir auf zwei Feilenfische und einen glatten Schlangenseestern. Die sind sehr schwierig zu beobachten, da sie sehr scheu sind.
Am Ankerplatz konnten wir noch ein Glasaugenfisch beobachten, an dessen Schwanz sich ein Parasit (Assel) festgesetzt hat. Der Glasaugenfisch hielt nicht ruhig genug um die Assel fotografieren zu können.
Plötzlich entdeckten wir in der Ferne etwas, dass sich über die Felsen ringelte: Ein Schlangenaal machte zum Finale des Tauchgangs seine Aufwartung an unserem Tauchplatz. Da die Fotos vom letzten Schlangenaal nicht optimal gelangen, versuchten wir unser Glück erneut und verfolgten den Schlangenaal eine Zeitlang über das Riff.
Schön war der Tauchgang. Zurück zur Basis.
Die Temperaturen sind sehr angenehm in El Hierro. Denn trotz der grossen Hitze bläst ein lauer Wind. So lässt es sich hier sehr gut aushalten. Schon Tradition angenommen hat in diesem Urlaub der Besuch der Bar an der Avenida, wo wir genüsslich Badida des Moras und Badida des Fresas schlürften. Das sind wunderbare, frisch zubereitete Milchshakes.
6. Tauchtag
Und täglich grüsst das Murmeltier. 08:15 Uhr ist wirklich verdammt früh zum Aufstehen. Aber schliesslich wollen wir ja vor dem Tauchen noch genüsslich unser Frühstück geniessen können. Wie immer prüften wir zuerst den Wind und die Welle. Auch heute Morgen waren beide noch stark präsent. Was wird es wohl heute geben? Während wir noch so in unseren Gedanken schwankten, pfiff unsere Espressomaschine. Unser Frühstückskafi war fertig. Der Kochschinken neigte sich dem Ende entgegen. Wir müssen wohl bald wieder bei Nati-Sur einkaufen gehen. Aber zuerst einmal ab zur Basis, Geräte zusammengebaut und ab zur Mole.
Ein Anfahren der Ostküste? Keine Chance. Wir fuhren also wieder Richtung Mare las Calmas. Jene Bucht übrigens, welche Kolumbus bei einer seiner Missionen als Zwischenstation nutzte um die ideale Winde Richtung Amerika abzuwarten. Heute hätte er genügend davon haben können...
Cuevas las Camerones hiess unsere Destination. Die Camerones waren aber heute nicht zu Hause. Dafür viele Muränen. Wie eine Patroullie kreisten über uns einige Drückerfische. Die hatten aber kein Interesse an uns. Am Riff bestaunten wir dann einige Keulenanemone und Gespensterkrabben.
Nähe des Ankerplatzes gibt es ein ca. 1m langes Loch von ca. 40cm Durchmesser quer durch das Riff. Darin hauste ein Zacki, der von einem Trompetenfisch begleitet wurde. Schöner und lustiger Anblick. Wir tauchten immer wieder über das Riff von der einen zur anderen Seite. Die beiden Fische beobachteten uns ständig in ihrem Loch.
Ein paar Goldstriemen machten ihre Aufwartung am Ankerseil. Doch als Fotomodell müssen diese Meeresbewohner noch ein wenig üben.
Schöner Tauchgang, jedoch mit wenig Fisch. Aber man kann nicht immer alles haben. Unser Boot trug uns wieder sicher nach La Restinga zurück.
Heute fühlten wir uns irgendwie müde und legten uns ein wenig schlafen. Vorsichtshalber haben wir den Wecker gestellt, damit wir den Nachmittagstauchgang auch wirklich nicht verschlafen konnten.
Plötzlich wurde es ruhig und still. Kein Pfeifen des Windes war mehr zu hören. Was war los? Wir standen auf und blickten zum Fenster raus. Tatsächlich: Nur noch ein laues Lüftchen wehte ums Haus. Und schon machte sich auch die starke Hitze bemerkbar. Ob die Welle sich bis zum Tauchgang beruhigen wird?
Ja, sie berhuhigte sich. Der Aussenborder musste nur kurz arbeiten. Innert ein paar Minuten legten wir bereits am El Bajon an. Günter prüfte kritisch die Strömungsverhältnisse. Er gab uns grünes Licht. Gespannt machten wir uns für den Tauchgang bereit, checkten nochmals alles und liessen uns wieder ins Wasser plumpsen.
An der Oberfläche war deutlich noch Strömung vorhanden. Ein flotter Flossenschlag und ein Griff ans Ankerseil, schon konnten wir uns gemütlich in die Tiefe hangeln. Viele Bilotbarsche begrüssten uns auf dem Felsplateau. Hier war kaum noch Strömung vorhanden. Also konnten wir den weiteren Tauchgang gemütlich angehen.
Nach der Felskante entdeckten wir einige Drückerfische. Wir tauchten an ihnen vorbei weiter in die Tiefe. Auf 35m waren drei Barrakudas zu Gast. Ein "kleiner" und zwei richtig ausgewachsene. Wir versuchten sie fotografisch auf Chip zu bannen, die Fische aber, gaben uns nur wenige Chancen dazu. Die Nullzeit war kurz vor dem Ablaufen. Wir machten uns zügig ans Auftauchen, damit wir nicht in die Deko rein kamen. Wir gesellten uns wieder zu den Unmengen Bilotbarschen. Einer davon war ein Albino und ganz gelb. Das sah in dem grossen Schwarm sehr beeindruckend aus. Ab und zu zeigten sich ein paar Feilenfische, zogen an uns vorbei, gingen aber sofort in Deckung, als wir unsere Fotoapparate zückten.
Drei Tauchtage hintereinander sind genug. Obwohl der Reiz da wäre, noch einen Tauchtag dran zu hängen, werden wir nun eine Tauchpause einschalten. Die Insel muss ja schliesslich noch weiter erkundet werden.
Zweite Tauchpause - Inseltour mit Abenteuer
Den Wecker hatten wir abgeschaltet. Und als Belohnung dafür, haben wir uns frisches Brot vom Becker gegönnt. Wir liessen unsere Tauchpause langsam angehen. Es soll ja schliesslich ein Genusstag werden.
Am späteren Vormittag machten wir unser Auto flott und fuhren den langen Weg Richtung El Pinar. Dort legten wir einen ersten Zwischenstopp bei einer Aussichtsplattform ein, auf welcher wir einen super Überblick über El Pinar erhielten und in der Ferne La Gomera und Tenerife mit dem stolzen Vulkankegel des Teide bewundern konnten. Wie wäre es wohl hier zu wohnen? Wir liessen unsere Blicke über die verschiedenen Häuser und Gässchen schweifen. Nicht zum ersten mal stellten wir uns diese Frage. Und wieder kamen wir zum Schluss: Ferien sind hier bis auf Weiteres einfach schöner als gleich hier her auszuwandern.
Bei El Pinar verläuft die Waldgrenze zu einer sehr grossen Waldfläche, welche durch die wenigen Niederschläge immer wieder unter groser Brandgefahr stehen. So war auch bei unserer Aussichtsplattform ein Feuerwehrmann, oder besser gesagt eine Feuerwehrfrau, anwesend. Sie beobachtete mit ein paar Kollegen, die strategisch im und um den Wald verteilt waren, die Situation.
Wir machten uns auf und fuhren durch den Kieferwald weiter in die Höhe. Plötzlich änderte sich die Vegetation und wir standen im dichten Lorbeerwald. Wir hielten an und marschierten ein paar Meter über den mit zig tausend Kiefernadeln gepolsterten, weichen Waldboden. Es duftete herrlich nach Lorbeer und es war sehr sehr still. Wir genossen diese Ruhe.
Wir starteten unseren Motor und fuhren weiter zum Mirador . Die Wolken hingen an diesem prächtigen Aussichtspunkt tief im Golfo-Tal. Also waren keine weitläufigen Aussichten zu geniessen. Trotzdem machten wir eine kleine Tour über die ersten paar Meter des sehr steilen Wanderweges ins Golfo-Tal.
Nächste Station: Mirador del Peña. Das Kongresszentrum ist immer noch nicht fertig. Im Gegenteil: Es scheint wegen Nichtgebrauchs zu verlottern. Bauzäune erlauben noch keinen uneingeschränkten Blick auf die Baulichkeiten. Wir wollten an einer unseren Lieblingsort: Dem Charco Manso. Zuerst tankten wir aber in Valverde unser Auto voll und machten uns dann auf den Weg zum Charco.
Da standen wir nun vor der Verzweigung. Ein Schild wies uns Richtung Charco Manso. Die holprig, steil abfallende asphaltierte Strasse soll es sein. Auf diesem schmalen Strässchen hat gerade mal ein Auto knapp platz. Links und rechts war sie flankiert mit Steinmauern aus scharfkantigem Vulkangestein. Dahinter ging es steil bergauf. Vor uns der tief blaue Atlantik. So fuhren wir da runter, bis plötzlich die asphaltierte Strasse endete. Vor uns befand sich nur noch ein mit tiefen Schlaglöchern ausgestatteter Feldweg. Kein Weiterkommen mehr für uns. Schon nur deshalb, da unsere Autovermietung uns die Vertragsklausel mit auf den Weg gegeben hat "nur asphaltierte Strassen", mussten wir unweigerlich wenden. An dieser Stelle gab es aber keine Wendemöglichkeit für unser kleines Vehicle. Also Rückwärtsgang rein und vorsichtig die steile Rampe nach Oben gezirkelt. Da sahen wir eine Verzweigung, ein Feldweg, der uns ideal für eine Wende erschien. Das Lenkrad hart im Anschlag fuhren wir rückwärts in das schräg abfallende Weglein.
Ein lautes "Ruumms" und unsere Vorderräder hatten keinen Griff mehr und drehten durch. Was war passiert? Wir stiegen aus und mussten das Dilemma zur Kenntnis nehmen. In einem tiefen Schlagloch versanken unsere Vorderräder, das Auto lag auf. Schreck las nach! Was nun? Wir hatten keinen Handyempfang. Wir packten unseren Rucksack und kraxelten die steile Strasse nach oben zur Hauptstrasse. Unser Handy fand wieder ein Netz. Aufgeregt riefen wir unsere Tauchbasis an. So etwas war uns vorher noch nie passiert.
Günter war am anderen Ende und war zuerst etwas ratlos. Auch wenn er Zeit hätte, könnte er wegen seiner Stickstoffsättigung nicht über den Berg fahren um uns zu helfen. Da hatte er dann aber die entscheidende Idee: "Warum bockt ihr euer Auto nicht einfach auf und schmeisst Steine unter die Räder?"... - klar doch! Warum ist das uns nicht gleich selber in den Sinn gekommen.
Wir packten den Rucksack und liefen wieder runter zu unserem Auto. Ob wir überhaupt einen Wagenheber haben? Wir haben einen! Schön beim Reserverad verstaut lag dieses rettende teil. Komischerweise etwas mit rötlichem Sand verstaubt. Ob schon vor uns jemand ein ähnliches Problem hatte? Egal - erst einmal suchten wir einen flachen Stein, auf welchen wir den Wagenheber platzieren konnten. Der der Untergrund war zu sandig und zu weich, um den Wagenheber stabil zu positionieren. Auf einer Vulkaninsel sind Steine glücklicherweise keine Mangelware. Ein passender Stein war gefunden.
Vorsichtig kurbelten wir unser Auto in die Höhe und schmissen dabei vorweg immer wieder Steine unter die Räder. Plötzlich kippte der Wagenheber zur Seite und unser Auto rutschte leicht zur Seite. Der Untergrund ist sehr instabil und konnte das Gewicht von unserem Auto nicht halten. Wir müssen also sehr vorsichtig sein.
Auf ein Neues! Wir platzierten unsere Grundplatte neu und kurbelten von Neuem unseren Wagen in die Höhe. Es klappte: So hoch wie es ging bockten wir unseren Fahrzeug auf. Wir hatten genügend Zeit mit Steinen eine kleine Rampe zur Fahrbahn zu bauen. Ob die hält?
Als würden wir bei "Wetten dass...?" auftreten bewegten wir unser Auto die gebastelte Rampe Zentimeter für Zentimeter nach oben. Etwas wacklig - aber unser Erstlingswerk als Hobby-Strassenbauer hielt. Wir sahen uns an, schnauften tief durch und waren der gleichen Meinung: Wir sahen aus wie die Ferkel. Der feine Vulkanstaub in Verbindung mit Sonnencreme hinterliess ein unglaublich dunkler Tint auf unserer Haut. Wir mussten dringend ins Meer.
Zuerst fuhren wir aber zur Hauptstrasse hoch, parkierten auf einem grösseren Platz und untersuchten unser Fahrzeug nach Schäden. Bis auf den vielen Staub schienen wir glück gehabt zu haben. Keine offensichtlichen Schäden. Auch Günter war erleichtert, als wir ihm unseren Erfolg am Telefon mitteilen konnten. Also los zum Charco Manso.
Ein Charco ist ein vom Meer gefülltes Lavabecken, das als natürlichen Swimmingpool genutzt werden kann. Wir mussten zwei mal ins Wasser, bis wir den ganzen Dreck von unseren Körpern abgespült hatten. Der Atlantik war etwa 24 Grad warm. Für diese Gegend eigentlich eine hohe Temperatur. Aber für uns neoprenverwöhnten Taucher war es irgendwie eine Herausforderung. Nach dem kalten Spülgang musste eine Belohnung her.
Wir fuhren nach Fronterra, wo es eine Lecheria gab. Hier bekamen wir auch perfektes, leckeres Eis, das sich vor unseren Feinschmeckern Gaumen nicht verstecken musste. Genüsslich haben wir dieses verschlungen und waren froh, dass wir das Unglück nochmals in ein Abenteuer abwenden konnten.
Es war Anfang Nachmittag. Wir beschlossen spontan den höchsten Punkt der Insel zu erklimmen: Den 1504m hohen Malpaso. Eine wunderschöne Strecke lag vor uns, die sich bis auf die Bergkrete durch regenwaldähnliche Vegetationen hochschlängelte. Wir fuhren auf einen Parkplatz auf etwa 1300m Höhe und nahmen die letzten 200-300 Höhenmeter zu Fuss in Angriff. Eine wunderschöne Kurzwanderung durch eine Menschenleere Gegend. Oben angekommen, bestaunten wir die wunderschöne Aussicht. Über dem Golfo-Tal lag wieder eine Wolke. La Palma konnte man im Dunst erkennen. Bessere Sicht hatten wir Richtung La Gomera und Tenerife. Ein leichter Wind blies über den Berg.
Auf der Bergkuppe ist ein Sendemast mit verschiedenen Funkantennen installiert. Früher gab es hier sogar ein Relais für den Amateurfunk (EA8H).
Vermutlich war der Unterhalt hier einfach zu teuer und zu aufwändig. Das Relais wurde im Zug der Modernisierung der Sendeanlagen auf dem Malpaso abgebaut.
(Update Oktober 2012: Bei unserer diesjährigen Reise, war das Relais auf 145.700 wieder aktiv)
Wir sassen noch eine Weile und genossen die Natur. Dann ging's wieder Richtung Parkplatz. Beim Eindunkeln waren wir dann auch wieder in La Restinga angelangt.
Den Abend verbrachten wir mit Jutta und Günter an der Avenida. Es sind nun acht Jahre her, als wir hier bei Günter unseren Tauchschein absolvierten. Seither sind wir regelmässige Wiederholungstäter und haben natürlich so einige Storys zusammen erlebt. Jutta und Günter brauchen als Basisleiter ab und zu schon eine recht dicke Haut. Da war unsere Panne von heute wohl eines der einfachen Problemen, die sie lösen mussten.
7. Tauchtag
Natürlich war unsere Panne vom Vortag Gesprächsstoff bei der Tauchbasis. Bad News are good News. Aber wir hakten das Thema ab und konzentrierten uns wieder aufs Tauchen. Wie nach unserer ersten Tauchpause, mussten wir uns auch an diesem Morgen wieder in die getrockneten Anzüge zwängen. Die Geräte waren rasch montiert, kontrolliert und auf dem Anhänger verladen.
Auf zu unseren letzten drei Tauchtage!
Natürlich stellte sich auch heute wieder die Frage nach Wind und Welle. Und heute konnten wir mit vorsichtiger Freude feststellen, dass sich das Wetter etwas beruhigt hatte. Trotzdem war die Tour zur Ostküste kein Thema. Und das "Hausriff" El Bajon war schon von einem Boot besetzt. Auf El Hierro gilt: Pro Boje ein Boot und maximal 12 Taucher im Wasser. So mussten wir einen anderen Tauchplatz aufsuchen. Der benachbarte Tauchplatz ist Playa Herradura - und er war nicht belegt.
Regler, Maske und alle Utensilien sichern - Rolle rückwärts und "platsch" waren wir wieder im Salzwasser. Einfach herrlich dieses Gefühl. Die Brandungsströmung liess uns hin und her schaukeln. Günter zeigte auch gleich an, dass wir in die Tiefe tauchen wollten, damit wir den Tauchgang in der ruhigeren Tiefe ohne Anstrengungen geniessen konnten.
Als wir auf 35m bei der Sandfläche ankamen, wurde Günter plötzlich unruhig und begann hastig die Einstellungen an seiner Kamera zu ändern. Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass er etwas Spezielles entdeckt hat. Wir schauten nach oben - aber da schwamm nichts herum, was aufregend sein könnte. Was hat Günter bloss gesehen? Auch auf der Sandfläche vor ihm konnten wir von unserer Position aus nichts erkennen. Günter schaute zu uns, deutete an, dass wir vorsichtig in seine Richtung kommen sollen und zeigte dann zur Sandfläche heraus. Ja, da war was. Etwa 15 Meter vor uns etwas Schattiges. Dann begann der Schatten sich zu bewegen und wir erkanten das wunderbare Wesen: Eine Schildkröte!
Als wir in ihre Nähe kamen, schwamm die Schildkröte weiter. Wir mussten uns sputen, damit wir ihren gemächlichen Flossenschlägen einigermassen folgen konnten. Wir zückten unsere Kameras und filmten die Schildkröte. Vielleicht 20 Meter weit liess die Schildkröte uns gewähren, dann tauchte sie zur Wasseroberfläche hoch. Da wir erst abgetaucht waren, wollten wir sie nicht noch weiter verfolgen und gönnten ihr auch die Ruhe.
Nicht aber die Schildkröte. Die holte an der Wasseroberfläche einen kräftigen Atemzug Luft und tauchte wieder zu uns herunter. Als würde sie ein Geschwader anführen, tauchte sie mit uns in Formation über das Riff. Ein schönes Erlebnis. Doch einmal hatte auch die Schildkröte uns genug beobachtet, wendete sich von uns ab und zog von dannen.
Nun, es gab noch andere Dinge am Riff zu beobachten, wie die vielen Garnelen in den kleinen Höhlen, oder den kanarischen Hummer. Da waren auch um den Ankerplatz sehr viele Brassen zu bestaunen. Sogar ein Feilenfisch machte noch kurz vor Tauchgangsende seine Aufwartung bei uns.
Glücklich kehrten wir zum Boot zurück. So dürfte es gerne weitergehen.
Beim Mittagessen wurde die Schildkröte ausgiebig im Logbuch gewürdigt. Da Günter noch weitere Taucher zu Gast hatte, fuhr er an diesem Tag drei mal raus. Wir waren daher erst später wieder an der Reihe. Wir sonnten uns an der Avenida, schlürften unsere Badidas und staunten über das Leben auf El Hierro. Wie zum Beispiel den Bau einer weiteren Mole: Da wurden riesige Betonklötze mit Hilfe von Kran und Taucher im Hafen versenkt und genausten positioniert. Am Abend tauchte dann ein Ingenieur auf, machte genauste Vermessungen und liess am nächsten Tag wieder alle Betonklötze aus dem Wasser herausfischen. Dann begann das Spiel wieder von vorne - die ganzen 14 Tage ging das so - und vermutlich sind die heute noch dran: Klotz rein - Klotz raus.
Wir hatten ja Urlaub und als Nichtmitglied der EU mussten wir uns auch nicht darüber nerven, dass das von der EU geförderte Projekt dermassen sinnlos Geld verschlang. Aber wir gönnten es den einheimischen Arbeiternehmern. Die hatten mächtig viel zu tun...
Naja, wir hatten Urlaub und viel wichtigere Sorgen zu bewältigen. Wie z.B. Wind, Welle und nächster Tauchplatz.
Unser Boot zog seine weisse Fuge durch den tiefblauen Atlantik. Der Kalima, ein heisser Wind mit über 30 Grad Temperatur war wieder aktiv. Doch als wir uns der Mare las Calmas näherten, sahen wir, dass die ganze Südostküste der Insel mit Wolken eingedeckt war. Und zwar so, dass sich die Wolken der Topographie der Insel anpassten und wie eine Sahnehaube aussah. Kurz vor der Boje wurde es markant Kühler und ein sehr starker Fallwind von den Bergen setzte ein. Sogar der Kiefergeruch der Wälder roch sehr stark was eigentlich sehr angenehm war. Günter meinte, dass er solche Wetterverhältnisse eigentlich nur im Januar kennt. Für den September waren solche Winde und Temperaturunterschiede sehr ungewöhnlich.
Wir belegten unser Boot an der Boje des Baja Rosario. Wir freuten uns schon auf die vielen kleinen Höhlen und Löcher die es hier gibt. Überall findet man hier Muränen und Krebse. Und so war es dann auch. Doch spannend wurde es erst recht, als Daniela eine Keulenanemone entdeckte und diese fotografierte: Plötzlich schoss etwas langes flaches, leicht transparentes aus der Anemone und schien die Kamera attackieren zu wollen. Vorsichtig machte Daniela noch zwei Fotos und zog weiter. Was das wohl war? Wir untersuchten das Riff weiter und weilten noch ein wenig bei dem Strauss Röhrensaibellen, der fotographisch immer eine Herausforderung ist. Obwohl wir auf 15 Meter Tiefe waren, machte uns die Brandungswelle dabei zu schaffen. Das blumenstraussartige Objekt hielt natürlich nicht still. Ein Weitwinkelobjektiv wäre nun ideal. Mit unserem Digitalkameras haben wir trotzdem einige Schnappschüsse machen können.
Als wir wieder an Bord unseres Tauchbootes einfanden, kam die zweite Überraschung: Der starke Fallwind hat schlagartig aufgehört und es war fast windstill geworden. In der Basis versuchten wir dann das Foto von der Keulenanemone genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir konnten das wurmartige Geschöpf aber nicht identifizieren. Stundenlange Bildrecherchen im Internet lassen uns aber vermuten, dass es sich um einen Schnurrwurm, der zu den Plattwürmer gehört, handelt Es soll davon im Atlantik über 1400 Arten geben.
Wir genossen an diesem Abend im El Refugio ein sehr feines Nachtessen. Das Restaurant mit der längsten Tradition und Kontinuität in La Restinga. Zum Nachtisch gab es einen Barracito especiale und legten uns dann hundemüde ins Bett.
8. Tauchtag
Der frisch gekaufte, leckere Seranoschinken ist ein Genuss. Dazu frische Passionsfrüchte, die wir von Hans & Lotti aus dem eigenen Gerten erhalten haben. An der Staute gereifte Bananen oder die feinen Mangas - der Geschmack von sonnengereiften tropischen Früchten ist einfach unschlagbar. Mangas kannten wir bis dahin noch nicht. Die weibliche Form einer Mango ist Kugelrund, schmecken fast gleich wie Mango's, haben aber absolut keine Fasern. Warum die bei uns in den Läden nicht angeboten werden? Keine Ahnung... Die Passionsfrüchte wachsen hier wie Unkraut. Es gibt sie in Hülle und Fülle.
Tacoron ist eine Bucht mit einem Charco, bei welchem es auch ein kleines Restaurant mit italienischen Spezialitäten gibt. Aber das war nicht der Grund, warum Günter unser Boot dort hin steuerte. Gleich vor der Bucht ist eine Ankerboje an welcher wir unser Boot fest machten. Anstatt der Pizza gab es dann im Wasser eine Fauna mit vielen Fischen zu bewundern. Zwei grosse Meros bewachten dort ihre Höhlen und wollten sich partout nicht fotografieren lassen. An dem sehr leicht zu betauchendem Riff gab es in einer Höhle einige Baby-Muränen zu entdecken. Wegen der starken Brandung konnten wir nicht Richtung Bucht tauchen. Unter Wasser war aber der Blick nach oben sehr mystisch. Die Wellen brachen an den Felsen, das Wasser kochte regelrecht.
Wir sassen auf dem Boot und liessen den Fahrtwind durch unsere Haare ziehen und genossen die herrlichen Sonnenstrahlen. Als würden wir durch eine Wand fahren, wurde es schlagartig um 1-2 Grad wärmer. Der heisse Wind Calima. Er hat wieder eingesetzt. Der Wind ist wichtig für die Unterwasserwelt, hat uns Günter erklärt. Auf den Satellitenbilder kann man sehr gut erkennen, dass Unmengen Saharasand mit dem Wind über das Meer transportiert wird und dort niederrieselt. Der Wüstensand ist stark mineralhaltig, was ein wichtiger Nährstoff für die Jungfische ist. Günter weiss immer etwas aus der Meeresbiologie zu erzählen. Sein Erfahrungsschatz ist gross. So werden die Ausfahrten auch immer wieder zur kleinen Biologie-Lektionen.
Wir reichen Jutta unser Ankerseil, damit sie das Boot am Poller an der Mole sichern kann. Schnell haben wir unsere Geräte in den Anhänger geräumt. Wir spazieren daraufhin an der Mole entlang Richtung Basis und bestaunen die Boote der Küstenwache. Die geben sich mit der Pflege und Unterhalt grosse Mühe. Die Besatzung ist immer sehr freundlich und Grüssen wenn wir in unseren Neoprenanzügen vorbeiwatscheln. Die Küstenwache hat hier eine wichtige Aufgabe: Von Afrika kommen immer wieder Flüchtlingsboote auf den kanarischen Inseln an. Die Küstenwache spürt diese auf und geleitet sie sicher zum Hafen. In diesem Jahr viel weniger als im Jahr 2008. Damals mussten wir miterleben wie in den paar Wochen drei Flüchtlingsboote ankamen. Ein Boot war etwa 15m lang und mit bis zu 100 Flüchtlingen besetzt. Und nicht immer kamen alle Flüchtlinge lebendig an.
Ein Blick in die Boote war damals schockierend. Kaum eine Ausrüstung, mit welcher man einen Sturm überleben könnte. So vermuteten wir, dass wohl nie alle Flüchtlingsboote auf den Kanaren ankamen... Die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Ländern hat den Flüchtlingsstrom massiv eingedämmt. Es kommen nur noch selten Flüchtlingsboote an.
Unsere Nachmittagsausfahrt führte uns an die Nachbarboje unseres morgendlichen Tauchgangs: Roques de Tacaron. Ein grosser, massiver Felsen unter Wasser gibt dem Tauchplatz seinen Namen. Nach der Riffkante geht die Lavanase steil nach unten bis etwa 40m Tiefe. Dort ist ein grosses Sandfeld, dass dann schräg bis grössere Tiefen hinunterreicht. Wir stoppten unseren Tiefenflug bei etwa 30 Meter. Ein Adlerrochen machte seine Aufwartung und zog unter uns durch. Zu Tief für uns, aber wir verfolgte ihn eine Weile aus der Distanz.
Unter einem Felsen entdeckten wir dann einen Stachelrochen der hier seine Siesta hielt. Es interessierte ihn nicht besonders, dass wir ihn eine zeit lang mit unseren Fotoapparaten belagerten. Wir waren vom morgigen Tauchgang schon stark mit Stickstoff gesättigt. Unsere Tauchcomputer zeigten an, , dass die Nullzeitgrenze gleich erreicht ist. Also machten wir uns ans Auftauchen um in Flachere Gewässer zu gelangen.
Oben angekommen dann endlich ein Objekt, was wir schon lange in unserer "Sammlung" in diesen Ferien vermissten: Eine Leopardenschnecke. Obwohl die Brandungsströmung ein Fotografieren stark erschwerte, schossen wir ein paar Bilder von diesem wirbellosen Tier. Dann bestaunten wir noch eine Zeitlang, wie die Wellen am "Roques" brachen. Zusammen mit den schräg einfallenden Sonnenstrahlen war das ein herrliches Naturschauspiel.
Pizza in der Tacaron. Wenn wir schon hier den ganzen Tag tauchten, konnten wir auch den Abend dort geniessen. Ein schöner Platz. Wir beobachteten den Sonnenuntergang und genossen die Landschaft. In absoluter Dunkelheit fuhren wir durch die Lavalandschaft Richtung La Restinga. Künstliches Licht ist hier Mangelware. So staunt man immer wieder, wie herrlich klar die Sternennächte hier sind - und vor allem - wie viele Sterne überhaupt sichtbar sind, wenn sie nicht im Dunst der Lichtverschmutzung, wie bei uns zu Hause, verblassen. Astrofotografen müssten eigentlich ihre wahre Freude hier haben.
9. Tauchtag
Und wie geht man den letzten Tauchtag auf El Hierro an? Ganz einfach: Genau wie jeder Andere auch. Vielleicht mit etwas Wehmut in der Magengegend. Und ja, Wind und Welle sind natürlich auch an diesem Tag geblieben. Bei der Ausfahrt wuchtete der Atlantik unglaubliche Wellen gegen die Küste. Ein fantastisches Schauspiel, wie die Welle sich türkisblau auftürmte, dann am schroffen Lavafelsen brach und anschliessend die Gischt teilweise über 10 Meter hoch geschleudert wurde - wow.
Wie wir es schon ein paar mal erleben durften, wurden wir unterwegs von fliegenden Fischen begleitet. Die können teilweise über eine Distanz von weit über 100 Meter fliegen. Günter versuchte Richtung El Desierto zu fahren. Doch auf der Höhe der Tacaron wendete er das Boot, da alle Tauchplätze schon besetzt waren. Puntas las Cañas war dann die Endstation. Der Tauchgang erwies sich als unspektakulär. Vielleicht waren wir schon ein wenig verwöhnt, aber im Logbuch war dann tatsächlich die Bemerkung "langweilig" vermerkt. Uuups, das ist ein Novum. Vor allem, da wir an diesem Tauchplatz schon tolle Dinge erleben durften.
Hmmm, wie wird wohl unser letzter Tauchgang werden?
Nach dem Mittagessen machten wir uns auch schon bald wieder bereit für den Abschlusstauchgang. Als hätten wir eine leichte Katerstimmung, zogen wir von der Tauchbasis Richtung Mole.
Günter steuerte unser Boot aus dem Hafen und nahm Kurs zum El Bajon. Wir wunderten uns, da wir immer noch eine kräftige Welle hatten. 20 Meter vor der Boje hielt Günter inne und beobachtete in Ruhe das Meer. Die Boje wurde von der Welle nicht unter Wasser gezogen. Das war ein gutes Zeichen. Günter gab das OK, damit wir das Boot an der Boje befestigen konnte.
Um wirklich sicher zu gehen, prüfte Günter nochmals die Strömungsverhältnisse und tauchte auch nochmals seinen Kopf unter Wasser: "Es hat nur Oberflächenströmung, wir können tauchen", meinte er nach seinem Check. Wir waren alle sofort happy, da wir damit nicht gerechnet hatten. Wir liessen uns ins Wasser plumpsen, hangelten uns an der Ankerleine durch die Strömung nach vorne und tauchten ab.
Tatsächlich: Auf dem Plateau war von der Strömung bereits nichts mehr zu spüren. An den Bilotbarschen vorbei, tauchten wir in die Tiefe. Auf 35m besuchte uns ein Mero. Dann ein Zweiter und auch noch ein Dritter. Wie kleine Kätzchen flattierten die Zackis um uns herum, lagen Seite an Seite mit uns im Wasser als wir am Felsen etwas fotografierten und versuchten sich selbst immer wieder in Szene zu setzen.
Eine Schule Gaisbrassen machte ihre Aufwartung an der Steilwand. Sie tanzten um uns herum, liessen sich fotografieren und zogen wieder davon.
Auf einer Felsplatte entdeckte Günter eine Kauri-Schnecke. Das Zentimetergrosse Geschöpf war vor blossem Auge kaum erkennbar. Unsere Tauchcomputer reklamierten das Ende der Nullzeit und wir mussten in die Höhe steigen. Die Zackis begleiteten uns zuerst und verliessen uns dann aber wieder. Eine Schule Drückerfische besuchte uns an der Felskante, dazwischen zog ein Feilenfisch seine runden. Auf 15 Meter Tiefe tauchten wir wieder Richtung Ankerseil.
In einer Höhle hausten zwei Schwarzmuränen, eine Tigermuränen und eine Putzergarnele im Konkubinat. Da hat aber die Putzergarnele zu arbeiten um die drei Mäuler sauber zu halten.
Plötzlich kam eine Wand Bilotbarsche auf uns zu. In er Mitte ein Albino - ein gelber Bilotbarsch. Das ganze Riff war von denen bevölkert. Dazwischen Trompetenfische, Papageienfische, Meerpfauen und Bänderbrassen.
Die letzten 10 Minuten vor dem Auftauchen hatten wir regelrechte Fischsuppe. Zum Abschied sahen wir noch eine prächtige Dorade, Gelbschwanzmakrelen und sogar noch einige Bernsteinmakrelen.
Beim Sicherheitsstopp hingen wir nun an der Leine auf 5 Meter Tiefe, starrten ins Deep Blue und hofften noch auf irgend etwas Grosses. Unser Luftreserve liess es nicht mehr zu, hier noch länger zu verweilen. Schon nur noch knappe 40 Bar zeigte das Finimeter an. Höchste Zeit, diesen krönenden Abschlusstauchgang zu beenden.
Zu frieden stiegen wir ins Boot, genossen den Rodeo-Ritt über die hohen Atlantikwellen Richtung Hafen und reichten zum letzten mal in diesem Urlaub Jutta die Leine, damit sie unser Boot sicher am Poller belegen konnte. Super gsi!
In der Basis hiess es natürlich Geräte und Ausrüstung gründlich spülen, damit möglichst viel Salzwasser vor dem Trocknen entfernt werden konnte. Dann mussten wir natürlich das Finimeter von Michi wieder auswechseln, damit wir Jutta ihre Konsole mit Tauchcomputer zurück geben konnten.
Mit Melanie und Stephan tranken wir feine Badida's an der Avenida und tauschten unsere Adressen aus. Die beiden Taucher aus unserem Heimatland haben dieses Jahr noch grosses vor: Im ganzen Jahr 2010 wollen sie die Schweiz von West nach Ost durchqueren, wobei nur Velo und Steigeisen in Frage kommt. Genau: Es gilt möglichst hohe Hindernisse auf ihrer Tour zu überqueren. Nicht der einfachste, sondern der schwierigste Weg wird gewählt! Good luck!
Letzter Tag auf der Insel
Ausschlafen war die Devise. Dann Frühstücken, Neopren zum Trocknen aufhängen und den Rest schon mal zusammenpacken. Dann zogen wir los zu unserer letzten Inseltour.
Wir fuhren durch den Kieferwald Richtung Leuchtturm, besuchten ihn auch heute nicht. Unser Ziel war der Mirador del Pozo. Dieser herrliche Aussichtpunkt wäre eigentlich eine Sensation. Aus über 1000 Meter Höhe schaut man ins Golfo-Tal mit dem herrlichen Atlantik und hat eventuell noch einen Blick auf die Insel La Palma. Doch dicker Nebel machte uns einen Strich durch die Rechnung. Ab und zu erhaschten wir eine kleine blaue Störung, aber wirkliche Aussicht hatten wir nicht. In diesem Jahr hatten wir nie die Chance, das Golfo-Tal zu überblicken. Sehr ungewöhnlich...
Vorbei an einer Kuhherden, welche die letzten Trockenen Grashalme vom Boden frassen, fuhren wir weiter zum El Sabinar. Das ist das touristische Ziel schlecht hin auf der Insel. Der uralte, durch den ständige Passatwind gekrümmte Baum ist inzwischen leicht eingezäunt worden und mit einem Hinweisschild versehen. Wir konnten mit unseren paar brocken Spanisch aber darauf erfahren, dass man die Abschrankungen zum Baum nicht übertreten soll. Leider hielten sich viele einheimische Touris nicht daran. Wir wahrten Respekt und schossen im richtigen Moment die Fotos.
Frontera war unsere nächste Station. Unbedingt mussten wir bei der Leccheria nochmals ein paar der herrlichen Eissorten geniessen. Viel Zeit blieb uns aber nicht. Um so näher das Ende der Ferien näher kam, um soo mehr mussten wir uns wieder einen straffen Zeitplan gewöhnen. Zeitig mussten wir wieder nach La Restinga zurück kehren damit wir unsere Koffer für die morgige Heimreise packen konnten.
Bevor der Tunnel zwischen Frontera und Valverde gebaut wurde, musste man eine knapp einstündige Fahrt über den Pass in Kauf nehmen. Genau diese wunderschöne Strecke durch verschiedene Klima- und Vegetationszonen genossen wir zum Abschluss nochmals in vollen Zügen und fuhren über den Berg zurück nach La Restinga.
Unsere Neoprenanzüge waren trocken genug, damit wir sie einpacken konnten. Schnell waren unsere Koffer gepackt. Nun hiess es Abschied nehmen von Jutta und Günter, denn wir werden am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang La Restinga verlassen müssen.
Der letzte Abend verbrachten wir mit Hans und Lotti. Dazu fuhren wir nochmals nach Mocanal, zu einem kleinen aber feinen Restaurant im Norden der Insel. Wir nahmen Platz am Fenster und hatten einen herrlichen Ausblick Richtung La Palma. Wir erzählten uns unsere Erlebnisse von unseren Ferien, aber auch die alten Geschichten von damals, als wir uns kennen lernten und unseren ersten Besuch auf El Hierro unternahmen.
Herzlich war die Verabschiedung, mit dem Versprechen, wieder auf die Insel zurück zu kehren.
Bei Sonnenuntergang kehrten wir nach La Restinga zurück. So einfach konnten wir aber nicht zu Bett. Wir spazierten nochmals über die Mole, lauschten dem Meer, schossen nochmals ein paar Bilder von der Szenerie und verabschiedeten uns vom Atlantik. Bis bald...
Bye bye El Hierro
Abschied nehmen von El Hierro ist jedes mal schwierig für uns. Aber wir haben ja auch einen spannenden Job zu Hause, der uns wieder erwartet. Frühmorgens (und dieses mal war es wirklich sehr früh) holte uns der Wecker aus dem Schlaf. Rasch gingen wir unter die Dusche, packten die letzten Utensilien ein und verräumten alles in unserem Mietauto. Nochmals lauschten wir in der dunklen Nacht dem Rauschen und Grollen des Atlantiks. Es war zu dunkel, um das Meer richtig erkennen zu können. Wir drehten den Zündschlüssel und auf ging's Richtung Flughafen.
Als wir El Pinar erreichten, kündigte sich mit einem Silberstreifen am Horizont der bevorstehende Sonnenaufgang an. Wir waren alleine unterwegs, die Strasse gehörte uns. In der Hauptstadt Valverde, wo es neben El Pinar und Frontera eine der drei Inseltankstelle gab, füllten wir wie mit der Autovermietung vereinbart unseren Tank mit Benzin. Anschliessende mussten wir unser Auto praktisch nur noch den Berg hinunter zum Flughafen rollen lassen. Es gab auf unserem Weg bis dort hin keine Steigung mehr.
Am Flughafen angekommen stand die Sonnen gerade über dem Horizont. Ein warmer Wind fegte über die Flughafenpiste. Die Flughafenfeuerwehr war gerade daran, die Piste auf fremde Gegenstände zu kontrollieren. Wir packten unsere Reisekoffer, schlossen unser Mietwagen ab und begaben uns zum Check-In. Übergepäck? Kein Thema bei der Binter-Canarias. Unser Gepäck wurde anstandslos und ohne Kommentar entgegengenommen. Dann gaben wir bei der Autovermietung noch den Schlüssel von unserem Mietwagen ab. Das war der letzte Akt auf El Hierro.
Pünktlich bestiegen wir unsere ATR-72 der Binter-Canarias. Es war der erste Flug an diesem Tag. Nach der Sicherheitsanweisung standen wir schon an der Startpiste. Die Turbo-Propeller heulten auf, das Flugzeug beschleunigte kräftig, schon zogen wir mit einer eleganten Kurve von El Hierro davon Richtung Teneriffa.
Als Erfrischung gab es eine salzige Nussmischung und Wasser. Der Flug dauerte nicht lange. Nach dem Überflug des Flughafens in Teneriffa Nord nahm unser Flieger Kurs Richtung offenes Meer, zog dann eine 180 Grad Kurve und wir setzten zur Landung auf Teneriffa an. Die vielen Häuser, der dichte Verkehr auf den Strassen, die grossen Industriegebäude: So nach zwei Wochen El Hierro schien das alles so unwirklich, wie eine fremde Welt.
Der Pilot setzte den Flieger sicher auf der Landepiste auf und bremste ab. Das Terminal war nicht weit entfernt. Nach dem wir die Parkposition erreicht haben, ging alles schnell und wir standen schon im Terminal bei der Gepäcksausgabe. Bevor das Band unser Gepäck aus dem Schlund des Flughafens ausspuckte, besorgten wir unseren Mietwagen bei Cicar. Auch heute ging alles ohne Problem und sehr rasch von statten.
Wir beluden unser Auto und gingen erst einmal auf Futtersuche. Richtig: Ausser Getränke hatten wir heute noch nichts zu uns genommen. Bei einer Tankstelle wurden wir dann fündig. Ein Bistro nach unserem Geschmack. Vorher mussten wir unseren Opel Astra noch volltanken, damit wir unsere Inseltour starten konnten. Ein Croissante Mixto und Barracito sollte es nochmals sein. Genüsslich verschlungen wir unser Frühstück und planten dann unsere Strecke unserer heutigen Inseltour von Teneriffa Nord nach Teneriffa Süd.
Unsere Strecke führte uns vom Flughafen durch einen wunderschönen Kieferwald Richtung Teide Nationalpark. Über der Baumgrenze sahen wir dann eine spektakuläre Vulkanlandschaft mit dem Vulkankegel des Teide in der Ferne. Einzig mühsam waren die Motorradfahrer. Wir sind uns aus der Schweiz ja einiges gewohnt, wenn wir einen Pass befahren. Aber das waren äusserst risikohafte Überholmanöver, die wir da erleben mussten. So erstaunte es auch nicht, dass wir regelmässig die Polizei auf Motorrädern antrafen, die das Geschehen überwachten.
Eingangs Nationalpark in knapp 2000m Höhe, schlürften wir nochmals genüsslich einen Barracito. Von hier führte dann die Strasse durch das grosse Lavabecken auf der Hochebene des Teide Nationalparks. Eine beeindruckende Mondlandschaft. Zeit, um lange zu verweilen, blieb uns nicht. Ein paar Minuten gönnten wir uns jeweils. Um unseren Rückflug nicht zu gefährden, mussten wir unseren Zeitplan einhalten. Für die Inseltour blieben uns insgesamt knappe fünf Stunden Zeit. Wir verliessen den Teide Nationalpark und fuhren Richtung Arona.
Der Flughafen kam in Sichtweite und mit ihm, fast symbolhaft, die dunklen Regenwolken. Und tatsächlich regnete es ein paar Minuten lang. Wie es aber so ist auf den Kanaren, die Sonne liess nicht lange auf sich warten. Wir parkierten unseren Mietwagen beim Car-Return, bekamen am Schalter noch ein paar Euro Benzingeld zurück, da wir zu viel getankt hatten, und begaben uns zum Check-In. Die Pauschal-Touris waren schneller als wir. Obwohl wir mehr als frühzeitig am Flughafen eintrafen, reihten wir uns als einer der letzten Fluggäste in der Schlange ein.
Natürlich kam es wie es kommen musste: Wir hatten wieder die Diskussion wegen dem Übergepäck. Das Schalterpersonal versuchte einigermassen kulant zu sein, verdonnerte uns aber trotzdem zu 40 Euro Gebühr. Naja, es entsprach unseren Erwartungen. Da wir zu den letzten Fluggästen am Check-In zählten, bekamen wir im Flieger keinen Fensterplatz mehr zugeteilt.
Die Sicherheitskontrolle entdeckte unsere Tauchlampen, waren aber mit uns zu frieden, als wir zeigten, dass alles vorschriftsgemäss konfiguriert und verstaut war. Unsere Mägen knurrten, das letzte Essen war schon lange her. Wir genehmigten uns einen kleinen Happen am Food-Corner. Eine halbe Stunde vor Abflug fanden wir uns dann am Gate ein. Unsere Maschine war gerade erst mit Verspätung aus Zürich angekommen. Wir durften uns daher noch ein wenig in Geduld üben. Fast auf die Minute zum Zeitpunkt des geplanten Abflugs öffnete dann das Gate und wir bestiegen das Flugzeug.
Was wir nicht begreifen ist, dass das Boarding nach dem Prinzip "Chaos" erfolgt. Wir kennen nun schon diverse Airlines, die zuerst die hinterste Plätze einsteigen lassen und am Schluss die ganz vorne. Alles geht dann geordnet von statten. Aber nicht auf unserem Flug: Hier stehen sich alle gegenseitig im Weg, da ja jeder noch sein Handgepäck verstauen muss, und lassen schon ein wenig Stress entstehen. Trotzdem erstaunlich, wie schnell das Boarding unter diesen Umständen von statten ging.
Da wir kein Fensterplatz hatten, verfolgten wir den Start live über die Monitore. Unser A-320 der Swiss/Edelweiss beschleunigte auf der Startpiste, hob ab und zog Richtung Atlantik hinaus. Unsere Route führte uns über Grand Canaria, Fuerteventura, Lanzarote nach Portugal, dann über die Pyrenäen nach Toulouse, Genf und schliesslich Zürich. Der Service klappte perfekt, auch bekam Daniela wieder ihr bestelltes glutenfreies Essen. Der Pilot erzählte sehr detailliert über unsere Flugparameter und rechnete vor, dass pro Passagier pro 100 Kilometer gerade mal drei Liter Kerosin verbraucht werden. Wir rechneten nach: Rund 100 Liter Kerosin werden pro Passagier bis Zürich verbrannt.
Als wir uns über Spanien befanden, ging die Sonne am Horizont unter. Wir dösten noch ein wenig vor uns her, bevor unser Flieger kurz nach Genf die Reiseflughöhe verliess. Nach ein paar Kurven um Dörfer und Städte landeten wir gerade mal mit 2 Minuten Verspätung in Zürich. Bei der Gepäckrückgabe trafen wir dann auf Stephan und Melanie. Sie kamen fast zeitgleich mit uns in Zürich an. Wir verabschiedeten uns, liefen zum Langzeitparking und beluden unser Auto. Ein Stau auf dem Zürcher Nordring verhinderte ein schnelles Vorankommen.
Aber wir kamen wieder heil, gesund und glücklich? zu Hause an.
Fazit:
Where do we go next? Das wissen wir noch nicht. Es waren wieder tolle Ferien bei Jutta und Günter. Das Tauchen und die Inseltouren verlangen immer wieder nach mehr. Die kleine Vulkaninsel inspiriert und lässt immer Raum für neue Entdeckungen sowohl über wie auch unter Wasser offen.
Wir freuen uns schon, wenn wir das nächste mal wieder nach El Hierro fliegen dürfen. Spätestens zu unserem 10 jährigen Jubiläum unseres Tauchscheins.