Eigentlich, ja eigentlich wollten wir nach Hyeres in Südfrankreich um unter anderem wieder einmal im Nationalpark von Port-Cros tauchen zu gehen. Und nebenbei auch das wunderschöne U-Boot Wrack Rubis. Doch König Fussball kam uns da in die Quere. Irgendwie hatten wir keine Lust darauf im Rummel der Fussball EM zu sein.
Welche Destination also dieses Mal? Auf der Webseite der Quality Divers http://www.qualitydivers.com/ zu welchen auch unsere bisherigen Destinationen St. Tropez und Phuket gehören, sind wir dann auf Gozo gestossen. Wir haben schon viel von Gozo gehört und auch schon oft eine Empfehlung von bekannten Tauchern erhalten einmal dort hin zu gehen. Malta/Gozo – bis Dato für uns ein unbekannter Fleck Erde. Warum nicht? Also haben wir bei Calypso Diving eine Anfrage per eMail, es waren glaube ich zwei Zeilen, gestartet. Innerhalb 24h hatten wir eine ausführliche Antwort aus Gozo erhalten. Kein Marketing blabla, sondern genau das was wir zu diesem Zeitpunkt an Infos brauchten. Und so zog sich das durch bis zur Buchung: Schnell, zuverlässig und professionell.
Bis zur Abreise vergingen dann auch noch einige Monate. Irgendwie sind wir nie dazu gekommen um uns über Land und Leute im Vorfeld zu informieren. So sind wir quasi im Blindflug angereist.
Anreise:
Bis zum Mittwoch hatten wir gearbeitet. Für einmal startete unsere Reise an einem Donnerstag. Und zur Abwechslung fuhren wir mit unserem Auto zum Flughafen Zürich. Park&Fly hatten wir gebucht. Das System ist simpel: Via Internet meldet man sich mit den Reisedaten an. Am Flughafen kann man direkt zur Pick-Up Zone fahren, wo ein Mitarbeiter wartet, das Auto kurz überprüft und den Schlüssel entgegennimmt. Während wir uns zum Check-In begaben, wurde das Auto auf das firmeneigene Gelände geparkt und wartete dort auf unsere Rückreise. Die Übergabe hat bestens funktioniert.
Ja und auch das Check-In hatte wieder fast prima geklappt. Schon fast routinemässig durfte Daniela wieder einmal zur Sprengstoffkontrolle antraben. Im Airsidecenter genossen wir ein feines Mittagessen. Anschliessend schlenderten wir gemütlich zum Gate, wo auch schon bald das Boarding der Air Malta begann. Ich war erstaunt: Die Beinfreiheit war nichts für grossgewachsene Menschen wie mich. So musste ich die 2 Stunden Flug etwas «breitbeinig» verbringen. Da ich einen Fensterplatz hatte und Daniela gleich neben mir sass, ging das recht gut. Ansonsten war der Service an Bord gut und der Flug sehr angenehm. Speziell war der Steigflug: Noch nie konnte ich Regenwolken bis eine Höhe von 10km beobachten. Gleich nach dem Start tauchten wir in die graue Wolke ein und erst über Mailand konnten wir zum ersten Mal die Sonne auf über 10000 Metern sehen.
Über den West-Zipfel von Sizilien sind wir Malta angeflogen. Wir landeten pünktlich uns sehr sanft auf dem internationalen Flughafen von Malta. Nach einer Weile hatten wir unser Gepäck und begaben uns zum Ausgang. Dort wurden wir bereits erwartet. Unser Chauffeur für den Transfer zum Fährhafen nahm unser Gepäck in Empfang und verlud es in einem Kleinbus. Die anschliessende Fahrt, bei welcher er einige Schleichwege nutzte dauerte keine halbe Stunde und wir waren am Terminal der Fähre angekommen.
Wir mussten uns ein wenig gedulden, da die nächste Fähre erst wieder in 30 Minuten los fuhr. Wir nutzten die Zeit und schauten eines der Fussballspiele der EM, das gerade in Frankreich ausgetragen wurde. Die Fähre kam pünktlich an und wir gingen an Bord. Die Sonne war bereits untergangen, als wir die kurze Fahrt nach Gozo aufnahmen. Vorbei an der kleinen Insel Comino, kamen wir nach etwas mehr als 20 Minuten in Gozo an. Dort wartete bereits der nächste Chauffeur auf uns, der uns in der dunklen Nacht nach Marsalform brachte.
Unsere Enddestination erreichten wir gegen 22:30 Uhr. Das Guesthouse Gianna Maria. Wir wurden herzlich empfangen. Ein kleines aber sehr schmuckes Zimmer erwartete uns. Da wir schon seit längerer Zeit nichts mehr Vernünftiges gegessen hatten, gingen wir direkt an den Strand, wo zahlreiche Restaurants noch offen hatten. Ein sehr feines Risotto war dann die erste Mahlzeit auf Gozo, welches wir zur später Stunde noch genossen hatten. Hundemüde gingen wir zu Bett und stellten den Wecker auf dem spätmöglichsten Zeitpunkt, der uns noch ein gemütliches Frühstück ermöglichte.
Erster Tag auf Gozo
Früh sind wir erwacht. Irgendwie fanden wir die Ruhe nicht. So haben wir unsere sieben Sachen ausgepackt, geduscht und, als der Wecker klingelte, zum Frühstück gegangen. Es dufte nach frischem Kuchen als wir in die Ess-stube kamen. Ein kleines aber reichhaltiges Buffet erwartete uns. Wir bekamen frische Rühreier aus der Küche serviert, und gönnten uns frische Früchte und ein unglaublich leckeres Stück Kuchen.
Wir wurden nochmals herzlich von den Besitzern des Guesthouse begrüsst und erhielten die letzten für uns wichtigen Instruktionen.
Gleich nach dem Frühstück gingen wir zum Shop von Calyso Diving wo wir schon erwartet wurden. Wir schrieben uns ein und erledigten die restlichen Formalitäten. Kurz vor unserer Abreise nach Gozo entdeckten wir auf der Webseite der Calypso Diving, dass sie neu auch Spezial Tauchgänge für Unterwasserfotografen anbieten. Wir fragten nach, ob wir diese Tauchgänge noch buchen könnten. Wir waren erstaunt, dass wir einen positiven Bescheid bekamen, dass wir die ganze kommende Woche mit Pete Boulen tauchen können.
Die eigentliche Tauchbasis ist vom Shop getrennt und liegt 100m weiter ganz in der Nähe des Hafens. Um die Mittagszeit hatten wir uns dort verabredet um unser Equipment auszuladen und um eine entsprechende Einweisung zu erhalten.
Die Basis ist sehr gut organisiert. Alles ist sehr sauber und geordnet und es hat genügend Platz für die zahlreichen Tauchausrüstungen die dort untergebracht sind. Auch die Abläufe sind sehr gut organisiert und wurden uns sehr gut erklärt. Wir mussten nie ein zweites Mal nachfragen.
1, Tauchgang
Hartmut wurde uns als Guide für den ersten Tauchgang zugeteilt. Wir konnten alleine mit ihm zum Tauchplatz fahren, was natürlich sehr entspannend ist. So hatten wir auch gleich die Gelegenheit, hartmut ein wenig über die Insel Gozo und die Tauchbasis auszufragen. Viel wussten wir als Neulinge hier ja eigentlich nicht.
Wir luden unsere Kisten auf den Pick-Up und fuhren los. Der Tauchplatz war nur 15 Minuten von der Basis weg. Die letzten 100m hatten es allerdings in sich. Vorsichtig navigierte Hartmut den Pickup über den äusserst holprigen Untergrund. Erinnerungen an das Outback von Australien wurden wach.
In der Nähe des Einstiegs parkten wir und stiegen aus. Hartmut erklärte uns den Tauchplatz und briefte uns zum bevorstehenden Tauchgang. Schnell waren wir umgezogen, hatten unsere Geräte bereit und machten uns für den Tauchgang abmarschbereit. Hartmut hatte uns gewarnt – es war gleich der härteste Einstieg zu einem Tauchplatz. Wir kraxelten über die Klippen mit spitzen Felsen zur Leiter, über welche wir zum Meer hinabstiegen.
So fürs erste mal stellten wir uns gar nicht mal so dumm an und meisterten die Aufgabe. Leicht war es aber nicht. Schnell hatten wir unsere Flossen im Wasser angezogen, zogen die Masken an, zeigten das ok Zeichen und tauchten ab. Eine atemberaubende Felslandschaft überraschte uns – aber sehr wenig Fische. Zuerst tauchten wir an der Steilwand des Aussenriffs und hofften auf einige vorbeiziehende Jäger. Leider hatten wir Pech – doch Hartmut hatte einen Trumpf im Ärmel oder in der Flosse oder wo auch immer – auf jeden Fall tauchte er mit uns zurück Richtung Einstieg zu einer kleinen Höhle, in welche wir einzeln hinein tauchen konnten. Das war schon super – doch nicht genug, ein paar Meter weiter tauchten wir zu dritt in eine grosse Höhle hinein. Diese hatte einen zerklüfteten Felsen und mehrere grosse Bruchstücke am Boden. Das Lichtspiel war wunderschön und wir genossen es sehr.
Zufrieden beendeten wir unseren ersten Tauchgang auf Gozo und fuhren anschliessend zurück zur Basis, wo wir unsere Equipments verstauen konnten. Und so liefen die Tauchgänge in den kommenden Tagen ab.
Tauchen mit Pete
Pete erwartete uns an der Mole, als wir gerade von einem fantastischen Bootstauchgang zurückkamen. Pete lebt schon seit einigen Jahren auf Gozo und kennt alle Tauchplätze. Auch jene, die offiziell nirgends aufgeführt sind. Pete ist ein begnadeter Unterwasserfotograf und bietet seinen Dienst bei der Tauchbasis Calypso an. Als wir von Bord des Schlauchboots gingen, musterte Pete gleich unsere Unterwasserkameras und wollte gleich von uns wissen, welche Kamera im Unterwassergehäuse stecken würde. Als wir ihm den Typ bekannt gaben, schmunzelte er und meinte: «I use the same» Das war für uns ein Glücksfall, da wir die Kameras noch nicht so lange besassen, fehlte uns das KnowHow und Erfahrungswerte, wie wir damit umzugehen sollten.
Es ist nicht nur ein Luxus, wenn man mit Pete alleine Tauchen gehen kann und dabei in seine persönlichen Geheimnisse der Unterwasserfotographie eingeweiht wird, nein, es ist auch ein besonderer Luxus für uns, dass wir auch gleich bestimmen konnten, um welche Zeit es losgehen soll. So vereinbarten wir unser Treffen für den nächsten Tag um 09:00 Uhr. So hatten wir noch die Möglichkeit, ein wenig ausschlafen zu können. Zum Schluss fragte uns Pete noch, ob es ok sei, wenn er seinen Hund jeweils mitnehmen würde. «Nein, für uns ist das kein Problem», antworteten wir ihm.
«Bob», so ist sein Name. Ein schwarzer Labrador von der Insel. Wir haben ihn gleich ins Herz geschlossen, als wir ihn sahen. Und nicht nur wir: An jedem Tauchplatz wo wir mit Bob aufkreuzten, wurde er gleich mit Namen von den Tauchern begrüsst.
Die Tauchausflüge mit Pete waren immer spannend. Schon bei der Fahrt zum Tauchplatz lernten wir einiges über Land und Leute und ihre Gebräuche kennen. Aber vor allem wenn es sich um den wesentlichen Teil drehte, das Tauchen und Photographien, sparte Pete mit Hinweisen und Erklärungen nicht. In den paar Tagen hatten wir fantastische Tauchgänge zu Wracks, Höhlen, Seegraswiesen und Steilwände und konnten uns fotographisch richtig ausleben. Pete musste unsere Fotos nicht kontrollieren, sondern wusste schon von unseren Fragestellungen, mit welchen Herausforderungen wir jeweils zu kämpfen haben. Im Gegensatz zu El Hierro, wo wir uns jeweils mit Makros vergnügen, ist Gozo ein Paradies für Weitwinkel. Eine Fototechnik, die wir bisher kaum beherrschten. Die Tipps von Pete haben Erfolge gebracht. Nun hoffen wir, dass wir diese auch nach den Ferien bald wiedereinsetzen können.
Es gab nie vergleichbare Tauchgänge auf Gozo. Jeder war für sich speziell: Ob die Tauchgänge an den senkrechten Steilriffs, das Tauchen durch Schluchten, Höhlen und Tunnels, der spannende Nachttauchgang mit jagenden Octopusse oder auch der Boootsausflug zur Insel Comino, die zwischen Malta und Gozo liegt und nebenbei ein herrliches Wrack zum Tauchen bietet.
Etwas Kulinarik:
Marsalform hiess der Ort, wo wir uns 10 Tage lang auf Gozo hausten. Im Vorfeld unserer Reise dachten wir, dass Gozo in etwa so verschlafen wie El Hierro ist. Die Überraschung war die, dass das ganze Hafengelände gesäumt mit Restaurants, Baars und Cafés war. Bis zum Schluss unseren Ferien haben wir vielleicht gerade mal die Hälfte der Gaststätten besucht. Allerdings war die Auswahl an Kulinarik nicht sehr gross, wenn man bedenkt, dass schätzungsweise 80% der Restaurants italienische Küchen boten. Wir hatten zum Schluss ein paar Favoriten, die wir gerne wieder mal besuchen würden. Von Freitag Abend bis Sonntag Abend ist in Gozo die Hölle los: Die Malteser kommen hier hin zum Wochenendurlaub. Entsprechend viel Betrieb ist auf den Strassen und den Gassen. Auch die Tauchplätze waren an den Wochenenden manchmal zu gut besucht.
Und da war noch dieser Kuchen – reinste Folter: Als wir jeweils nach dem Nachmittagstauchgang zurück ins Guesthouse kamen duftete es herrlich nach frisch gebackenem Kuchen. Den gab es dann jeweils zum Frühstück. Und jeden Tag ein anderer. Wir mussten uns sehr zurückhalten, damit wir vor dem Tauchen unsere Bäuche nicht mit Kuchen vollschlugen.
Wir genossen die Tage auf Gozo und haben auch neue Freundschaften geschlossen. Die Ferien waren kurzweilig und lehrreich. Am vorletztem Tag legten wir eine Tauchpause ein, damit wir die Tauchsachen trocknen lassen konnten und noch ein wenig die Gegend erkunden konnten.
Für Freunde der Archäologie und Geschichte ist Malta/Gozo ein Paradies. Jahrtausend alte Relikte gibt es hier zu bestaunen. Eine sehr faszinierende Gegend.
Die Rückreise verlief unspektakulär. Genossen hatten wir die kurze Überfahrt mit der Fähre. Anschliessend bestaunten wir bei der Fahrt zum Flughafen, dieses Mal bei Tageslicht, die vielen historischen Ortschaften von Malta.
Air Malta brachte uns anschliessend mit einem sehr ruhigen Flug zurück in die Heimat. Kurz vor der Landung durften wir eine unglaublich schöne Berglandschaft bestaunen.
Fazit:
Gozo hat uns sehr überrascht und wir haben sehr nette und herzliche Menschen kennen gelernt. Wir waren sicher nicht das letze Mal auf dieser Insel..