Teil 3 - Martinique

Ich war wieder mal 10 Minuten vor meinem Wecker wach. Erstaunlich gut habe ich geschlafen. Ab unter die Dusche und danach zum Frühstück-Buffet. Die Zeiten für diesen Tag habe ich mir grosszügig aber genau geplant. Ja kein unnötiger Stress.  Mein Blick zog nochmals über das braun gefärbte Meer und die sattgrünen Palmen am Strand. Das Hotel war seit dem Start fast wie ausgestorben. Vielleicht 5-10 Gäste, die im Hotel wohnten. Vor dem Start war es ausgebucht und voll mit Vertretern der Raumfahrtindustrie besetzt.

„So, ich bin in Paris angekommen“, meldete mir Daniela per SMS. Daniela wird in Martinique einen Teil meiner Reise begleiten, auf was ich mich schon die ganze Zeit freut. „Ich fahre in 20 Minuten hier ab“, schrieb ich ihr zurück.

Als ich meine sieben Sachen zusammen hatte, kontrollierte ich das Zimmer, ob ich auch wirklich nichts vergessen habe. An der Reception checkte ich aus und wurde sehr freundlich verabschiedet. 

Die Fahrt durch den Jungle nach Cayenne war unspektakulär. Trotzdem war ich  von der Natur  absolut fasziniert. Am Strassenrand begann ein X-1000 Quadratkilometer dichter Urwald… - also ja nicht von der Strasse abkommen.

So klein wie der Flugplatz Cayenne auch  ist – ich musste zuerst den Car-Return suchen.  Nach zwei Runden über den Parkplatz wusste ich dann auch, wo ich ihn abgeben musste. Ich stand vor einer Schranke, die sich aber nicht öffnete. Ich drückte den Info-Knopf – aber niemand antworte mir. Hinter mir stand auf einmal ein zweites Fahrzeug mit demselben Ziel. Es war ein Angestellter der Mietwagenfirma, der mir den Code zum öffnen der Schranke verriet.

Auf einem der freien Parkplätze beendete ich meine Fahrt in Französisch-Guyana und entlud mein Fahrzeug. Ein Mitarbeiter nahm den Schlüssel in Empfang. Er kontrollierte das Fahrzeug und fragte mich, ob ich nicht vollgetankt hätte? … Genau das wollte ich noch in Erfahrung bringen, da in meinen Unterlagen darüber nichts stand. Sch….ön vergessen. „Kein Problem“, meinte der Angestellte, er werde das für mich übernehmen. – Da muss ich wohl später meine Kreditkartenabrechnung zu Hause genau unter die Lupe nehmen müssen.

Im Flughafengebäude begab ich mich zum Self-Check-In der Air France. Das ging problemlos von statten und stellte mich danach in die Schlange der Gepäcksabgabe: Ich wusste, dass mein Koffer Übergewicht hatte. Der Mitarbeiter der Air France bestätigte mir dann auch das Übergewicht mit einem kritischen Blick: 26,5 kg – c’est trop!. Er durchstrich mein Boardingpass, checkte mein Gepäck ein und verwies mich an den Schalter der Air France. 10 Minuten später war ich um 55 Euro ärmer – und dafür wäre dieses Problem erst mal vom Tisch.

Nach der Sicherheitskontrolle wartete ich am Gate geduldig auf das Boarding. Eigentlich war ich Nervös, da ich, bevor Daniela in Martinique eintrifft, bereits das dortige Appartement beziehen und noch ein paar Einkäufe tätigen muss.

 Der Airbus A-320 der Air France landete pünktlich in Cayenne. Das Wetter hat sich verschlechtert und das Bodenpersonal gab schon die erste Verzögerung von 15 Minuten bekannt. Nach einer Wartefrist wurden wir zum Boarding aufgerufen während dessen der Himmel über Cayenne alle Schleusen öffnete. In kürzester Zeit stand der Flughafen quasi unter Wasser. Gut, mir konnte das im trockenen Flugzeug  erst mal egal sein. Und da der Flieger nicht über die Räder auf Startgeschwindigkeit beschleunigt, ist Aquaplaning auch kein Thema.

Der Pilot gab aber wegen den Wetterbedingungen 30 Minuten Wartezeit durch. Ein Raunen ging durch die Flugzeugkabine. Kurz vor Ablauf dieser Frist meldete sich der Pilot ein zweites Mal. Er meinte, dass das Wetter langsam aber sicher einen Start zulasse, er aber nicht an den Start fahren dürfte, da ein Flugzeug über Cayenne in der Warteschleife hängt und dieses erst landen müsse. Der Flughafen Cayenne hat keine Rollwege. Startende und landete Flugzeuge teilen sich dafür die selbe Start- und Landebahn. Auf einmal schoss ein Flieger der Air Surinam durch die tiefhängende Wolkendecke und setzte auf der Landepiste auf. Als der Jet der Air Surinam die Piste verlassen hatte, wurde unser Flieger vom Gate zurückgestossen und auf das Vorfeld gestellt. Der Captain startete die Turbinen.

Rasch waren wir auf der Startpiste und der Captain startete den Airbus ohne Zwischenstopp. Der A320 beschleunigte satt und wir hoben ab. Kurz nach dem Start wurden wir von etwas kräftigeren, aber unbedrohlichen Turbulenzen erfasst. Dazwischen ein kleines Luftloch, der für eine Sekunde das Vorzeichen der G-Kraft von Plus ins Minus setzte. Logisch ging ein kurzer Aufschrei durch die Flugzeugkabine. Da aber sich das Flugzeug rasch wieder abfing und der Captain unseren Flieger geschickt um die verschiedenen Gewitterzellen herum zirkelte, kehrte wieder Ruhe in der Kabine ein. Der Captain hat uns vor dem Flug über die Turbulenzen informiert und gewarnt. Mich hat das Luftloch weniger überrascht. Im Gegenteil – endlich wieder einmal richtig fliegen. Aber zu viel darf aus auch bei mir nicht sein… ;-)

Bonjour Martinique

Nach zwei Stunden Flug landeten wir sicher in Martinique. Ein Déjà-vu auf meiner Reise. Mein Koffer war einer der Ersten auf dem Rollband. Daher konnte ich als Erster bei der Mietwagenfirma mein Auto abholen. Ein Nissan Micra wird mich nun für die nächsten 10 Tage begleiten. Ich startete mein Tags zuvor installiertes Navi-App für Martinique auf meinem Smartphone. Aber dieses Programm verweigerte konsequent seinen Dienst. Zum Glück ist Martinique einigermassen überschaubar.

 Bei Kaiserwetter fuhr ich den Süden der Insel. Zuerst über eine Autobahn, danach über die Küstenstrassen nach Sainte Anne. Etwas musste ich dann doch herumkurven, bis ich das Anoli Village fand. Da ich zuvor die Strecke auf Google-Maps studierte, hatte ich so eine Ahnung, wo sich das Village befinden könnte. Beim ersten Versuch war ich schon sehr nahe dran, traute aber meinem Instinkt dann doch nicht. Also hatte ich halt erst beim dritten Anlauf Erfolg. 

Das Anoli Village befindet sich auf einer Anhöhe und bietet einen wunderbaren Überblick über die Bucht. An der Rezeption war niemand zu sehen. Daher bediente ich mich an einer kleinen Handglocke. Zwei kleine Hunde begrüssten mich, respektive gaben mir die Grenze ihres Reviers zu verstehen. Der Besitzer zottelte hinterher – ich hab ihn in seiner Siesta voll erwischt. Er nahm es mir aber nicht übel.

 Die Formalitäten waren rasch erledigt. Und er zeigte mir mein Appartement.  Klein aber sehr fein.

Ich entlud mein Auto und versorgte die Koffer im Appartement. Danach zog ich los, um die Einkäufe zu erledigen. Doch was ist passiert? Kein Laden, kein Restaurant hat geöffnet!? Verdutzt fuhr ich ein Dorf weiter. Dort das selbe Bild. Ein Feiertag? Ich hatte keine Ahnung. Verzweifelt suchte ich einen Laden und fand nur einen minimal ausgerüsteten Tankstellenshop. Für ein Getränk und Salzsnack reichte es erst einmal.

 Zurück im Appartement ging ich auf Ursachenforschung. Im Internet fand ich keinen  Hinweis. An der Rezeption war auch niemand mehr da, der mir Auskunft geben konnte. Draussen war plötzlich laute Musik zu hören und die Strasse zum Dorf wurde gesperrt. Zahlreiche bunt gekleidete Personen zogen ins Dorfzentrum. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es ist Karneval! Und eine Google-Suche setzte mit dem gefunden Ergebnis noch einen oben drauf: Die Feste werden in der Nacht gefeiert und enden am Aschermittwoch in einem grossen Finale. Ohje – Nachtruhe? Erholung? Ich war erst einmal unter einem leichten Schockzustand.

 Ich machte mich auf den Weg Richtung Fort de France/Flughafen, in der Hoffnung, unterwegs einen offenen Laden zu finden. Doch Fehlanzeige. Nichts hat geöffnet.

Im Flughafen hatten einige Shops geöffnet, aber nichts, was zum Überleben hilfreich sein könnte.

In einer Bar verpflegte ich mich mit einem Croissant und Cola. Ich war schon etwas Müde und brauchte Energie für die Rückfahrt mit Daniela.

Der Flieger aus Paris hatte fast eine Stunde Verspätung. Ich erkundete den Flughafen und machte mir Gedanken, wie ich Daniela die „Hiobsbotschaft“ überbringen kann. Ein leerer Kühlschrank und Rambazamba die ganze Nacht ist wohl nicht das, was sie nach einem Transcontinental-Flug und Jet-Lag von 5 Stunden hören möchte.

Nachdem die Anzeige bestätigt hat, dass der Flieger aus Paris in Fort de France angekommen ist, stellte ich mich ungeduldig zum Ausgang hin und wartete. Ich musste mich eine knappe halbe Stunde gedulden, bis Daniela durch die Ausgangstür schritt – herzlich war die Begrüssung.

Daniela nahm meine gut vorbereitete  Hiobsbotschaft gelassen entgegen. Also - auf „nach Hause“! Unterwegs fanden wir einen Tankstellenshop, der immerhin eine kleine Auswahl an Lebensmitteln hatte. Wir deckten uns mit den notwendigsten Zutaten ein und fuhren zum Appartement.

Dort angekommen, packten wir erst einmal unsere Koffer aus. Meiner stand immer noch am selben Ort, so wie ich ihn nach meiner Ankunft hingestellt habe: Unberührt. Ich hatte bisher keine Zeit, meine sieben Sachen aus- und einzuräumen.

Und – wir wurden positiv überrascht: Der Lärm vom Karneval war praktisch nicht mehr vorhanden, und so freuten wir uns auf einen ausgedehnten Schlaf im gemeinsamen Bett in Martinique.

Hundemüde legten wir uns in die Federn – gute Nacht.

Das Abenteuer Martinique beginnt

 In der Nacht hat es aus allen Kübeln gegossen. Ein heftiger Tropenregen ergoss sich über den Süden von Martinique. Am Morgen war davon allerdings nichts mehr zu sehen.

Wir kochten uns einen Kafi und nahmen ein provisorisches Frühstück. Danach machten wir uns auf Futtersuche. Und tatsächlich: Die Läden hatten geöffnet. Und wir erfuhren auch, dass sie in der Karnevalszeit um 13:00 Uhr schliessen. Obwohl erst 10:00 Uhr – der Supermarkt war wie leegekauft. Kein Brot und keine Eier.

Auf der Rückfahrt sahen wir einen Franzosen, mit einem Baguette unter dem Arm. Da muss es noch mehr von dieser Sorte geben! Und ja, an der nächsten Strassenecke fanden wir zwei kleine Marché’s welche die begehrten Produkte noch feil boten.

Und zwei Strassenecken weiter, ergänzten wir unser Sortiment bei einem Strassenstrand mit frischen Früchten. Hmmmm. Zu Hause zelebrierten wir daher auch erst einmal ein ausgiebiges Frühstück.

Am Nachmittag musste Daniela für ihr Studium lernen. Diese Zeit nutzte ich, um meine Funkstation zu installieren. Rasch waren Antenne und Funkgerät am Ort installiert und justiert. Doch oh Schreck: Das Interface für die digitalen Betriebsarten verweigerte beharrlich seinen Dienst. Ich hatte auch einen Verdacht wieso: Mein Koffer war verdächtig feucht, als ich ihn gestern Abend ausgepackt hatte. Und da viel mir die Szene in Cayenne wieder ein, als unser Flieger in strömenden tropischen Regen mit dem Fluggepäck beladen wurden und unsere Koffer ungeschützt im Freien standen.

Also startete ich meine Funk-Aktivitäten in Phonie.

Erstaunlich viele Stationen hatten den Bedarf nach Martinique, obwohl hier einige aktive Funkamateure leben, war der Andrang auf meiner Frequenz gross. Viele Nordamerikanische Stationen riefen. Doch plötzlich hörte ich Leo, HB9DWL, mein Funknachbar aus St. Erhard. Mein Signal wäre in der Schweiz sehr laut hörbar, meinte er. Viele Stationen fanden den Weg in mein Logbuch. So auch jenes von ZS6BAF, Andreas aus Johannesburg, Südafrika. Diese Verbindung fand auf Schweizerdeutsch statt…

Nach der Funkerei erschienen die Nachbarn, die über uns hausten und fragten, ob ich die Antenne nicht ein wenig nach rechts stellen könnte, sie wollen die Bucht fotografieren und der Mast sei im Weg. Später erschien der Besitzer des Resorts und meinte, ich könne die Antenne hinstellen wo ich wolle…- wenn jemand etwas auszurichten habe, sollen sie zu ihm kommen – er habe nichts gegen meine schlichte Antenne einzuwenden. Irgendwie schien er sogar Spass an meinen Funk-Aktivitäten zu haben und schaute sich die Antenne genau an.

Wir zottelten hinunter in die Bucht und erfrischten uns im Meer. In der Bucht hatte es zahlreiche Segelschiffe, die dort vor Anker liegen. Wir genossen eine Weile die Szenerie. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Leider hatten diese bereits alle geschlossen und werden erst später wieder öffnen. (Siesta? Ich weiss es nicht) Der Entscheid war relativ schnell und klar gefällt: Wir bereiten unser Nachtessen selber zu. Genügend Zutaten hatten wir ja.

Auf dem Rückweg, begegneten uns bereits einige Karnevalsverrückte, alle in rot gekleidet. Jeder Tag hat ein Motto. Rot ist dem „Teufel“ gewidmet. Aber so genau wissen wir es (noch) nicht. Während wir das Nachtessen zubereiteten, ging auch schon draussen die Party in einem fast ohrenbetäubenden Lärm los. Doch um 22:00 Uhr war schon fast wieder nichts mehr hörbar. Zeit, dem Kopfkissen bei der Gutenachtgeschichte zu zuhören. 

Das Tauchen muss warten

Daniela hatte vom europäischen Festland eine dicke Erkältung mitgebracht. Und ich selber war immer noch nicht fit genug, damit wir das Thema Tauchen angehen konnten. Mein Hals kratzte immer noch und der Husten war ungemütlich. Die folgenden Tage wurden daher einfach gestaltet: Vormittags war bei Daniela Lernen angesagt und bei mir die Funkerei. Am Nachmittag huldigten wir dem Strand. Und da machten wir am zweiten Tag eine schöne Entdeckung: „Les Salines“. Ein paar Kilometer hinter Sainte-Anne befindet sich ein traumhafter, karibischer Strand gesäumt von zahlreichen Palmen. 

 Wir machten es uns dort sehr gerne gemütlich. Allerdings war das so eine Sache: An der prallen Sonne ist der Sonnenbrand schon nach wenigen Minuten vorprogrammiert. Also ab in den Schatten. Schattenplätze gab es einige – aber Vorsicht: So romantisch es auch ist unter einer Palme zu liegen: Es ist statistisch erwiesen, dass man eher von einer Kokosnuss erschlagen wird, als das man einen Sechser im Lotto holt. Und die Palmen hier haben viele Kokosnüsse unter ihren Blätter hängen. Hie und da waren noch einige tropische Büsche, die am späteren Nachmittag den notwendigen Schatten spenden konnten. Hier machten wir es uns bequem.

 Der Strand war immer stark bevölkert. Doch dieser ist sehr gross und wenn man sich die Mühe macht, ein paar hundert Meter durch den Sand zu stapfen, dann findet man recht ruhige Plätze. 

A Propos durch den Sand stapfen: Auch hier sind die Strandverkäufer unterwegs. Interessant ist jedoch, dass zahlreiche, handgefertigte Strandtextilien angeboten werden und nicht der typische Billig-Ramsch. 

Die Verkäuferinnen, welche die Ware anboten, berieten ihre Kunden sehr ausführlich und gaben Ratschläge. Und wer das notwendige Kleingeld nicht dabei hatte – kein Problem: Bezahlen konnte man mit EC- und Kreditkarte. 

Natürlich durfte der standesgemässe Sonnenuntergang nicht fehlen. Der Strand war bereits stark entvölkert, als die Sonne den Horizont küsste und dann langsam verschwand. Ein schönes Schauspiel, das wieder einmal für zahlreiche Fotos schuldig war.

Doch noch Tauchen

Endlich – kein Husten mehr und alle Nebenhöhlen im Kopf sind frei. Bahnfrei für mich zum Tauchen. Doch leider nicht für Daniela. Sie kämpfte bis zum Schluss ihres einwöchigen Aufenthalts mit den Symptomen. Trotzdem begleitete sie mich zur Tauchbasis:

„Kalinago Plongée“, betrieben von Erique und Nathalie, ist einer der beiden Tauchbasen, welche wir in Saint-Anne entdeckt haben. Jan, ein langjähriger Kunde aus Deutschland, begrüsste uns und beantwortete mir alle Fragen, die ich zum Tauchen auf Martinique beantwortet haben musste. Es sei hier nicht Ägypten, hat Jan mich gewarnt. Da ich die Karibik von einer früheren Reise her kannte, war für mich der Fall klar – da muss ich rein. Ich meldete mich also für den Tauchgang am übernächsten Tag an, da am Folgetag, einem Sonntag, die Basis geschlossen ist.

Sonntagsausflug

Den Süden der Insel Martinique kannten wir inzwischen „recht gut“, was relativ ist, denn so viel haben wir von der Gegend in den paar Tagen nicht erforscht. Trotzdem nahm es uns wunder, wie der übrige Teil der Insel aussieht und machten uns auf den Weg.

Zuerst fuhren wir Richtung Fort de France, die Hauptstadt der Insel. Man muss wissen, dass das Strassennetz auf Martinique„generisch“ gewachsen ist. Es wurden halt die Strassen gebaut, die zum jeweiligen Zeitpunkt notwendig waren. Das Netz wurde immer grösser und man hat sogar autobahnähnliche Strassen um Fort de France gebaut. Brücken, welche bei manchen Tälern für erhebliche Zeitersparnis sorgen, wurden erst in jüngster Zeit gebaut. Auch Tunnels gibt es praktisch keine. Die Strassen folgen dem Gelände, was für viele Kurven sorgt. Die Nebenstrassen sind teilweise beängstigend steil.

 Und genau solche steile Strassen mussten wir befahren, als wir unser erstes Ziel ansteuerten: Die Ortschaft „Canton Suisse“. Trotz Navi mussten wir ein wenig suchen, denn gross ist die Ortschaft nicht. Am Ortseingang befindet sich eine Uhr mit dem Namenszug „Canton Suisse“ gesäumt von einer kleinen Gartenlandschaft. Typisch Schweiz möchte man meinen. Fährt man die Strasse hoch (überhängend steil), erreicht man nach einer abenteuerlichen Fahrt, einen gelben schweizer Wegweiser. Er zeigt Distanz und Richtung zur Schweiz an. Mit der Richtung bin ich in etwa einverstanden. Mit der Distanz überhaupt nicht.

 Da hat irgendjemand eine Abkürzung gefunden,(quer durch die Erde?) oder jemand hat sich beim Nachmessen und Nachrechnen gründlich verhauen. Nach meinen Berechnungen müsste die Distanz etwa 1800km weiter sein (Total ca. 7200km)

Die Landschaft erinnert tatsächlich an die Schweiz. Oder sagen wir zumindest die Berge. Das Grün ist farblich schon sehr passend, wäre da nicht die zahlreichen, üppige tropische Pflanzen zu sehen. Nach einer kleinen Foto-Session fuhren wir den abenteuerlich steilen Weg wieder hinunter. Unser Nissan Micra schlug sich tapfer. Aber man hörte schon, dass trotz teilweise Schritttempos die Stossdämpfer ordentlich Arbeit hatten. Es quietschte und knarrte im Fahrgestell. Wie mir Jan später erzählte, sind die Strassen in der Regenzeit oft gesperrt, da sich diese in wahre Bäche verwandeln würde.

Am Meer angekommen, fuhren wir die Küstenstrasse Richtung Norden weiter. Eine malerische Landschaft mit schönen Ortschaften zog an unserer Windschutzscheibe vorbei. Unter Anderem auch „Carbet“. In der Bucht dieser Küstenstadt soll Christoph Kolumbus am 15. Juni 1502 auf seiner vierten Expedition Martinique als erster Europäer angekommen sein. Doch vor Kolumbus fanden etwa 4000J. v. Chr. erste Besiedlungen statt. 100 J. v. Chr. kamen die Awarak und im 10. Jahrhundert die Kariben. Die „Ureinwohner“ wurden später durch die Folge der Kolonialisierung fast vollständig ausgerottet. Unser nächstes Ziel war der Mont Pelé. Der Vulkan war dicht in Wolken eingehüllt. Wir pokerten und fuhren in der Hoffnung, dass sich für uns eine Wolkenlücke auftut, die schmale Passstrasse hoch. 

Der 1397m hohe Stratovulkan ist bei Touristen als Wandergebiet sehr begehrt. Am 8. Mai 1902 brach dieser Vulkan mit verheerenden Folgen aus, bei welchem tausende Menschen ihr Leben verloren. Zahlreiche Dörfer und die Stadt St. Pierre wurden vollständig zerstört. Die meisten Schiffe verbrannten, andere sanken. Der Norden von Martinique ist daher auch ein Eldorado für Wracktaucher.

Die letzte Eruptionsphase fand von 1927 bis 1932 statt. Damals fielen glücklicherweise keine Menschen dem Vulkan zum Opfer. Die pyroklastischen Ströme dieser letzten Phase formten das heutige Erscheinungsbild des Mont Pelé.

Oben, auf über 800m bei der ersten Berghütte angekommen, konnten wir von der ganzen Faszination dieses Berges nicht profitieren. Zum einen waren alle Parkplätze besetzt (wir mussten unser Auto an einer nicht ungefährlichen Stelle am Strassenrand parkieren), und zum Zweiten fing es an zu regnen.

Wir warteten ein paar Minuten und beobachteten die Wetterentwicklung. Doch die Wolken schienen sich eher zu verdichten und öffneten immer mehr ihre Schleusen. Was die Wolken können, können wir schon lange. So wurden wir von der Natur inspiriert und erleichterten (natürlich im offiziellen WC) unsere Blase.

Wir fuhren den Berg wieder hinunter und setzten unsere Reise Richtung Atlantik, die Ost-Küste der Insel, fort. Die Sonne begrüsste uns schon bald wieder doch der Mont Pelé blieb grau verhangen.

Der Norden der Insel ist sehr sehr Dicht bewachsen. Hier soll es auch zahlreiche Canyons mit traumhaften Wasserfällen geben. Um diese zu besichtigen muss man sich allerdings viel Zeit einplanen, die wir nicht hatten. Auch der „Sklavenkanal“ soll sensationell sein: Einer von  Sklaven erbauter, kilometerlanger Bewässerungskanal für die Plantagen. Dieser schlängelt sich über einige Kilometer durch den  Jungle und ist heute noch in Betrieb. Auf dem Kanaldach kann man den Jungle dann erwandern.

Unsere Autofahrt führte uns nach dem Jungle durch riesige Bananenplantagen hinunter zum Atlantik.

Die Ostküste von Martinique ist rau. Die Brandungswellen sind hoch und es hat wenige Palmen am Strand. Es gibt jedoch eine Landzunge, die sich ins Meer erstreckt, die traumhafte Strände bietet und auch teilweise unter Naturschutz steht. Auf den Karten ist zu sehen, dass es hier zahlreiche Tauchplätze geben soll. 

In einer Bucht, nahe der Landzunge haben wir nach langer Suche ein Restaurant gefunden, dass offen hatte. Ein schönes kleines Restaurant, das praktisch nur Fischspeisen anbietet. Das grün-türkis-blaue Wasser war traumhaft und wir genossen dabei unsere  Mahlzeit. Sehr lecker…

Unsere Fahrt führte uns weiter Richtung Süden. Als letztes Ziel suchten wir einen uns bekannten Strand auf:“Les Salines“. – Einfach traumhaft hier. 

Es war Danielas letzter Abend auf Martinique. Wir gingen zusammen nochmals ins „Dorf“ und besuchten einer der zahlreichen Restaurants auf. Bei einem feinen Essen, liessen wir den Tag ausklingen.

Erster Tauchgang

Ich musste „früh“ aufstehen. Heute war endlich Tauchtag.  Nach einem kleinen Frühstück setzte ich mich ins Auto und fuhr durch Saint Anne zur Tauchbasis. Obwohl ich zu früh war, war ich einer der letzten Tauchgäste bei der Basis.

Die Ausrüstung war schnell zusammengestellt. Doch nicht zufriedenstellend. Der Inflator, mit welchem man die Tarrierweste aufpumpt, blies leicht Luft ab und der Tauchanzug war viel zu gross. Der Satz Atemregler wurde rasch ausgewechselt und ich bekam anstatt eines Shorty’s einen Longjohn, der wie angegossen passte. So war ich zufrieden und es konnte losgehen.

Mit dem schon etwas in die Jahre gekommenen Tauchschiffs fuhren wir zum Riff hinaus, wo der Anker gesetzt wurde.

Wir tauchten ab und durchforschten das Riff. Die Fauna und Flora erinnerte mich an Barbados: Sehr viele Korbkorallen prägen die Unterwasserwelt. Die Sicht war sehr gut und man erwartete irgendwie das Auftauchen von Grossfisch. Doch ich konnte mich drehen und wenden wie ich mich wollte – kein Grossfisch in Sicht.

 Dafür zahlreiche Riffbarsche, welche teilweise recht aggressiv ihr Territorium verteidigten. Die Feuerfische und die Porzellanschnecken waren die grossen Highlights dieses Tauchgangs. Erique fragte mich unterwegs immer wieder nach meinen Luftreserven. Er traute wohl meinen Angaben nicht, schnappte sich mein Finimeter, auf welchem die Luftreserven angezeigt werden, und machte beim Ablesen des Restdrucks grosse Augen. Anscheinend wird er normalerweise mit Tauchgästen konfrontiert, die etwas mehr Luft verbrauchen als ich. Ich selber habe aber nicht das Gefühl, dass ich sparsam mit der Atemluft umgehe.

Erique liess Jan und mich noch eine Weile alleine unter Wasser, während er mit den übrigen Gästen zum Boot austauchte.  Nach 10 Minuten begaben auch wir uns zum Sicherheitsstopp und tauchten schliesslich aus. Zurück bei der Basis, habe ich meine Mietausrüstung abgegeben, und – ich hatte sogar mit dem obligaten Glas Rum angestossen. Für mich eindeutig zu stark… 

Abschied…

Mit Daniela verbrachte ich noch einen schönen Nachmittag, bevor ich sie dann zum Flughafen von Fort de France fuhr. Schade, dass sie mich bereits wieder verlassen musste. Die gemeinsame Zeit auf Reise geniesse ich immer sehr. Da sie in ihrem Koffer noch Platz hatte, übergab ich ihr einige Expeditions-Ausrüstungsteile, für welche ich keine Verwendung mehr hatte. So konnte ich mein Gewichtsproblem erheblich reduzieren. Doch wie sich beim Check-In zeigte, als Danielas Koffer gewogen wurde, nur um 1kg. Das Problem war die Unterwasserkamera, welche mir Daniela aus der Schweiz mitbrachte und mich auf dem Rest meiner Reise begleiten wird. Mein Gewichtsproblem hat sich also nur gering verbessert und ich werde mir wohl etwas einfallen lassen müssen.

Im Flughafen-Restaurant gab es nur noch Sandwiches. Wir teilten uns ein heisses Käsesandwiche. Danach hiess es Abschied nehmen. Das Boarding findet zwar erst in einer Stunde statt, aber es war schon recht spät und ich hatte noch in der Dunkelheit einen weiten Weg zurück in zum Appartement.

Im Gegensatz zur Fahrt zum Flughafen hatte ich bei der Rückfahrt null Verkehr. Als ich beim Appartement ankam, schrieb mir auch schon Daniela ein SMS, dass das Boarding ihres Flugs bereits begonnen hat. Ich wünschte ihr einen guten Flug zurück nach Paris und dann nach Basel. Dann legte ich mich ins Bett und schlief ein.

Maschinenschaden

Am nächsten Morgen bereite ich meine Unterwasser-Kamera für den nächsten Tauchgang vor und genehmigte mir noch ein kleines Frühstück. Der Vorrat im Kühlschrank wird wohl noch bis zum Schluss meines Aufenthalts hier in Martinique reichen. Restaurantbesuche wird es wohl selten bis keine mehr geben. Doch immer nur Käse-Schinkensandwiches? Dieser Gedanke gefiel mir nun doch nicht…

Daniela meldete sich aus Paris. Sie hatte einen super Flug und wartete nun mit dem Weiterflug nach Basel.

 Ich fuhr zur Tauchbasis, stellte meine Ausrüstung zusammen und ging an Board des Tauchboots. Erique startete den Motor und schlängelte sich durch die zahlreich vor Anker liegenden Segelboote hinaus zum Riff. Bei der Ausfahrt schaute ich mir unser Schiff etwas genauer an und stellte fest, dass dieses wohl eine kräftige Sanierung benötigen würde. Auch die Maschine schien mir ein wenig laut zu sein. In der Nähe einer Markierungsboje für die Schifffahrt, tauchten wir ab. Unser Ziel war es, entlang des Riffs in Richtung Ufer zu tauchen, wo uns das Tauchboot wieder abholen wird. Das Riff war eigentlich wunderschön – aber es  bot keine wirkliche Abwechslung.  Bis auf einige grosse Krebse, die in den Korbkorallen ihr zu Hause hatten, sowie einige Feuerfische. Ein schöner Tauchgang, aber nicht aussergewöhnlich. Bei der Ankerboje angekommen, tauchten wir aus. Hier sollte nun eigentlich unser Tauchboot auf uns warten – aber unsere Sichtkontrolle sagte etwas anderes. Wir entdeckten es bei der Markierungsboje, wo wir abgetaucht waren. Etwas schien nicht in Ordnung zu sein. Erique wies uns an, zum nächsten Tauchboot hin zu schnorcheln, damit wir dort in Sicherheit sind. Er selbst schnorchelte quer durch die Schifffahrtslinie zu seinem Tauchboot, was nicht ganz ungefährlich ist. 

Die meisten der Tauchgruppe gingen an Board des fremden Tauchboots. Jan und ich blieben im Wasser und genossen das Bad in den sanften Wogen der Karibik. Nach 20 Minuten schien es noch keine Änderung der Situation zu geben.

Wir wussten nicht, wann Erique das Problem mit unserem Tauchboot lösen kann. Unsere Pressluftflaschen hatten noch mehr als die Hälfte an Luft vorrätig. Ganze 120 Bar zeigte mein Finimeter an. Wir fragten, ob wir hier im Riff noch ein wenig die Unterwasserwelt durchforschen dürfen. Nathalie gab uns dazu das ok und machte uns auf einen grossen Barrakuda aufmerksam, der hier sein Reviert hat. Jan und ich gaben das OK-Zeichen und tauchten ab. 

Es folgte ein zauberhafter Flachwassertauchgang. Zuerst entdeckten wir zahlreiche Porzellankrebse. Dann folgten einige wunderschöne Papageienfische. Zum Schluss ein Schwarm Hornhechte, der uns genauso beobachtete wie wir ihn. Vom Barrakuda leider keine Spur – da unsere Erwartungen aber bereits übertroffen wurden, waren wir zufrieden.

20 Minuten dauerte unser Anschluss-Tauchgang, bei welchem Jan und ich uns so richtig vergnügt haben. An der Wasseroberfläche angekommen, war Erique mit unserem Tauchboot angekommen. Während wir uns an Board begaben, unternahmen die Guides mit den Tauchschülern noch die hängigen Ausbildungstauchgänge. Währenddessen erfuhren wir an Board, dass unser Tauchboot einen Maschinenschaden hat. Der Riss des Keilriemens wurde vermutet.  Ein neuer ist schon seit Wochen bestellt und noch nicht da.

Nach Abschluss der Ausbildungstauchgänge, kam ein kleineres Tauchboot zu uns längsseits. Wir warfen eine Leine rüber und liessen uns anschliessend zurück zur Basis abschleppen. Vorsichtig manövrierten wir durch die geankerten Schiffe zurück zum Steg der Basis. Mit etwas Improvisationsgeschick legten wir schlussendlich  am Steg an und vertäuten das Schiff sicher.

Beim anschliessenden Glas Rum schwärmte mir Jan vom Diamantenfelsen vor. Die Tauchgänge dort sollen spektakulär sein. Sein Angebot, ein Tauchgang dort an meinem Vorletzten Tag auf Martinique zu organisieren, konnte ich nicht ausschlagen. Jan versprach mir, mich am nächsten Tag gegen Abend zu informieren, ob dieser Tauchgang zu Stande kommen würde.

Eine Einladung und eine weniger schöne Erfahrung

Bei meinen Funkaktivitäten am Nachmittag war auf einmal ein sehr lautes Signal in meinem Empfänger zu hören. FM/F5VMH rief mich. Theo ist ebenfalls auf Martinique in der Nähe des Diamantenfelsens im Urlaub. Er lud mich zu einem Kaffee ein. Ich sagte ihm, dass ich am übernächsten Tag vermutlich beim Diamantenfelsen zum Tauchen gehe und ihn nach dem Tauchgang dann gerne besuchen komme. 

Am Abend ging ich zur Abwechslung wieder einmal in eines der Strand-Restaurants. Die Schinken-Käse Sandwiches waren nun wirklich langsam aber sicher langweilig geworden. Zur Abwechslung gönnte ich mir daher ein „Combo de Poulet“ nach kreolischer Art. 

Mein Bestand an Bargeld neigte sich dem Ende entgegen. Nach dem feinen Abendessen machte ich mich daher auf den Weg zum nächsten Geldautomaten. Auf dem Weg dahin erschien plötzlich ein gut gebauter Hüne von über 2m Grösse. Er sprach mich mit lauter Stimme an. Ich verstand zuerst nicht was er wollte, entdeckte aber rasch die Flasche Rum in seiner linken Hand. Der Hüne begann wild zu gestikulieren und deute an, dass er etwas zu essen haben möchte. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich für ihn nichts habe, worauf dieser wiederum immer aggressiver wurde. Eine Situation, die mir gar nicht gefiel. Vor allem, da sich die zahlreichen anwesenden Einheimische am Strassenrand, auf diese Situation keine Reaktion zeigten. Ich bereitete mich auf jegliche Folgeaktionen vor – begleitet von einem heftigen Adrenalinschub. Ich versuchte mich schnellen Schrittes von ihm zu entfernen. Keine Chance – er lief neben mir her und wurde immer lauter und aggresiver. Plötzlich stolperte er leicht. Eine Situation die ich ausnutzte und mich in die andere Richtung von ihm entfernen konnte. Frustriert rief er „Rassist“ hinter mir her. Ich schlich mich durch eine Seitengasse davon und ging dann doch noch zum Geldautomat. Da ich wirklich nicht wusste, mit wem ich es zu tun habe, hab ich den Standort zuerst ein paar Minuten beobachtet und dann rasch das Bargeld bezogen.

Doch ich wusste, dass mein Rückweg wieder an dem Hüne vorbeiführen wird. Im Schutz der Dunkelheit ging ich zurück. Kurz vor dem Marktplatz sah ich den Hüne wieder in etwa 100m Entfernung. Auch er sah mich und lief dann in meine Richtung. Ich musste ihn ein weiteres Mal austricksen und lockte ihn auf eine falsche Fährte.

Schnellen Schrittes lief ich hoch zum Appartement. Unterwegs überzeugte ich mich mehrmals davon, dass mir niemand folgte. Es dauerte eine Weile, bis mein Adrenalinspigel wieder sank. Der schöne Lack von Martinique hat Kratzer bekommen…

Petit Mure – ein schönes Riff

Wegen dem Maschinenschaden, musste ich an diesem Tag früher zur Tauchbasis, da als Ersatz ein kleines Tauchboot besorgt werden musste, dass wegen der geringen Kapazität zwei Mal hintereinander hinaus fahren muss. Ich war mit Jan in der ersten Gruppe eingeteilt. Um 07:15 Uhr war ich bei der Basis. Ich erzählte Jan von meinem Erlebnis mit dem Hünen vom Vorabend. „Ach der“, meinte Jan, “der ist einfach verrückt. Der Quatscht jeden an. Den musst Du einfach nicht beachten“. Naja – als Unwissender ist/war die Situation nicht einzuschätzen. Jemanden nicht ernst nehmen, der ein sehr aggressives Auftreten hat, ist nicht gerade trivial…

Am Steg lag das Tauchboot der Tauchbasis– repariert! Ein Lager der Welle war verhockt. Erique hatte das notwendige Ersatzteil an Lager und konnte so den Schaden beheben.

Ich machte mein Gerät bereit, und merkte, dass im System irgendwas nicht dicht war. Erique hat mir daraufhin einen neuen Satz Atemregler gegeben. Schon am Vortag war eine Bisswarze defekt, die ich bemängeln musste. Aber das ist halt so mit Leihausrüstungen. Da ist immer was kaputt. Daher nehme ich normalerweise mein „Gerödel“ selber mit. Erique diskutiert da überhaupt nicht lange, sondern tauscht die Teile umgehend aus.

 Wir gingen an Board, sicherten unsere Ausrüstung und Erique startete den Motor. Und siehe da: Der Motor lief viel runter und ruhiger als in den vergangen Tage. Hat mich mein Gefühl also doch nicht getäuscht…

„La petite mure“ war unser Ziel. Eine kleine, schrägabfallende Wand versprach einiges an Leben.

Wir sprangen ins Wasser und tauchten ab. Gut – eine Wand sollte nach meiner Auffassung steiler abfallen.  Aber trotzdem sah das Riff sehr interessant aus. Schon bald entdeckten wir eine Muräne. Zahlreiche Feuerfische folgten. Putzergarnelen, und andere Makro-Objekte begleiteten unseren Weg.

Erstaunlich viele Trompetenfische waren am Riff zu sehen. Ein Schwarm Thunfische zog an uns vorbei.  Die Akku-Anzeige meiner Kamera fing an zu blinken und liess nur noch wenige Fotos zu. Dumm – hatte vergessen den Akku zu laden.

Zurück an Board, erzählte uns Erique, dass er eine Schildkröte gesehen hätte, die aber sich vom Riff rasch entfernt hat.

Cape Chevallier

Oft sind Daniela und ich am Wegweiser zu diesem Sandstrand vorbei gefahren. Aber eben „vorbei“ und nicht „gefolgt“. Nun wollte ich es genau wissen und folgte zur Abwechslung dem Wegweiser zum Cope Chevallier. Die Strasse führte durch eine Einfamilienhaussidlung zum Atlantik. Ich parkierte den Micra, packte meine Kamera und erforschte den Strand. Die Brandung war schon einiges heftiger als auf der Karibikseite. Der Wind blies unaufhörlich konstant. Beste Voraussetzungen für die Kytesurfer.  Sie waren auch sehr zahlreich vertreten, was ein schönes Bild gab.

Auch Windsurfer waren vertreten und einige Strandbesucher. Die zahlreichen Palmen boten wunderbare Aufhängepunkte für die Hängematten, in welchen es sich die Leute gut gehen liessen.

Auf einem Felsen machte ich es mir bequem und genoss es, im konstanten Wind die Szenerie zu beobachten.

 Danach durchkämmte ich noch ein wenig die Gegend, bis die Sonne wieder tief am Horizont stand. Ein SMS von Jan: Alles klar, wir werden morgen zum Tauchen gehen.

Tauchen am Diamantenfelsen

Wie vereinbart, traf ich Jan beim Parkplatz in der Nähe der Tauchbasis. Gemeinsam fuhren wir zum Diamantenfelsen, was etwa 45 Minuten dauert. Unterwegs erzählte mir Jan, dass die dortige Tauchbasis grosse Probleme hat, da dieses sich auf dem Gelände eines Hotel-Ressorts befindet, das letzten Herbst sehr überraschend den Betrieb eingestellt hat.

Das Ressort wird am Eingang immer noch überwacht. Als wir uns als Taucher zu erkennen gaben, konnten wir passieren und zur Tauchbasis hinunter fahren.  Die Tauchbasis Comassub macht einen sehr gepflegten Eindruck. Tauchschiff und Ausrüstung – alles im besten Zustand. Ein Manko war dann jedoch im Bereich der Atemluft zu finden. Seitdem der Hotelbetrieb eingestellt wurde, verfügt die Basis weder über Wasser noch Strom. Die Tauchflaschen werden daher bei verschiedenen Tauchbasen gefüllt. Über die Qualität der Luft haben sie somit keine Kontrolle. Prompt erwischte ich eine Flasche mit öligem Geruch in der Atemluft.  Bei einer Ersatzflasche war die Atemluft beanstandungslos geruchsfrei.

Wir gingen an Board des Hartschalen-Schlauchboots und fuhren zum Diamantenfelsen.

Der sieben Hektar grosse Felsen ragt 175m über die Wasseroberfläche und liegt knapp 2km von der Küste entfernt. Der Felsen spielte im Napoleonischen Krieg eine strategische Rolle. Eine 100 Mann starke Garnison der Briten besetzte den Felsen und bauten eine kleine Festung mit fünf Kanonen. 

Sie Unterbrachen mit der Besetzung dieses strategischen Felsens  die Schifffahrt von Martinique nach St. Lucia. Auf Martinique erzählt man sich die Legende, dass die Franzosen einen Schiffbruch vor der Küste vortäuschten und dabei jede Menge Rumfässer ins Meer warfen. Die Briten fischten die Fässer aus dem Wasser und betranken sich. So hatten die Franzosen ein leichtes Spiel, den Diamantenfelsen zurück zu erobern.

Wie auch immer – der Felsen macht einen sehr mystischen Eindruck, wenn man sich ihm nähert. An einer der zahlreichen Ankerbojen belegten wir unser Boot und sprangen ins Wasser.

Wow – was für eine Sicht. Im glasklaren Wasser konnte man jedes Detail unter Wasser erkennen. Wir machten uns auf und erforschten das Riff. Wir tauchten über Steilwände und durch zahlreiche Felsspalten und Höhlen. Dabei entdeckten wir viele Langusten, Plattfische, Drückerfische, Drachenköpfe und Trompetenfische. 

Und zum krönenden Abschluss des einstündigen Tauchgangs fanden wir in ca. 10m Tiefe direkt unter unserem Tauchboot:   Eine riesige Schildkröte, die gerade am Riff sich eine Mahlzeit genehmigte. Sie liess sich nicht von uns stören.  Wunderschön, dieses Tier so beobachten zu können. Wir wollten gar nicht mehr von ihr ablassen, aber unsere Tauchzeit neigte sich dem Ende entgegen. Wir begaben uns zum Sicherheitsstopp und tauchten aus. Ein wunderschöner Tauchgang zum Abschluss auf Martinique.

Begleitet von etwas Regen fuhren wir zurück zur Basis. Doch der Regen hielt nicht lange und wir genossen die warmen Sonnenstrahlen, während wir über die Wogen flitzten.

Besuch bei Theo FM/F5VMH

Jan und ich unternahmen nach dem Tauchgang einen Abstecher zu Theo. Er empfing uns vor seinem Appartement und lotste uns zu einem Parkplatz. Wir begrüssten uns herzlich. Theo zeigte mir gleich seine Antennenanlage und klagte, dass er kaum Funkverbindungen zu Stande bringe. Ich schaute mir dann seine Funkstation an, welche einen sehr soliden Eindruck machte. Theo spendierte uns einen Kaffee und wir unterhielten uns über unser gemeinsames Hobby. Auch für Jan war es sehr interessant, da er als Segler mit dem UKW-Seefunk mit ähnlichen Themen zu tun hat.

Theo ist ein Ingenieur, ursprünglich aus Rumänien, der für die Europäische Eisenbahn Union in Paris arbeitet. Wir tauschten die Adressen aus und schossen noch ein paar Fotos. Danach machten wir uns auf den Heimweg. In Saint-Anne verabschiedete ich mich von Jan. Wir verabredeten uns aber noch für den späteren Nachmittag auf einen gemeinsamen Abschiedsdrink.

Letzte Funkverbindungen

Meinen letzten Nachmittag auf Martinique widmete ich nochmals der Funkerei. Da mein Materialsponsor, Hans-Peter HB9BXE, noch nicht im Logbuch von Martinique stand, rief ich in kurz an, um eine Verbindung zu vereinbaren. Kurz darauf meldete sich Hans-Peter mit hervorragendem Signal aus der Schweiz. Wir plauderten kurz und ich berichtete ihm über meine Erlebnisse auf der Insel.

Nach dieser Verbindung wechselte ich die Frequenz und widmete mich wieder den digitalen Betriebsarten. Zahlreiche Stationen riefen mich an und ich konnte noch einige Verbindungen im Logbuch verewigen. Als letzte Schweizer Station kam Giovanni, HB9EKH aus Burgdorf ins Log. Einige Zeit später rief ich zur aller letzten Verbindung auf. Es meldete sich Steve aus Connecticut. Als diese Verbindung im Logbuch stand, wollte ich meine Aktivität beenden, doch Dick, K9APW aus Wisconsin rief hartnäckig ein paar Mal nach mir. So kam als aller, aller letzter Eintrag diese Funkverbindung  in mein Logbuch.

Ca. 950 Funkverbindungen sind auf meiner Holliday-Expedition entstanden. 1000 hatte ich geplant.  Viele Funkamateure konnte ich dabei die Verbindung mit einem „neuen Land“ oder mit einer neuen Betriebsart ermöglichen. Der Bärenanteil davon hatte sicher die Aktivitäten in Kourou.

Die Uhrzeit war weit fortgeschritten und ich liess alles stehen und liegen, damit ich mich mit Jan und seiner Frau zum Abschiedstrank treffen konnte.

Check-Out bei der Tauchbasis und ein spezieller Besuch

Wir haben uns bei der Tauchbasis von Erique verabredet. Ich beglich noch meine offene Rechnung und verabschiedete mich vom Team der Tauchbasis.  Jan, seine Frau und ich zogen in eine Strandbar um, wo wir zum Abschied mit einem „Planteur“  anstiessen. Dieser Mix aus Fruchtsäften und Rum hat es in sich. Obwohl mir gesagt wurde, dass nur wenig Rum darin enthalten sein soll – wow fuhr der ein.

Wir tauschten noch die Adressen aus. Mal schauen, ob wir uns eines Tages wieder über oder unter Wasser treffen werden. War schön mit Dir zu Tauchen Jan!

Theo schrieb mir ein SMS. Er sei in der Region und möchte gerne sein Funkgerät an meiner Antenne testen. Er möchte sicher gehen, dass der Fehler nicht an seinem Funkgerät lag. Wir haben uns gleich verabredet aber uns dabei trotzdem mehrmals verpasst. Naja, mein Schulfranzösisch verstand bis zu diesem Zeitpunkt „Carrefour“ als Strassenkreuzung nicht und so wartete ich beim Supermarkt anstatt bei der Kreuzung zur Tauchbasis. 

Ok, irgendwie haben wir es doch hingekriegt und wir fuhren zu meinem Appartement. Da meine Station noch nicht abmontiert war, konnten wir den Test rasch durchführen. Und siehe da: Das Gerät von Theo arbeitete einwandfrei. Und er war erstaunt über die starken Signale, die zu hören waren. Das Problem muss also im Antennensystem bei Theo liegen. Ich hätte ihm gerne meine mitgegeben, da meine Aktivitäten nun abgeschlossen sind. Aber was nicht mir gehört kann und darf ich nicht verschenken.

Wir verabschiedeten uns und ich wünschte Theo noch viel Erfolg bei seinen Funkaktivitäten.

Danach fuhr ich rasch 10km weiter zur nächsten Tankstelle. Meine Autovermietung verlangt, dass übermässige Verschmutzung (z.B. Sand im Auto) von mir vor der Rückgabe entfernt werden muss. Das Auto hab ich bei der Tankstelle rasch ausgesaugt und Abgespritzt. 

Zurück im Appartement packte ich meine Koffer für den nächsten Morgen. Um 05:45 Uhr wollte ich los. Daher stellte ich den Wecker auf 05:10 Uhr.