Alleine im Outback
Absolute Stille
Atemberaubender Sternenhimmel
Aufregende Fahrwege
und zum Einschlafen heulen die Wüstenhunde...
So haben wir uns das Outback vorgestellt
So ist die Gibb River Road
Von Eighty Miles Beach nach Broome
Eine Unsitte haben wir hier erfahren müssen. Und ganz besonders ist es uns am Eighty Miles Beach aufgefallen. Bevor die Camper zu ihrer nächsten Etappe losfahren, wird der Motor vorgewärmt. Und das nicht etwa fünf Minuten lang – nein, heute Morgen hat es einer eine halbe Stunde lang geschafft. Frage an die Motoren-Experten unter den Lesern: Ist es heute im Jahr 2015 gerechtfertigt, einen Diesel so lange vorlaufen zu lassen? Ich denke eher nicht. Zudem ein Fehler des Motors, entweder sofort nach dem Start hörbar ist, oder dann unter Last , wenn man los fährt– und dazu braucht es keinen Vorlauf.
Warum ich darüber schreibe? Naja, es war fünf Uhr Morgens in der früh, als die ersten los fuhren. Und zum Frühstück hatten wir den Diesel-Rus des Nachbarn als Beilage.
Die letzte Nacht war etwas frischer als die Vorletzte. Erstaunlich kühl war es. Wolken sind am Morgen aufgezogen. So war der Besuch am Strand, um den Sonnenaufgang zu begrüssen, obsolet.
Als wir los fuhren, wollten wir noch einen feinen Cappuccino mit auf die Reise nehmen. Leider hat ausgerechnet heute Morgen die Maschine gestreikt. Ich solle doch nochmals in 10 Minuten kommen. Naja – ich wusste, dass es 20 Minuten daraus werden würde. Da wir heute viel Fahren müssen, wollte ich nicht mehr warten. Wir fuhren ohne die fluffige Kafimasse los.
Beim Sandfire Roadhouse wollten wir den Kafi nachholen. Aber irgendwie schien heute die Maschinen gegen uns zu sein. Wir musste uns mit einer Instant-Brühe zu frieden stellen. Die fahrt nach Broome ist äusserst langatmig. Die Landschaft und Topographie wechselt nur selten und gering. Die Strassen gehen teilweise unendlich lange geradeaus. Man mag es kaum glauben, aber wir waren froh, als wir die 360km hinter uns hatten. Es war bisher die langweiligste Fahrt unserer Reise.
Auch die Amateurfunkbänder blieben an diesem Morgen ruhig. Nur die CB-Frequenzen waren wieder belegt. Vor allem auf den UHF-Kanälen konnten wir ein paar Chats verfolgen. Immerhin eine kleine Abwechslung. Um Zeit tot zu schlagen, haben wir auch die WikiCamp App bemüht um einen ideale Übernachtungsmöglichkeit für uns zu finden. Wir wählten einen Caravan Park am Cable—Beach aus. Die Bewertungen waren gut und wir wollten vor Darwin ein letztes mal an den Strand. Unser Reiseführer meinte allerdings, dass ab Juni ohne Vorresservierung keine Plätze erhältlich sind. Als wir ankamen, hatten wir sofort einen Stellplatz bekommen. Auch am Abend mussten wir feststellen, dass nicht alle Plätze belegt wurden. Vielleicht fängt die Hochsaison hier erst kommende Woche an? Wir wissen es nicht.
Der Caravan-Park ist der grösste Campground, den wir bisher besucht haben. Es hat hier so viele Bäume, dass auch jeder Camper einen schönen schattigen Platz erhält. Wir parkten unseren Trailfinder nur kurz, sahen uns um und fuhren wieder los.
Hier in Broome gibt es eine Filiale der Autovermietung. Wir hatten zwei Anliegen zu klären: Die Freigabe der Gibb River Road und unsere Scheibenschäden.
Die Adresse hatten wir gerade Griffbereit aus unserem Reiseführer. Unser Navi lotste uns dahin. Als wir ankamen, war dort aber keine Filiale von Apollo zu finden. Dan klaubten wir die Unterlagen der Autovermietung hervor und fanden dort eine andere Adresse. Die lag nur wenige hundert Meter von der alten weg. Aber als unser Navi uns glaubhaft machen wollte, dass wir da sind, waren wir anderer Meinung. Denn da war alles andere als eine Autovermietung.
Wir fuhren auf gut Glück im Industriequartier umher. Plötzlich entdeckte dann Daniela die Autovermietung und lotste mich hin.
Wir wurden freundlich empfangen. Das Problem mit der Windschutzscheibe wurde sofort unter die Lupe genommen. Dann bekamen wir einen Termin, bei einem Autoglasspezialisten um den Schaden reparieren zu lassen.
Die Freigabe für die Gibb River Road haben wir auch sofort erhalten. „Es habe da schon seit Monaten nicht mehr geregnet. Das sei überhaupt kein Problem“, wurde uns versichert.
Wir fuhren zurück zum Campingplatz. Wir hatten richtig Kohldampf. Das angegliederte kleine Restaurant bereitet Menüs frisch zu. Wir bestellten Asiatische Wrap und frisch zubereitete Mangosäfte. Die Wraps und die Säfte waren super lecker. Wir beschlossen, am nächsten Morgen uns hier ein Frühstück zu gönnen.
Die Zeit rückte näher, um unsere Frontscheibe reparieren zu lassen. Die Firma war glücklicherweise nur fünf Fahrminuten vom Campingplatz weg. Unsere Glasschäden wurden sofort repariert. Bei der Fahrt dorthin fuhren wir auch durch Neubaugebiete. Wir waren richtig überrascht wie schön und modern hier gebaut wurde. Wir hatten ein ganz anderes Bild von Broome im Kopf und waren daher positiv überrascht. Allerdings ist der Flugplatz hier sehr dominierend und trennt quasi die Stadt in zwei Gebiete. Die Gegend gefällt uns aber sehr gut. Im Office der Autoglas-Reparaturwerkstatt wusste man über unsere Ankunft schon Bescheid und der Techniker nahm sich unserem Sorgenkind an. Wir waren froh, denn der eine Schaden drohte zu einem Spinnennetz zu werden. In Angesicht der mehrtätigen Rumpelfahrt über die Gibb-River-Road eine denkbar schlechte Ausgangslage für eine Frontscheibe. Nun aber ging alles schnell und absolut unkompliziert von statten und die Schäden sind repariert.. So, nun aber zurück zum Campingplatz und sesshaft werden.
Tisch und Stuhl waren schnell parat und auch das Dach aufgeklappt. Es war recht muffig im Wagen und wir öffneten im oberen Bereich alle Fenster, damit unser Camper durchlüftet wird. Endlich konnten wir unsere Badesachen schnappen und zum Strand los ziehen.
Cable Beach heisst der Strand und liegt etwa 15 Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Es ist auch wieder ein Weitauslaufender Strand, an dem man nun aber unter Aufsicht der Baywatch Baden kann. Wir kühlten uns im 26 Grad warmen Wasser ab und entspannten uns. Danach folgte das tägliche Abendmotto „And an other lovely sunset“. Die Wolken am Horizont liessen den Sonnenuntergang wirklich dramatisch wirken. Auf den Stearways to the moon haben wir heute verzichtet. Obwohl die Beobachtungsmöglichkeiten in Broome um einiges besser sind, wäre der Weg zu den Stränden für uns etwas kompliziert. Es liegt nur schon daran, dass bei Schäden am Mietwagen, welche in der Nacht entstehen, wir selber tragen müssen. Also quasi ein Nachtfahrverbot. Und das ÖV System haben wir in der Kürze auch nicht kennen lernen wollen.
Stattdessen haben wir uns in der Outdoorküche feine Steaks zubereitet und genossen den Abend sehr. Wir beratschlagten uns noch über den weiteren Verlauf, denn Derby ist für uns die letzte Gelegenheit um genügend Proviant für die Gibb River Road bunkern zu können. Da müssen wir uns wohl noch ein paar Gedanken über die Logistik machen. Die Fahrt wird sicher fantastisch werden.
Von Broome nach Derby
Es ist Halbzeit unserer Australienreise. Ja, auch auf dieser Reise vergeht die schönste Zeit im Jahr viel zu schnell. Aber wir möchten (noch) nicht jammern, wir haben ja noch einige tausend Kilometer vor uns. Die 4000er Marke haben wir heute durchbrochen. Aber erst mal der Reihe nach.
Obwohl wir im bisher grössten Campground unserer Reise übernachtet haben – so gut hatten wir bisher noch nicht geschlafen. Die Campküche in der Nähe wurde vom Personal bereits um 21:00 Uhr geschlossen. Daher war es auch nicht mehr laut. Die Ruhezeiten gelten ab 22:00 Uhr und die werden wirklich sehr gut eingehalten.
Nach dem Aufstehen gingen wir kurz unter die Dusche und watschelten über die kleinen Weglein quer durch den Campground zum Restaurant. Wir bestellten uns Schinken mit Speck und eine Portion Pancacke. Die Sünde teilten wir uns gemeinsam. Sowohl unser Frühstück wie auch der Kafi war super fein. Einen Luxus, den wir uns nicht so oft
gönnen können. Die Preise hier sind sehr hoch. Entsprechend wenige Gäste hat es hier. Aber die Qualität ist wirklich sehr gut.
Da wir das Sonnendach nicht montierten, waren wir schnell startklar. Aber anstatt gleich nach Derby loszufahren, schauten wir uns das Downtown noch genauer an. Es ist auch gleichzeitig das Chinatown.
Dieses Chinatown ist nicht vergleichbar mit jenen, welche wir in den Grossstädten wie San Francisco gesehen haben. Alles ist sehr grosszügig angelegt und sehr sauber. In einer Strasse konnten wir praktisch nur Perlen-Shops sehen, die alle sehr nobel eingerichtet waren. Die Perle ist das Opal von Broome. Die Stadt mit gerade mal 15‘000 Einwohner.
Der Vormittag war angebrochen und die Hitze wurde schnell sehr gross. Wir genehmigten uns frisch zubereitete Smoothies mit Wassermelonen, Passionsfrüchte und weiteren tropischen Früchte. Das war sehr lecker. Frisch gestärkt fuhren wir los Richtung Derby.
Die ersten 30 Kilometer der Strecke sind wir gestern schon auf dem Hinweg gefahren. Es sind 30km Strasse, die Linealgerade verlaufe. Bei der ersten Kurve hat man schon leichte Bedenken. Das Steuerrad könnte ja inzwischen eingerostet sein…
Die Fahrt nach Derby ist von der Landschaft her etwas abwechslungsreich. Savannenartige Steppenlandschaft, dann wieder leicht waldig gefolgt von Flüssen und kleinen Sümpfen. Aber trotzdem ist die Fahrt sehr langatmig und durch die Hitze auch sehr ermüdend. Daniela war zuerst Co-Pilot. Die Sonne brennte ihr ständig von links auf den Arm. Mit einer Landkarte hat sie sich dann zeitweilig einen Sonnenschutz gebastelt, damit sie sich keinen Sonnenbrand holte. Auffällig wenig Road-Trains kamen uns entgegen. Dafür viel mehr Camper.
Kurz vor Derby besuchtem wir den Prison Boab Tree. Ein Affenbrotbaum, dessen Stamm einen Umfang von über 14 Meter aufweist und innen hohl ist. Man glaubt, dass der Baum über 1500 Jahre alt ist. In den Anfangszeiten von Broome, wurde der Baum als Nachtlager für Gefangene bei Gefangenentransporte genutzt: Durch einen Spalt gelangte konnte man damals die Gefangenen im Hohlraum einsperren.
Den Campingplatz, den wir heute auserwählt haben, ist der bisher kleinste auf unserer Reise. Gerade mal 25 Stellplätze sind hier verfügbar. Da dieser Platz für Familien mit Kindern nicht geeignet ist, erhofften wir uns für einmal keine ausflippenden Kinder um uns herum. Und ja, Kinder sind keine hier, aber bellende Hunde und Rentner die gerne ihre Oldies draussen hören und den halben Campground damit unterhalten. Ja, das Camperleben ist nicht einfach. Das nächste Mal wählen wieder einen Familienfreundlichen Campground :-)
Die Gibb River Road wird uns keine grossen Möglichkeiten für Proviantbeschaffung bieten. Daher Gleich in der Nähe gibt es einen Supermarkt. Wir deckten uns für die nächsten fünf Tage und ein bisschen mehr ein. Und tatsächlich passten alle Kühlwaren in den kleinen Kühlschrank.
Derby ist ein kleiner Ort und hat gerade mal 5000 Einwohner Viel haben wir heute von der Stadt nicht gesehen. Das Problem ist, dass wenn man einmal sein Camper hingestellt hat, man nicht mehr so schnell weg kommt. Und zu Fuss war das Downtown zwar innert 30 Minuten erreichbar, allerdings waren auf dem Weg dorthin einige alkoholisierte Ureinwohner auf deren Bekanntschaft wir dann verzichtet haben.
Es war sehr heiss an diesem Nachmittag. Wir gingen zum Pool und faulenzten lange in den Liegestühlen. Herrlich. Es ist ein sehr einfacher Pool. Nicht vergleichbar mit der Badeoase in Broome. Dafür waren wir ganz alleine und hatten unsere Ruhe.
Unser Nachtessen holten wir uns beim Roadhouse um die Ecke. Es gab Chicken mit Salat. Es war kein kulinarischer Höhenflug aber es reichte um satt zu werden.
Der Nachthimmel ist wieder gigantisch. Das Kreuz des Südens steht über uns, die Milchstrasse ist gut erkennbar und auch Jupiter ist von unserem Stellplatz aus gerade noch erkennbar. Für mehr reicht es leider nicht. Ein grosser Camper versperrt den Blick und eine sehr helle Parkbeleuchtung macht das Beobachten auch schwierig. Trotzdem genossen wir den Blick nach Oben und entdeckten zwischen den Überflügen einzelner Satelliten sogar auch die eine oder andere Sternschnuppe.
Derby muss in der Luftfahrt eine Landmarke sein, die Angeflogen wird. Auffällig viele Verkehrsflugzeuge konnten wir beobachten, die in Richtung Norden oder Osten flogen.
Wir freuen uns auf die Gibb River Road. Etwas mehr Einsamkeit und keine Lichtverschmutzung wird uns hoffentlich den Blick in den Nachthimmel fast grenzenlos ermöglichen. Ein Highlight, auf welches ich mich schon die ganze Zeit darauf freue.
Von Derby nach Windjana National Park – Gibb River Road Tag 1
Wow wow wow – ich sitze hier vor dem Camper, schreibe den Tagesblog zum Reisebericht und über mir funkeln Millionen von Sternen. Eindrucksvoll, wie sich unser Nachthimmel präsentiert. Venus und Jupiter im Westen und Saturn im Osten. Dann sieht man Details der Milchstrasse vom blossen Auge, wie ich sie sonst nur von Fotos aus der Raumstation ISS kenne. Ja und der Tag heute, war auch erlebnisreich:
Die ersten Camper machten sich, wie bereits bemerkt, schon früh Morgens auf die Reise und lassen den Motor eine Ewigkeit vorher warm laufen. Daher waren wir auch schon recht früh auf den Beinen, was uns eigentlich gar nicht so missfällt. Heute geht e auf die Gibb River Road. Nach Frühstück (ja, Toast mit Käse, Schinken und Spiegelei), Morgentoilette und Checkout, waren wir aber noch nicht bereit für die Strasse. Zuerst ging es zur Tankstelle und füllten den Tank nochmals richtig voll. Wie ein Campingnachbar uns am Morgen noch erzählte, soll der Spritpreis auf der Gibb River Road über 2 Dollar kosten. Das ist zwar Teuer, aber nicht das Problem. Wir werden jede Gelegenheit nutzen müssen, um nachzutanken. Tankstellen sind auf der Gibb River Road rar. Leider konnten wir unsere Capinggasflasche dort nicht nachfüllen lassen. Wir sollen es am grossen Campground versuchen, wurde uns vom Tankwart Bescheid gegeben.
Dann ging es zum Supermarkt. Wir bunkerten über 20 Liter Trinkwasser und zwei Tuben Zahnpasta. Der zweite und grössere Campground war nicht weit weg. Wir fuhren durch Derby. Eine kleine Stadt mit 5000 Einwohnern. Kaum vorstellbar, dass im Nirgendwo eine Stadt in dieser Grössenordnung existieren kann.
Wir meldeten uns beim Office des besagten Campground. Sehr sauber und modern eingerichtet, war unser erster Eindruck. Hier hätte es uns vermutlich sehr gut gefallen. Der Chef persönlich kümmerte sich um unser Anliegen. Er prüfte unsere Flasche, und meinte, dass die noch recht voll sei. Er ginge rasch nach draussen um sie nachzufüllen. Wir sollen hier warten, aber in dieser Zeit in seinem Büro bitte nichts anfassen. Er habe einen Hund, der sehr schnell zupackt, wenn er selbst nicht da ist. Den Hund haben wir nicht gesehen… - Nach 2 Minuten war er auch schon wiedermit unserer Gasflasche zurück: „It’s for free“, meinte er, er musste kaum nachfüllen. Ich gab ihm 5 Dollar und meinte: “Ist für den Hund“ – Er lachte und wünschte uns eine gute Fahrt.
Wie empfohlen, gingen wir ins Visitor Center um die letzten News zur Gibb River Road abzuholen. Die Dame am Schalter fragte, ob wir denn ein 4WD-Auto haben? Wir nickten brav. Dann schaute sie uns an und fragte, ob wir denn auch zwei Ersatzräder dabei haben? – Ähm, da konnten wir nicht mehr nicken und waren in dem Moment auch verunsichert. Wir hatten nur ein Ersatzrad dabei, zwei werden jedoch empfohlen. Naja, versichert haben wir mehr als zwei Reifenschäden. Wir haben auch nicht vor, die abenteuerlichsten Routen zu fahren. Zudem ist unser Fahrstil eher auf „Safty“ ausgerichtet. Ob dies auch Reifenschonend ist, wird sich wohl nun zeigen müssen. Für 5 Dollar erhielten wir eine Infobroschüre zur Strasse. Der Strassenzustand ist im Allgemeinen ok, alle Strecken können befahren werden und das Wetter scheint auch auf unserer Seite zu sein.
Es konnte also losgehen. Wir fuhren aus Derby raus und bogen ein paar Kilometer später direkt in die Gibb River Road ein. Bei einem Strassenschild schossen wir noch ein Selfie, da wir es vermutlich selber nicht glauben konnten, dass wir nun auf der Strecke sind, welche wir über Monate herbeisehnten.
Die Gibb River Road beginnt am Anfang noch recht luxuriös: Breite Strassen, asphaltiert und alles gut markiert. Nach ca. 30 Minuten Fahrt verändert sich die Strasse: Es war quasi nur noch eine Fahrbahn in der Mitte der Strasse, die asphaltiert ist und links und rechts davon ist „Gravel“. Und schon kurze Zeit später hatten wir die erste Begegnung mit einem anderen Fahrzeug. Für das Kreuzungsmaneuver bedeutete das folgendes: Die Räder der Fahrerseite bleien auf dem Asphalt und die Beifahrerseite darf auf den ruppigen Gravel. Eine nicht ganz ungefährliche Situation. Vor allem für Anfänger, wie wir es sind. Nur bei LKW’s fährt man am besten gleich ganz von der Strasse. In der Broschüre zur Gibb River Road steht auch dazu, dass diese immer den Vorzug auf der Strasse zu gewähren ist.
Noch ein anderer interessanter Punkt stand in dieser Broschüre: Der Royal Flying Doctor Service ist in Notfällen auf Kurzwelle auf der Frequenz von 5300 kHz erreichbar. Also habe ich diese Frequenz gleich mal in meinem Funkgerät gespeichert. Zufälligerweise ist meine Antenne in diesem Frequenzbereich auch einigermassen resonant. Das ist schon mal nicht schlecht. Man weiss ja nie.
Nach einer Stunde Fahrzeit waren wir dann zu 100% auf Gravelpiste: Kein Asphalt weit und breit. Leider war ich mit dem Fotoapparat nicht schnell genug, denn ein Roadtrain kam plötzlich um die Kurve in hohem Tempo geschossen. Wir mussten ganz nach links ausweichen, damit wir auch ja keinen Stein an die Scheibe geschleudert bekommen. Der Roadtrain gab ein eindrückliches Bild von sich: Nur der Lastzug mit den ersten beiden Anhänger war zu sehen. Steine schleuderten links und rechts in die Höhe und der Rest war in aufgewirbeltem Staub gehüllt. Allerdings sahen wir dadurch auch für die nächsten 10- 15 Sekunden gerade mal gar nichts mehr von der Strasse. Es war wie dicker Nebel im Herbst in der Heimat. Wir lernten: Auf der Gravelpiste muss man während der Fahrt das Licht einschalten, damit man durch den aufgewirbelten Staub auch vom nachfolgendem Gegenverkehr gesehen werden.
Die Strecke war abwechslungsreich. Hart wurde sie, als wir abbogen und zum Windjana National Park fuhren. Wir wurden zünftig durchgeschüttelt und wir mussten uns sehr auf die Strasse konzentrieren. Hätten wir Coladosen im Kühlschrank dabei gehabt, ich glaube, die wären uns jetzt um die Ohre geflogen.
Wir bezahlten unseren Tagespass und Übernachtung per Selbstdeklaration am Eingang und fuhren zur Quiet-Area, wo keine Generatoren zugelassen sind.Es waren schon einige Camper dort. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. Wir stärkten uns kurz mit einem Vesper und sattelten unseren Camper erneut. Denn führ heute war mit Fahren noch nicht Feierabend. Campingtisch und Stühle liessen wir zurück, um unseren Platz zu markieren.
Es ging ca. 30km weiter Richtung Süden. Die Strasse ist teilweise sehr Anspruchsvoll an Fahrer und Material. Wir suchten den Tunel Greek National Park auf. Eine ca. 400m lange Höhle quer durch ein Hügelsystem. Wir zogen unsere Wanderschuhen an und packten unsere Taschenlampen. Die Höhle ist frei und auf eigenes Risiko begehbar. Nur am Anfang mussten wir kurz ein wenig „klettern“, was aber nicht anspruchsvoll war. Bei der Höhle muss man wissen, dass durch diesen ein kleiner Fluss führt. Man läuft immer wieder, zeitweise Knietief durch das erfrischende Nass. Die Schuhe werden also nass. Wir haben Touristen in Flipflops gesehen, was auf Grund der teilweise felsigen Übergänge das absolut falsche Schuhwerk ist.
Es ist faszinierend, nur mit einer Taschenlampe bewaffnet durch eine Höhle zu wandern. In der Mitte ist die Höhle eingestürzt und das eindringende Tageslicht sorgt für faszinierende Lichtspiele in der Höhle. Am Ende ist man wieder am Bach angelangt, der ein wunderschönes Bild abgibt. Durch die Höhle sind wir wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt. Wow, das war spektakulär.
Wir fuhren zurück zum Campground. Es hat nun deutlich mehr Camper als zur Mittagszeit. Doch glücklicherweise hat niemand unseren markierten Platz angetastet. Wir stellten unseren Camper ab und richteten uns ein. Die Wanderschuhe legten wir auf die Motorhaube. Hoffentlich sind die bis morgen einigermassen trocken.
Der Campingplatz verfügt über Toiletten (nicht chemische, sondern mit einer richtigen Spüle!) und es gibt auch Duschen. Somit ist auch Trinkwasser verfügbar. Hie und da hat es Grillstellen für offenes Feuer. Soviel Luxus hätten wir im Outback nicht erwartet.
Von der Rückfahrt von der Höhle war ich fixundfertig. Die Gravelpiste hat viel abverlangt, obwohl es nur eine halbe Stunde Fahrt war. Wir assen eine Orange und tranken etwas. Dann ging es uns auch schon wieder viel besser. Also auf zur zweiten Runde. Der Campingplatz liegt nicht umsonst in diesem wunderschönen Gebiet.
Wir wanderten zum nahe gelegenen Hügelzug, welche sich mit einer senkrechten Felswand kilometerweit durch die Kimberly-Region zieh. Ein wunderschöner Anblick. Durch einen Felsspalt gelangt man zu einem Fluss in dem „Freshis“ wohnen. Nun, es gibt „Salties“ und es gibt „Freshies“. Und beides sind Krokodile. Die Freshies gelten als wenig aggressiv und man kann sie gut beobachten. Die Salties hingegen sind unberechenbar und da machen auch die Einheimischen einen grossen Bogen um diese Tiere.
Und tatsächlich, schon bald konnten wir unsere ersten Krokodile in freier Wildbahn beobachten. Wow – etwas unheimlich aber sehr faszinierend. Bis 5 Meter wagten wir uns an die Tiere ran. Das ist schon sehr nahe. Ein Holländer watete sogar ins Wasser und fotografierte das Tier aus 2m Distanz. Das ist schon grobfahrlässig.
Der Fluss führt durch eine Schlucht mit rotem Felsen. Es hat hier sehr viele Tiere. Eine sehr faszinierende Gegend. Störend war für uns, dass die Touristen sich eher wie in einem Zoo verhielten. Es scheint denen nicht bewusst zu sein, dass wir nun in der freien Wildbahn sind und hier ganz andere Gesetze gelten. Aber darüber möchten wir uns den Kopf im Urlaub nun nicht zerbrechen.
Wir gingen zurück zum Camper und genossen ein feines Nachtessen. Und dann begann die eingangs erwähnte Show am Himmel: Die Sonne ging unter und die Nacht brach über uns ein. Nun, wo ich an das Ende der heutigen Berichterstattung gelange, sind die meisten Lichter erloschen und das Firmament leuchtet unglaublich hell. Es ist Zeit, das Notebook zu zuklappen, da es im gedimmten Zustand immer noch viel zu fest leuchtet und den Blick in den Sternenhimmel stört.
Morgen werden wir weitere 120km auf der Gibb River Road fahren. Es sind keine Asphaltpisten auf der Karten mehr angezeigt..
Windjana National Park zum Silent Gorge – Gibb River Road Tag 2
Die Nächte sind kühl aber nicht kalt. Sonnenuntergang ist um ca. 17.30 Uhr und Sonnenaufgang bereits um 06:00 Uhr in der Früh. Wenn man vor Sonnenaufgang nach draussen geht, braucht man warme Kleidung. Diese nahm ich auch mit um zur Outback-Dusche zu gehen. Ja, wir haben hier sogar eine Dusche. Warmwasser wird mit Sonnenenergie aufbereitet. Klar, dass ich in den frühen Morgenstunden eher ein lauwarmes Wässerlein bekam.
Erstaunlich ist, wie schnell die Hitze zunimmt, wenn die Sonne mal über dem Horizont steht. Das geht sehr ruckzuck und man die warme Kleidung durch T-Shirt, kurzer Hose und Sonnencrème ersetzt.
Während wir unseren Kafi tranken, machten sich die ersten bereits auf den Weg. Auch wir waren schon sehr früh unterwegs. Nicht, dass wir eine schlaflose Nacht gehabt hätten, nein. Es war wirklich absolut ruhig. Nur bei Morgengrauen werden alle Vögel aktiv und mit ihnen die Camper. Da kann man nicht lange ausschlafen.
Wie bereits erwähnt haben verfügt unser Trailfinder über ein ausfahrbares Dach. Dieses scheint aber einen Fehler zu haben und klemmt beim Einfahren ein wenig. Die vordere Gummidichtung ist schon ziemlich ausgefranzt. Damit der Schaden klein bleibt, und wir keine Kraftanstrengungen beim Einfahren des Daches benötigen, streiche ich das immer wieder mal mit Vaseline ein. Seit wir in der heisseren Gegend angekommen sind, trocknet die Vasleline recht schnell aus und ich darf die Stelle plus Dichtung wieder einreiben. Heute war es wieder so weit. Die Gummidichtung sieht schon sehr schlecht aus. Ich hoffe, dass wir da am Ende unserer Reise keine grossen Diskussionen haben werden.
Es ist gut, dass wir bereits früh los fahren. Bei unserer nächsten Destination ist bekannt, dass die Plätze schon bald einmal ausgebucht sind. Daniela übernahm die erste Etappe. Die Gibb River Road wurde nun etwas anspruchsvoller. Selten ging es noch lange gerade aus. Wir hatten etliche Kurven und Höhen zu überwinden. Entsprechend spannend war natürlich auch die Landschaft und Topographie.
Das Funkgerät habe ich auf den Trucker-Kanal gestellt, da die Roadtrains bei unübersichtlichen Stellen sich über Funk melden. Und auch da haben sie Vortritt. Und tatsächlich meldete sich ein Trucker und brauste kurze Zeit später um die Kurve. Auf der gleichen Frequenz waren auch die Verkehrsregler einer Baustelle, welche wir passierten.
Interessant zu sehen, mit welchen Maschinen und Materialien da gearbeitet wird. Die Bulldozer ähnliche Fahrzeuge sind extrem wendig und stark.
Und da war sie: Unsere erste Flussüberquerung! Die Stelle verleidete optisch dazu, die Querung mit ungebrochener Geschwindigkeit zu fahren. Doch wir gingen auf Nummer sicher und fuhren im Schritttempo durch. Und das war genau richtig! Der Untergrund war verhältnismässig ungefestigt und es lagen doch einige grössere Felsen im Fluss. Die Tiefe der roten Brühe lag bei ca. 30cm.
Wir zweigten ab Richtung Silent Gorge Campground. Diese 4WD-Strecke führt ca. 30km weg von der Gibb River Road. Sie hat noch mehr Wellblecheffekte und es waren einige Flüsse unterwegs zu durchqueren. Sowohl leichte wie auch etwas schwierige, bei welcher der Allradeantrieb genutzt werden musste.
Am Campground angekommen füllten wir die Selbstdeklaration aus und warfen die Tüte mit dem „Lösegeld“ in die dafür vorgesehene Box. Im Campground waren etwa 1/3 der Plätze besetzt. Es war zu diesem Zeitpunkt Anfang Vormittag. Wir konnten einen sympathischen Platz neben einer Palme für uns beanspruchen.
Wir stärkten uns mit ein paar Sandwiches während immer mehr Camper eintrafen. Wir mussten langsam befürchten, dass wir eingekesselt werden. Schlimmer noch: Auch heute war es noch nicht Endstation für unser Vehicle. Wir mussten also wieder unseren Platz markieren. Da es aber auch hier keine Parzellen oder ähnliches gibt, parkt jeder einfach so wie es einem gefällt, und da werden unser Campingtisch und Stühle wohl wenig ausrichten können – so unsere Befürchtung.
Wir hatten aber ein Idee, die wir gleich in die Tat umsetzten: Mit der Plane des Sonnendachs bastelten wir ein Zelt genau an unserem Platz. Die Stühle und der Tisch stellten wir daneben. Das sollte reichen um unser Revier zu markieren.
Wir setzten uns in unseren Camper und fuhren die Strasse weiter Richtung Gorge. Dieser ist ca. 10km von Campingplatz entfernt. Auch wenn die Wellblechpiste mühsam ist, die Strecke ist wunderschön und eine Bachdurchquerung ist mit auf dem Programm.
Ist man beim Parkplatz angekommen führt ein schmaler Weg ins Tal hinunter. Eine sehr schöne Wanderung aber in der Hitze nicht anspruchslos. Kommt man dem Ziel näher, durchwandert man im Schatten von Bäumen ein ausgetrocknetes Bachbett. Am Ende des Bachbetts hört man schon das Rauschen des Wasserfalls. Und dieser ist wunderschön! Sowohl im oberen Becken wie auch im unteren Becken kann man Baden. Wir nahmen die Kletterei in Kauf und kraxelten über und um den grossen Felsen herum zum unteren Becken.
Wow – eine traumhaft schöner Ort. Natürlich erfrischten wir uns im kühlen Nass. Beim Schwimmen viel uns auf, dass wir schon lange nicht mehr im Süsswasser geschwommen sind. Der Auftrieb des Salzwassers vermissten wir richtig und mussten daher etwas mehr Schwimmen als wir uns in letzter Zeit gewohnt sind.
Der Wasserfall ist ca. 10 bis 15m hoch. Genau konnten wir es nicht schätzen, da er Kaskadenartig sich in den Felsen gefressen hat.
Auch an diesem Ort ist Vorsicht sehr wichtig. Ausser Warnschildern gibt es hier nichts – gar nichts. Keine Schranken, keine Einstiegshilfen oder Rettungsgeräte. Auch ist niemand vom Nationalpark vor Ort und schaut zum rechten. Wenn also etwas passiert, dann ist man sehr auf sich alleine gestellt. Entsprechend vorsichtig waren wir dann auch und gingen auch keine leichten Risiken ein.
Nach einer Stunde Bade- und Sonnenspass wanderten wir wieder zurück zum Auto. Obwohl die Wege gut markiert sind, geht man das Risiko ein sich zu verlaufen. Das merkt man allerdings sehr schnell. Etwas anspruchsvoll sind die Flussüberquerungen, wenn man keine nassen Füsse bekommen will. Barfuss ist es zu gefährlich, die Steine sind vom Schlamm unendlich glitschig. Und unsere Wanderschuhe haben wir im Auto gelassen, da die vom Vortag her immer noch am Austrocknen sind. Und unsere Treckingschuhe – die letzten Paar trockene Schuhe die wir noch hatten, wollten wir nun nicht auch noch im Wasser einweichen.
Zurück am Campingplatz sahen wir, dass noch nicht wesentlich mehr Camper angekommen sind. Unser Platz war unangetastet und wir konnten uns also nach Belieben einrichten. Während wir am Aufstellen waren, kamen dann doch zahlreiche Camper an und rundherum wurden die Plätze zugestellt. Aber immer noch mit respektvollen Abstand. Zu Hause wären da mindestens noch zwei Fahrzeuge reingequetscht worden.
Der Rest des Tages verbrachten wir mit Faulenzen, leckeren Gerichte aus der Outdoor-Küche geniessen und – mit dem bewundern unseres wunderschönem Sternenhimmels. Wow – davon kann ich nicht genug kriegen. Ich hatte wohl vor Staunen den Mund offen. Oder war es das Erstaunen über ein akustischer Unterdrückungversuchs aus Nachbars Campingzelt bei seinem Happy End ;-) Ja man erlebt so einiges hier in Australien.
Zum ersten Mal auf unserer Reise wissen wir noch nicht, wo wir am nächsten Tag landen werden. Fact ist, dass wir auf der Gibb River Road Richtung Osten fahren. Fact ist auch, dass die nächsten Highlights ca. 6-7 Fahrstunden entfernt sind. Das ist recht Anspruchsvoll, da wir angemessen schnell fahren. Das heisst, langsamer als die Meisten Fahrzeuge auf der Strecke. Dieses Thema wäre ein eigener Bericht wert.
Silent Gorge nach Mt. St. Elisabeth – Gibb River Raod Tag 3
Bereits um 05:15 Uhr machten sich die ersten Camper bemerkbar. Erstaunlicherweise war auch unser Nachbar mit seinem Happy-End vom vorherigen Abend dabei – naja wie auch immer. Die Sonne war auch schon wieder früh da und so dauerte es auch nicht mehr all zu lange, bis wir uns aus den Federn schlugen.
Während wir noch Frühstückten, verliess ein Camper nach dem Anderen den Platz. Als wir uns auf den Weg machten, war es erst 08:15 Uhr in der Früh. Wir vermuten, dass die Meisten heute eine grössere Fahrtstrecke geplant haben.
Wir fuhren wieder zur Gibb River Road zurück und bogen auf deren Richtung Osten ab. Unser Ziel lag 80km weit weg. Es ist das Mt. Bernett Roadhouse. Die Strecke dorthin war wenig abwechslungsreich. Wir überquerten noch eine Hügellandschaft, als wir auf der linken Strassenseite einige Campmobils stehen sahen. Wir hatten keine Idee, was es sein konnte. Im Reiseführer stand nichts, in der Infobroschüre zur Gibb River Road fanden wir auch nichts – doch auf der Gibb River Raod Strassenkarte war der Point of Interest eingezeichnet: Galvan Gorge. Er sei rasch zu Fuss erreichbar, entnahmen wir der Karte. Wir wendeten und fuhren zurück.
Bereits brannte die Sonne wieder vom Himmel und wir strichen uns wie jeden Tag mit Sonnenschutzfaktor 50 ein. Vom Parkplatz führt ein breiter ca. 400m langer Weg durch ein Waldstück. Dann gelangt man zu einer kleinen Schlucht, durch welchen ein Bach mit kleinen Pools führt. Entlang des Bachs ist ein schmaler Weg. In den Pools hat es zahlreiche Seerosen und wir konnten Fische und Spinnen beobachten. Eine wirklich sehr schöne Landschaft.
Nach ca. 300m ist man am Ziel. Ein grösserer Pool, der durch einen Wasserfall versorgt wird. Ein unglaublich schöner Ort und man kann darin Baden. Die Badesachen hatten wir nicht mitgenommen. Aber das war kein Problem. Wir verweilten eine Weile an diesem magischen Ort, bevor wir wieder zurück liefen. Uns ist aufgefallen, dass die australische Touristen nicht viel von Wandern und beobachten halten. Der Weg zu den Point of Interest werden meist im Laufschritt erklommen. Vermutlich erfolgt danach ein Hacken auf der Checkliste hinter „gesehen“.
Wir fuhren weiter und kamen 20km später am Roadhouse an. Wir tankten nach. Auf der Tanksäule stand, das die Bezugsmenge auf 50 Liter limitiert ist. Der Diesel kostet hier auch 2 Dollar den Liter. Wir benötigten genau diese Menge Diesel und unsere Tanks waren wieder voll. Es war später Vormittag und verspürten einen leichten Hunger.
Ich muss sagen: So gut hatten wir bisher noch nie in einem Roadhouse gegessen. Unsere Chicken-Wings und Carlig Chickenballs waren köstlich. Zur Weiterfahrt bestellten wir noch zwei Kafi zum Mitnehmen. Man muss wissen, dass dieses Roadhouse speziell Werbung macht für Real-Café.
Als wir am Schalter warteten, wurden wir Zeugen einer kleinen Auseinandersetzung. Ein Australier hatte keine Geduld bis die Zapfsäule freigegeben wurde und veranstaltete ein Hupkonzert. Sein „Kontrahent“, der noch an der Säule stand und im Begriff war zu zahlen (erst nach dem Bezahlen darf man hier die Säule verlassen), kam es zum Wortgefecht. Der Tankwart konnte die Situation kurz beruhigen. Doch der aufgebrachte ungeduldige Kunde bediente sich beim Vorbeigehen bei seinem Kontrahenten der Fäkalsprache von der untersten Schublade. Dieser konterte mit „Your face looks like my ass.“ Uuui, jetzt dachten wir, dass die Situation eskaliert. Doch gar nichts passierte. Es blieb bei den Wortgefechten und die Kontrahenten zogen in ihre eigenen Richtungen weiter.
Inzwischen haben wir unser Tagesziel erkoren. Es soll die Farm auf Mt St. Elisabeth sein. Eine private Anlage, welche Bed&Brakefest anbietet. Daneben betreiben sie auch einen Campingplatz. Wir fuhren weiter und erlebten eine sehr abwechslungsreiche Fahrt. Sowohl der Strassenverlauf wie auch der Belag änderten sich ständig. Daneben durchquerten wir sehr schöne Landschaften.
Als wir von der Gibb River Road zu dieser Farm abbogen, begann eine wirklich holprige Strecke. 29km weit wurden wir durchgeschüttelt. Unser Kafirahm hat es nicht überlebt wie wir am Abend feststellen konnten. Er war schon klumpig, als wir diesen öffneten.
Kurz vor der Farm passiert man eine Graspiste des Flugplatzes der Farm. Ein idyllischer Ort. Wir meldeten uns im Office, resp. Versuchten es. Es war zuerst niemand da. Neben an hörten wir Geräusche und klopften an die Tür. Eine Dame öffnete die Tür und begrüsste uns. Sie war gerade daran, leckere Backwaren für den Ofen vorzubereiten und es duftete herrlich. Sie sorgte rasch dafür, dass jemand sich um unseren Check-In kümmert.
40 Dollar kostet uns die Übernachtung auf dem Campingplatz. Leicht mehr, als wenn wir im Nationalpark übernachten würden. Die Dame der Reception empfahl uns, gleich noch einen privaten Gorges zu besuchen. Er liegt 20km weit weg und ist in einer halben Stunde erreichbar. Ein Tipp, der uns sehr sympathisch war.
Wir fuhren zuerst auf den sehr weitläufigen Campingplatz und suchten uns unser Lager für die kommende Nacht. Wir stellten Tisch und Stühle auf und fuhren weiter zum Gorge. Erst müssten wir ca. 10km die Strecke zurück fahren und die Abzweigung suchen, hat man uns gesagt. Das ist gar nicht so einfach, wenn die Strassen nicht beschildert ist. Wozu auch, es ist für Australier selbstsprechend. Wir entschieden uns, nachdem wir ein paar Kilometer im Zielgebiet der Abzweigung hin und her fuhren, für eine, die uns am eindeutigsten vorkam.
Nach ein paar hundert Meter erreichten wir wie beschrieben ein Viehgatter, das wir durchqueren konnten. Wir fuhren weiter auf einem Feldweg, der zuerst ein wenig ruppig war, dann eine Zeit lang sanft durch wunderschönes bewaldetes Gebiet führte. Traumhaft schön – schon fast surrealistisch. Der Weg wurde dann aber immer ruppiger und wir mussten den Allrad-Modus aktivieren. Zeitweise fuhren wir nur noch im Schrittempo und glaubten kaum noch, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Als wir 2km über der angegebenen Distanz waren, legten wir einen Halt ein. Wenden und Umkehren war vom Gelände her an dieser Stelle fast nicht möglich.
Wir schalteten unser Navi ein. Die Strasse war im System nicht verfügbar. Es zeigte an, dass wir irgendwo im Grünen gelandet sind. Doch als wir die Karte verkleinerten, sahen wir, dass wir ganz in der Nähe eines Flusses sind. Also gaben wir der Strasse und uns nochmals eine Chance und fuhren ganz langsam weiter. Trotzdem schüttelte es uns gewaltig. Ich versuchte mich am Lenkrad festzuhalten, Daniela klammerte sich am Handgriff und Dashboard. Wir hörten wie im hinteren Teil des Fahrzeugs die ungesicherten Gegenstände umherflogen – und das im Schritttempo.
2 Minuten später entdeckten wir an einer Lichtung zwei Autos. Wir waren tatsächlich am Ziel angelangt. Uff – das war eine neue Herausforderung mit unserm Auto, dessen Namen zum ersten Mal Sinn ergab: Trailfinder.
Wir packten unsere Badesachen. Die Besitzer der anderen beiden Autos waren gerade im Begriff zu gehen. Wir gingen durch die Lichtung hindurch und standen vor einem weissen Strand an einem Gorge. Am anderen Ufer war roter Felsen in grüner, tropischer Landschaft eingesäumt. Was für ein traumhafter Ort. Diese Abgeschiedenheit hatten wir uns schon die ganze Zeit gewünscht. Und wir hatten den Gorge für uns ganz alleine. Eine ganze Stunde lang vergnügten wir uns am Strand und im Wasser, bis die nächsten „umherirrende“ Touristen aufkreuzten.
Um 16:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg. Eine ganze Stunde lang kämpften wir uns durch die 20km Strecke. Als wir am Campingplatz ankamen, ging die Sonne bereits unter. Auf dem Rückweg hatten wir noch Feuerholz eingesammelt, dass wir nun für später bereit legten.
Ein feines Nachtessen bereiteten wir in der Outdoorküche zu. Es gab Kalbsbratwürste gefüllt mit Camembert-Käse, dazu Käsenatchos. Als wir unser Nachtessen genossen, fuhr ein Wildlife-Tourbus auf den Campground ein. Direkt vor unsere Nase. Ok, es sind zu diesem Stellplatz etwa 30 Meter Distanz, aber es war vorbei mit der „Fast-Alleine-Idylle“.
Naja, während die einen laut Diskutierten, brauten wir unseren Kafi und zündeten unser Lagerfeuer an. Inzwischen wurde es stockfinster und die Milchstrasse war wieder in der vollen Pracht zu bewundern. Wir zelebrierten unseren Kafi am Lagerfeuer und lauschten der Touristengruppe des Tourbusses, welche rund um ihr Lagerfeuer sassen. Ohne dass wir es wollten, beobachteten wir die Reisenden des Wilderness-Tourbusses. Es waren Touristen des fortgeschrittenen Alters. Sie erhielten ein Referat, deren Wortfetzen wir mitbekamen: „Blatter“, „Orgasm“, „Vagina“ – haben wir da wirklich richtig gehört? Wir lauschten und hörten die Worte immer wieder. Dazwischen lautes Gelächter, wie die Teenies in frühen Jahren bei der Aufklärung. Eigenartiges erleben wir hier in Down Under… ;-)
Wir löschten unser Lagerfeuer und schalteten das Campinglicht aus.
Und wieder war es eine Show da oben am Himmel. Wir konnten einige Sternschnuppen beobachten. Und irgendetwas blinkte eine Zeit lang, was sich nicht bewegte. Was hatten wir da gesehen? Einen sterbenden Stern?
Morgen werden wir unsere restliche Reiseroute bis nach Darwin planen. Ja, es geht ganz langsam gegen das Ende unserer Reise zu. Aber bis wir in Darwin sind, werden wir noch viel hier im Outback erleben können. Erst bleiben wir noch auf der Gibb River Road.
Von Mt. St. Elisabeth nach Home Valley – Gibb River Road Tag 4
Man merkt es kaum, wenn man auf den Mount St. Elisabeth hoch fährt. Ca. 700müM liegt die Farm. Doch in der Nacht spürt man die Höhe eindeutig: Es ist deutlich kühl hier oben. Zum Glück geht die Sonne früh auf, damit die warmen Strahlen uns auftauen konnten – nein so schlimm war es nicht, aber über die heisse Dusche und den heissen Kafi haben wir uns dann schon sehr gefreut.
Die Reisegruppe hat sich früh auf den Weg gemacht. Zuvor zündeten sie nochmals das Lagerfeuer an und deckten ein Frühstücksbuffet auf. Bei ihrer Abfahrt protestierte aber der Keilriemen ihres Busses mit lautem quietschen. Das hat die Fahrt nach ein paar hundert Meter zum Stillstand gebracht. Anscheinend ist die Crew (wir zählten 5 Personen) gut ausgebildet und hatten das Problem nach 15 Minuten gelöst.
Auch wir machten uns bereit für die Rückfahrt zur Gibb River Road und die Weiterreise nach Westen. Die heutige Destination haben wir während dem Frühstück provisorisch festgelegt. Je nach Vorankommen werden wir uns unterwegs für das eine oder andere Ziel entscheiden. Wir nahmen Abschied von einem sehr schönen Ort, den wir sicher vermissen werden. Die erste Etappe übernahm wieder Daniela. Geschickt zirkelte sie um die Schlaglöcher herum und wich den Felsbrocken auf der Fahrbahn aus.
Die Weiterfahrt Richtung Westen war anstrengend. Obwohl die Strasse sehr abwechslungsreich und durch wunderschöne Landschaften führte, war die Fahrbahn zeitweise eine grosse Herausforderung: Nach einer längeren ruhigen Phase konnte die Fahrbahn, ohne Vorankündigung oder Warnungen, sehr felsig und ruppig werden. Hatte man zuvor eine Geschwindigkeit von 60-80 km/h, konnte die Weiterfahrt manchmal nur 30-50 km/h schnell sein. Zeitweise war die Fahrbahn schön breit, dann wieder derart schmal, dass praktisch nur ein Fahrzeug darauf Platz hat.
Die meisten Touristen brettern mit 80-100 km/h über die Wellblechpiste. Etliche Autowracks am Strassenrand beweisen, dass das hohe Tempo ein schlechter Ratgeber ist. Obwohl die Fahrt bei hohem Tempo angenehm ruhig wird, fährt man praktisch wie auf Glatteis. Zugegeben, ich hatte nachgemessen: Der Geräuschpegel in der Fahrkabine lag bei unserem niedrigem Tempo von 60 km/h zwischen 85 und 92 dB. Das fördert die Müdigkeit zusätzlich. Aber wir liessen uns nie auf eine risikoreiche Fahrt ein. Wir tauschten uns daher gegenseitig regelmässig ab.
Ja, die Landschaften sind bei diesem Streckenabschnitt wirklich sehr schön. Zumal man zeitweise über Kreten fahren kann, erhält man hie und da schöne Ausblicke auf die Landschaft. Man darf die Hügelzüge nicht mit der heimischen Gebirgswelt vergleichen. Es sind sehr weitläufige Landschaften. Aufgefallen ist uns auch, dass weniger Rinderfarmen an den Strecken liegen, als noch auf der Strecke zwischen Port Hedland und Broome. Allgemein haben wir auch selten tote Tiere am Fahrbahnrand entdeckt.
Hinter einer Kurve wurde wieder einmal die Fahrbahn seehr felsig und war mit Schlaglöchern übersät. Dahinter musste man einen Fluss durchqueren, dessen Tiefe und Fahrbahn schwierig zu bestimmen war. Es war recht holprig bei der Überfahrt. Nach der Flussdurchquerung ging es steil nach oben. Nach ca. 50 Meter kommt man auf einem Plateau mit Parkplatz an.
Hier hatten wir einen wunderbaren Überblick über den Fluss. Wir beschlossen halt zu machen und eine Zwischenverpflegung zu geniessen. Und es ist ein Genuss bei diesem herrlichen Panorama. Wir hätten noch lange dort verweilen können. Wären wir am späteren Nachmittag hier durch gefahren, ich denke, wir hätten hier gleich unser Nachtlager aufgebaut.
Wir mussten noch unseren Müll loswerden. Auf der Gibb River Road gibt es alle paar hundert Kilometer eine Sammelstelle. Dadurch, und das ist sehr lobenswert, ist kaum Müll neben der Fahrbahn und auf den Parkplätzen zu finden. Die Kehrseite der Medaille ist die Entsorgung. Während wir uns in Europa immer schärfere Regeln zur Müllentsorgung antun, damit „die Welt gerettet“ werden kann, füllt man hier ein tiefes Loch mit Müll und deckt sie mit Erde zu. Oder man verbrennt es gleich in den Gitterboxen unter freiem Himmel. Die Rückstände der letzten Verbrennung waren jeweils sehr deutlich zu sehen. Die Müllentsorgung ist hier im Outback sicher kein einfaches Thema. Es zeigt aber die globalen Probleme unserer Gesellschaft und Politik sehr schön auf.
Den ersten möglichen Etappenort für diesen Tag haben wir bereits um die Mittagszeit erreicht. Da hier weder Sehenswürdigkeit noch sonstige Attraktionen zu erwarten waren, fuhren wir die restlichen 105 Kilometer weiter nach Home Valley.
Kurz bevor man diesen Ort erreicht, führt die Gibb River Road von aus den Bergen hinunter ins Tal. Der Ausblick, welchen man von oben hat, ist wunderschön. Sehr schön kann man die Einmündung in den Cambridge Gulf Meeresarm erkennen, wo Home Valley liegt.
Das Wilderness Resort liegt auf einer Farm. Es gibt einen normalen Camp&Lodge Bereich, der aber Swimmingpool, Kinderspielplatz, Restaurant, etc beinhaltet. Man kann auch hier Ausflüge mit Pferden unternehmen oder einen Rundflug mit dem hauseigenen Helikopter oder Flugzeug gniessen.
Der zweite Teil dieser Einrichtung ist das Bushcamp, welches direkt am Fluss liegt. An der Reception wurden wir sehr freundlich begrüsst. Alles ist hier sehr sauber und aufgeräumt. Wir buchten einen Platz im Bushcamp, was absolut kein Problem war.
Nach den Formalitäten fuhren wir direkt hinunter zum Fluss. Sowohl an der Reception wie auch durch Warntafeln am Fluss werden wir vor den Salzwasserkrokodilen gewarnt. Wir wurden genau angewiesen, wo wir campen können und wo nicht. Erstaunlich, dass für einige Camper diese Regelungen wohl nicht gelten, die direkt in Ufernähe ihre Zelte aufschlugen. Ob das klug war, werden wir morgen früh erfahren, ob sie noch da sind oder nicht.
Wir bezogen zuerst einen Platz in der Quiet-Zone, in welcher Generatoren verboten sind. Als wir uns so richtig gemütlich eingerichtet hatten, fuhr ein grosser Geländewagen mit Grey-Nomades zu. Es ist interessant, dass es auch in dieser Altersgruppe immer mehr Leute gibt, die keinen Respekt vor der Privatsphäre anderer Leute haben. Auf jeden Fall waren sie sehr laut und hatten nicht gerade eine gepflegte Ausdrucksweise (das war nun diplomatisch ausgedrückt)
Ich rekognoszierte daraufhin den Generator-Bereich auf Eignung unseres Nachtlagers. Es war bisher ein einziger Camper dort und der hatte keinen Generator. In der Quiet-Zone hingegen, wurden die Räume zwischen den zahlreichen Campern immer enger. Kurz vor Sonnenuntergang zügelten wir daher in die Generator-Zone. Von hier hatten wir zwar nicht den besten Ausblick auf die Landschaft (es war aber immer noch sehr schön), dafür war es hier sehr ruhig. Und so blieb es dann auch den ganzen Abend.
Bisher war der Besuch auf einer Toilette auf einem Campground oder im Outback unspektakulär. Dieses Mal war das aber anders. Nachdem ich mein Geschäft verrichtet hatte, drückte ich vorschriftsgemäss die Spüle. Als ich dem Vorgang etwas gedankenlos zusah, erschrak ich von einem Schatten, der vom Spülrand in den Strudel gespült wurde. Aus lauter Schreck schlug ich den Deckel zu. Danach hob ich diesen wieder vorsichtig an. Da schauten mich zwei kugelrunde Froschaugen vom Spülrand an. Ich machte dem Reptil den Weg frei in die Freiheit. Der Frosch wollte aber Partout die Toilette nicht verlassen.
Da las ich einen Hinweis, der über dem Spülkasten angebracht war: „Frogs loves our Toiletts. Snakes loves the Frogs in the Thoiletts, Please close the, toilet seat always.“ Wen ich nun also den Deckel offen lasse, damit der doofe Frosch sich vielleicht mal in seine Freiheit bemüht, dann ist hier früher oder später eine Schlange drin. Hmmm, was ist mir nun lieber? Ich beschloss, den Frosch sein Leben zu lassen, machte den WC-Deckel zu und werde von nun an eine andere Toilette benutzen.
Ja, wir sind im Bush. Die Salties hatten wir bisher nur erahnen können. Und ehrlich, ich bin froh, wenn die auch dort bleiben. Als es Nacht wurde, fingen wie auf Kommando alle Wüstenhunde an zu heulen. Eine gespenstige Atmosphäre aber spannend.
Morgen wird es „nur“ eine kurze Etappe auf der Gibb River Road geben. Bevor wir diese Strasse wieder verlassen, ist noch ein Ort auf unserer Liste, der uns von allen Seiten empfohlen wird. Jenachdem werden wir auch zwei Nächte dort bleiben..
Home Valley nach El Questro – Tag 5 auf der Gibb River Road
„Ooh Shit“ hallte es frühmorgens aus dem WC-Trakt. Ja, wir beobachteten die Situation schon eine ganze Weile. Um 05:30 Uhr ging die Sonne auf und wir wurden von den heulenden Dingo’s schon früher geweckt.
Ja, so ein Wildernesspark hat es schon in sich. Und wenn man frühmorgens auf dem WC sitzt und nach verrichteter Tätigkeit nichtsahnend die Tür öffnet und ein ausgewachsener Stier blickt einem aus einem halben Meter Distanz an – ja dann würde ich auch „oh shit“ rufen.
Schon am Abend zuvor bemerkten wir, wie von der Rinderweide her plötzlich die Geräusche sehr nahe waren. Wir hatten den Eindruck, dass die Rinder bei uns im Bush-Camp standen. In der Dunkelheit konnten wir aber nichts Genaues erkennen.
Am Morgen entdeckten wir, dass der Zaun niedergedrückt war. Ja, und plötzlich stand der Stier auf dem Platz, schaute sich alles an, ging zum Fluss und kam wieder zurück und blieb immer in der Nähe der sanitären Anlagen. Die Wände der Anlage sind aus Metall gebaut, auch die Türen. Der Stier lief an den Türen vorbei, und stiess mit seinen Hörnern leicht gegen die verschlossenen Türen. Ein Gemurmel war vom stillen Örtchen zu hören. Als der Ahnungslose dann die Türe öffnete, hallte eben dieses „oh shit“ durch den Camingplatz. Alle anwesenden wussten, dass dieser Ausruf nichts mit dem Geschäft zu tun hatte, welches man üblicherweise an diesem Ort verrichtet.
Wir fanden heraus, dass der Stier wohl auf Frischwasser aus war. Denn das leicht salzige Wasser aus dem Fluss, schien ihm nicht zu munden. Immer wenn jemand die Dusche, WC-Spüle oder den Wasserhahn beim Abwasch betätigte, war das grosse Vieh bereits zur Stelle. Da hiess es Ruhe zu bewahren, und das gute Vieh so lange abzulenken, bis der Rest ihren Vorhaben nachkommen konnte.
Wolken waren heute am Himmel. Teilweise sehr dichte Wolken. Dies machte uns leicht sorgen, da Regen nicht der Freund ist auf der Gibb River Road. Wir bereiteten unsere Abreise vor und fuhren anschliessend zur Reception, um den Wetterbericht zu erfahren: Alles klar – die Wolken sind nur ein Intermezzo am heutigen Tag. Danach gilt wieder stahlblauer Himmel. Wir informierten das Personal noch über den Bullen im Bushcamp, worauf die uns mit grossen Augen ansahen und vermeldeten, dass sie dieses Problem gleich lösen werden.
Uns konnte dies egal sein, da wir bereits auf der Weiterreise waren. Nach 9km gelangten wir dann eine der grossen Herausforderungen, welche wir schon die ganze Zeit respektvoll entgegenblickten: Die Flussüberquerung. Ca. 50m müssen überquert werden.
Wir sind diesbezüglich blutige Anfänger. Die paar Wassergräben waren bisher Pfützen gegenüber dem Fluss, in dem auch Salzwasserkrokodile schwimmen. Also werden wir ganz sicher nicht aussteigen um die Wassertiefe zu erkunden. Wir hatten Glück. Gleich mehrere Fahrzeuge mussten zu diesem Zeitpunkt den Fluss queren. Wir zogen es vor, erst einmal 4-5 Fahrzeuge zu beobachten, bis wir uns an das Wagnis traten.
Ich schaltete den 4WD auf die stärkste Umsetzung ein. Nun entfaltete unser Trailfinder seine ganze Kraft. Selbst im Standgas war er zu schnell. Das ständige Auskuppeln und bremsen würgte den Motor mitten im Fluss ab. Das Wasser war aber maximal 30cm tief und die Strömung sehr gering. Also kein Problem. Es war in der Tat eine spannende und zugleich lustige Flussüberquerung.
Kurz danach entdeckte Daniela ein Insekt, dessen Bezeichnung wir erst noch herausfinden müssen. Es querte unsere Fahrbahn und ich hätte es noch beinahe überfahren. Das Insekt ist uns bekannt von Fotos und Dokumentarfilmen.
Die Gibb River Road führte entlang der Berge auf einer sehr abwechslungsreiche Strecke. Wunderschön. Als wir die Fahrt so richtig genossen, kam plötzlich asphaltierte Strasse. Das bedeutet, dass das Ende der Gibb River Road sich ankündet. Aber just zu diesem Zeitpunkt bogen wir zu El Questro Wilderness Park ab, in welchem wir noch Zeit eingeplant haben.
Der Wilderness-Park bietet verschiedene Attraktionen. So z.B. auch Mietboote mit Elektroantrieb, mit welchen man den Fluss auf eigene Faust erforschen kann. Als wir an der Reception ankamen, sahen wir, dass diese Mietboote derzeit nicht verfügbar sind. Auf unsere Nachfrage nach dem Grund, kam die Antwort knapp aber eindeutig heraus: Es ist ein grosses Salzwasserkrokodil in das Gebiet eingedrungen. Die Boote sind viel zu klein, um darin sicher zu sein.
Wir buchten trotzdem zwei Nächte, da man mit einem grossen Boot die wunderbare Gegend ebenfalls, jedoch nicht auf eigene Faust, erkunden kann. Als wir die Formalitäten erledigt hatten, stellten wir Tisch und Stühle auf unseren zugewiesenen Platz und fuhren so dann gleich weiter. Unser Ziel war der Zebedee Spring. Eine Thermalquelle, in welcher man baden konnte. Diese schliesst täglich bereits um 12:00 Uhr mittags. Und da es bereits kurz nach 10:00 Uhr war, wollten wir nicht zu lange warten.
Wir fuhren die Strasse zurück einige Kilometer zurück und bogen in die Strasse zur Thermalquelle ab. Der Parkplatz liegt in einem Waldstück mit subtropischen Pflanzen. Im Auto zogen wir unsere Badesachen an und liefen anschliessend einen ca. 700m, sehr schönen und einfach zu begehender schmaler Weg zur Quelle.
Quelle ist eigentlich die falsche Bezeichnung, denn die Quelle ist noch ein paar Meter weiter von dem Ort entfernt, an welchem man baden konnte. Die Bademöglichkeiten sind kleine Pools auf verschiedenen Ebenen, die mit Bächlein und kleinen Wasserfällen verbunden sind. Und das mitten in einer Schlucht in welchen Palmen und andere tropische Pflanzen wachsen. Künstlich angelegt, hätte man diese Märchenlandschaft nicht besser erstellen können. Die Pools selbst waren aber der Beweis dafür, dass sie natürlich entstanden sind: Ungleichförmig und zum Teil mit grossen Felsbrocken, welche das Ausstreckend er Beine verhindern, waren die Pools entstanden. Wir finden, dass es eine der schönsten Gegenden unserer Reise ist. Das Bad hat im ca. 26 Grad warmen Wasser hat uns wirklich gut getan und wir waren total entspannt. Anscheinend kann die Quelle zeitweise bis 32 Grad warm sein.
Fast bis zum bitteren Ende haben wir es in dieser bei nahen Fabelwelt ausgehalten. Doch die Uhr tickte gegen 12:00 Uhr und der Park schloss danach.
Kaum zurück, packte uns der Hunger. Seit dem Frühstück hatten wir nichts mehr gegessen. Unser Kühlschrank gibt nicht mehr allzu viel her. Und wir waren schlicht zu faul, um etwas zu kochen. Schliesslich hat es in diesem Resort auch ein Restaurant. Und was für eins: Ein Steakhouse!
Wir sassen auf einer wunderschönen Terrasse, vor uns die Badelandschaft mit dem kleinen Fluss und tropischen Pflanzen und Tieren. Das Essen hier ist wirklich sehr lecker. Wir haben anschliessend gleich für das Dinner am Abend einen Platz reserviert.
Lange waren wir nicht mehr online. Hier gab es zum ersten Mal seit langer Zeit einen Internetzugang. Zwar nicht kostenfrei, aber immerhin. Ich löste ein Abo, und war schon relativ schnell über mich selbst sauer, weil ich die Autoupdates nicht überall deaktivieren konnte. So wurden Office- und App-Updates automatisch geladen und verbraten schon einen sehr grossen Teil der verfügbaren Datenmenge. Das wichtigste aber trotzdem zu wissen, dass zu Hause alles im Lot war und wir daher „nicht gebraucht“ werden.
Daniela hat einen Hike ausgesucht, der direkt am Camp startet und für ein wenig Abwechslung sorgt. Wir zogen unsere Wanderschuhe an und liefen zuerst beim Pferdestall vorbei. Dahinter ging es dann direkt hoch auf den „Telecom Hill Walk“. Der Hügel ist leicht zu erklimmen, obwohl es immer wieder lose Steine beim Aufstieg hat. Oben angekommen hat man einen wunderschönen Überblick über die Gegend. Eine Antennenanlage, welche dem Hügel sinnigerweise den Namen verleiht, war Zentrum meines Interessens geworden. Es waren Antennen im VHF, UHF und SHF Bereich vorhanden. Ein paar Antennenkabel wurden wegen Nichtgebrauchs einfach abgezwackt. Teures Antennenkabel – es hat mir das Herz geblutet. Und das neue wurde fast ein wenig Laienhaft montiert. Auf jede fall hätte diese Installation bei uns keine Bestnoten erhalten. Wir mir scheint, ist die Anlage zwischenzeitlich auch ausser Betrieb. Das hat sich dann auch bei einer späteren Nachforschung herausgestellt. Im Jahr 2000 wurde hier auf Glasfaser umgestellt und die Anlage ausser Betrieb genommen. Schade um das teure Antennen-Material, das hier installiert wurde. Allerdings frage ich mich, von wo diese Station mit Glasfaser versorgt wird. Die Gegend hier ist rau und weit abgelegen. Ein Kabelbruch ist hier ein „Klumpenrisiko“. Die gesamte Infrastruktur wäre in kürze lahm gelegt..
Auf der anderen Seite des Hügels konnten wir beobachten, wie auch hier das Müllsystem funktioniert. Ein Loch gaben und anzünden. Wenigstens werden gewisse Stoffe getrennt gesammelt. Hoffnung besteht, dass wenigstens ein Teil davon recycelt wird.
Nach der Hälfte des Abstiegs wählten wir eine Alternativroute, die noch mehr in die Wildnis führte. Es ist ein sehr schöner Weg durch eine Pflanzenwelt. Unterwegs sind wir auf ein Känguru gestossen, dass aber schon früh Reissaus nahm, nachdem es uns gewittert hatte.
Zurück bei unserem Camper entsorgte Daniela ihre Wanderschuhe. Die schon etwas ältere Sole hielt dem Salzwasser vor ein paar Tagen nicht stand und drohte in Einzelteile zu verfallen. Wir werden deshalb in der nächst grösseren Ortschaft Ausschau nach einem Outdoor oder Sportgeschäft halten. Sonst sind die Ausflüge in den übrigen Nationalparks gefährdet.
Ohja, das Dinner war eine Sensation. Noch nie hatten wir auf unserer Reise in Australien so gutes Grillfleisch gegessen. Auch die Beilagen waren, mit kleinen Ausnahmen, perfekt zubereitet. Und das bei einer wirklich schönen Atmosphäre. Zum Glück bleiben wir hier länger als einen Tag…
Leider verhindern die letzten Wolken den ungestörten Blick Richtung Himmel. Das werden wir in den nächsten Tagen aber wieder nachholen, da super Wetter mit bis zu 34 Grad angekündigt ist.
Da wir nun wieder unter fremder Stromversorgung sind, können wir auch alle Akkus wieder laden. Ich hatte festgestellt, dass die tägliche Stromerzeugung durch den Altenator nicht ausreichte um die sekündäre Batterie für Kühlschrank, Licht und weitere Geräte, entsprechend nachzuladen. Daher konnte ich auch der Funkerei nur wenig Aufmerksamkeit schenken.
Morgen sind wir noch am selben Ort. Vielleicht werden wir besagtes Salzwasserkrokodil aus sicherer Distanz bewundern können, wenn wir unsere Bootstour am Nachmittag unternehmen werden.
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Ein Tag in El Questro – Tag 6 auf der Gibb River Road
Wir hatten heute lange ausgeschlafen. Die Nacht war ruhig aber trotzdem war es irgendwie eine unruhige Nacht. Schlaftrunken wankelten wir unter die Dusche und anschliessend zum Frühstück. Ausnahmsweise bemühten wir nicht die Outdoorküche, sondern liessen uns im hiesigen Restaurant verwöhnen. Und es war sehr lecker.
Die Wolken haben sich verzogen und die Temperaturen sind wieder angestiegen. Den Vormittag verbrachten wir mit faulenzen und badeten am „Hausriff“. Der Fluss wurde hier mit Steinen stufenweise aufgestaut. Das ergibt eine schöne Teichähnliche Landschaft umsäumt mit tropischen Pflanzen. Die Wassertemperatur war etwas kühl – also sehr erfrischend.
Das Highlight des Tages war die Ausfahrt zuerst mit dem Bus, dann mit dem Boot durch die Schlucht. Eine wunderschöne Gegend. Wir konnten viele Wildtiere beobachten. Das Salzwasserkrokodil liess sich seit 4 Wochen nicht mehr blicken. Trotzdem seien Anzeichen vorhanden, dass sich die Tiere in der Gegend aufhalten.
Am Ende der Schlucht gab es ein Glas Champagner und frische Früchte. Was uns etwas missfiel war die Fischfütterung, die dort stattfand. Die Tiere wissen schon ganz genau, dass es beim Boot Futter gibt. Und anstatt, dass die Fische, welche einen festen Wasserstrahl aus dem Mund speien können, mit ihrer Fangtechnik Insekten jagen, haben diese uns Touristen die ganze Zeit nass gespritzt, damit wir das Fischfutter in den Fluss warfen.
An einem Felsen konnten wir Felszeichnungen der Ureinwohner entdecken. Das war das erste Mal, dass wir diese in Natura, allerdings aus einer Distanz von 20m, gesehen haben.
Die Sonne ging schon unter, als wir zum Campground zurückkehrten. Das Salzwasserkrokodil liess sich auf unserer Tour nie blicken. Vielleicht ist es auch gut so.
Ja, wir haben es wieder getan und im Restaurant unser Dinner genossen. Es ist auch so lecker hier. Die Preise dafür gesalzen. So liessen wir den Abend dann anschliessend mit Lesen und Karten schreiben ausklingen. Leider hat es hier zu viele Störfaktoren, um den unglaublichen Sternenhimmel geniessen zu können. Wir hoffen, in ein paar Tagen, wenn wir wieder in der Wildnis campen, dass sich das wieder ändert. Morgen wird der Motor wieder angeworfen und wir verlassen die Gibb River Road. Diese Strasse war bisher das grösste Highlight auf unserer Reise.
Von El Questro Wilderness Park nach Kununurra – Gibb River Raod Tag 7
Die Sonne ging nach 05:15 Uhr auf. Schon im Morgengrauen machten sich die ersten Camper auf ihren Weg. Viele verliessen heute den Park. Wir hatten es nicht ganz so eilig und gingen ins Restaurant. Hatte ich schon erwähnt, dass es hier den wohl besten Kafi auf unserer Tour gab? Ein Traum. Wir liessen es uns gut gehen. Zumal Daniela heute ihren Ehrentag feierte.
Gegen 09:00 Uhr verliessen auch wir diesen schönen Platz. Es Wetter spielte heute die Traumrolle. Unser erstes Ziel an diesem Tag war nochmals die Zebedee Springs, die Thermalquelle. Bei unserem ersten Besuch war der Himmel mit Wolke verhangen. Heute aber leuchtete das Grün und wir waren damit beschäftigt uns mit Fotomotiven gegenseitig zu übertrumpfen. Das Quellgebiet selbst lag im Schatten und viele Besucher waren dort. Ein Gedränge und Gerangel über die besten Plätze war am Laufen. Nichts für uns. Wir kehrten um und fuhren weiter.
Zweites Ziel auf unserer heutigen Etappe war Emma Gorge. Dieser gehört ebenfalls zum El Questro Wilderness Park. Allerdings muss man zuerst auf die Gibb River Road, dieser dann 10km folgen und dann links ins Gebirge verzweigen.
Auch hier haben die Besitzer ein schönes Resort im Grünen gebaut. Wir parkten, strichen uns dick mit Sonnencrème ein und machten uns auf den Weg. Schon nach ein paar wenigen Gehminuten erschraken wir ab einer Schlange. Die windete sich sehr schnell vorwärts und für uns unkontrollierbar. Das Reptil flüchtete jedoch und verkroch sich ins Gebüsch. Von da an achteten wir uns doppelt wohin wir traten oder mit der Hand abstützten.
Der Weg zum Emma Gorge ist zuerst breit, flach und einfach zu begehen. Doch um so weiter man sich in die Schlucht begibt, um so anspruchsvoller wird der Hike: Die Wege winden sich um Felsbrocken, man überquert den Bach mehrmals, zeitweise wird es so steil, dass man kurzzeitig beide Arme für ein Vorankommen benötigt.
Genügend Drinkwasser muss man zwingend dabei haben. Die Luft trocknet den Wanderer aus und der Weg ist stellenweise doch recht anspruchsvoll. Man wird aber mit einer wunderschönen und abwechlungsreichen Natur belohnt. Unterwegs trafen wir nochmals auf eine Schlange. Dass wir von diesen Tieren wenig Ahnung haben, zeigt schon die Tatsache, dass wir sie nicht beim Namen benennen können. Entsprechend gross ist auch der Respekt.
Am Ziel angelangt, steht man vor einem Pool, der durch einen Wasserfall gespeist wird. Aus grosser Höhe, ich schätze zwischen 25-30m fällt das Wasser hinunter. Die Felswände sind mit Farn und anderen tropischen Pflanzen bewachsen und vor dem Pool stehen Palmen. Ein traumhafter Ort.
Wir zogen unsere Badesachen an und genossen eine Abkühlung im Pool. Die Dusche unter dem Wasserfall ist ein ganz spezielles Erlebnis. Die Massage durch die grossen Wassertropfen ist herrlich. Wir blieben eine Zeit lang und genossen das Leben. Irgendwann hatten wir genug, respektive der Hunger, und wir machten uns auf den Rückweg. Viele Wanderer begegneten uns auf dem Weg.
Übrigens: Australier lassen sich beim Wandern nicht gerne Überholen. Ausser sie werden von deren Frauen dazu angewiesen. Wir haben es einige Male erlebt, dass wir zu Beginn einer Route von übermotivierten Australier überholt wurden. Und ich rede nicht von der jüngeren Generation. Sondern jene, die man hier „Grey Nomads“ Zuerst verliert man die Leute aus den Augen, doch nach einer halben Stunde blockieren sie den Weg. Während die weibliche Vertretung der Australier den Weg zum Überholen gerne freigeben, legt die männliche Spezies an Tempo zu. Selbstverständlich unter Protest der Damen.
Als wir beim Parkplatz wieder ankamen, entledigten wir uns der verschwitzten Kleider und gingen anschliessend hinüber ins Restaurant. Wir übertrieben und bestellten uns zwei grosse Burger mit Chips. Die Augen waren grösser als der Hunger – oder die Vernunft hatte schlicht Ferien.
Zum Dessert gab es einen Espresso, den es auch hier in Top Qualität gab. Wir hatten ein bisschen lange Verweilt hier. Nun mussten wir zusehen, dass wir nach Kununurra kommen, da wir dort noch einiges zu erledigen hatten.
Also ging es weiter mit unserem Trailfinder und fuhren die letzten Kilometer auf der Gibb River Road. Die ist seit der Zufahrt zum El Questro Resort asphaltiert. Seitdem ist es so still geworden im Fahrzeug. Ja, ein gewisser Flair fehlte plötzlich und Wehmut machte sich breit. Nach über 600km sagten wir der abenteuerlichen Scenic Route „Aufwiedersehen“. Es war eine wunderschöne Woche hier auf dieser Strecke.
Zum Abschied zeigte sich die Gibb River Road von einer ihrer schönsten Seite. Nochmals ein Auf- und Ab mit einigen Kurven. Dann war die Fahrt zu Ende. Bei der Ausfahrt sahen wir auf die Informationstafel der Gibb River Road. Ein Streckenabschnitt war gesperrt. Wie wir am Morgen bereits im Resort erfahren haben, gab es einen Unfall. Die Unfallstelle ist jedoch inzwischen wieder geräumt. Ein Horrorszenario: Je nach dem wann und wo der Unfall passiert, kann es sein, dass man einen ganzen Tag auf Hilfe warten muss. Einen Grund mehr, sich an die Regeln der Gibb River Road zu halten.
Die restliche Strecke war dann mehr oder weniger Geradeaus. Wir checkten beim Campingplatz direkt am See ein. Danach fuhren wir zum Supermarkt um die Vorräte für die nächsten Tage wieder aufzufüllen. Daniela besorgte sich dann auch noch neue Wanderschuhe im Sportgeschäft. Dieser Laden war sonderbar: Er hatte viele verschiedene Artikel. Aber die Auswahl ist dann halt doch Bescheiden. Bei den Wanderschuhen gab es zwei Damen- und zwei Herrenmodelle. Da wird einem den Entscheid nach Marken und Typenwahl vorabgenommen. Doch Daniela hatte Glück und fand einen perfekten Wanderschuh.
Kurz vor dem Sonnenuntergang waren wir wieder zurück am Campingplatz und setzten uns an den Strand. Den Sonnenuntergang selbst sahen wir nicht – aber ein Hügelzug reflektierte während dem Übergang von Tag zu Nacht die fantastischsten Farben. Derweil konnten wir auf dem Fluss einen Wakeboarder beobachten. Speedboat kamen von ihrem Tagesausflug zurück und ein Wasserflugzeug setzte vor unserer Nase zur Landung an.
Ein spannender Fleck. Gerade, als wir zusammenpacken wollten, sah Daniela einen merkwürdigen Vogel. Sie schaute mich an und meinte, dass es eine grosse Fledermaus gewesen sein muss. Ich war ein wenig skeptisch doch dann kam der „Vogel“ zurück. Und tatsächlich: Eine grosse Fledermaus flog über unseren Kopf. Natürlich waren wir mit dem Fotoapparat zu spät, respektive hatten das falsche Objektiv montiert. Wir beschlossen, auf eine mögliche zweite Begegnung zu warten. Da! Dort drüben, zeigte mir Daniela. Ja, das Tier kam genau auf uns zu. Und als es hinter uns verschwand, entdeckten wir zwei,drei andere. Uui, hat es da ein Nest?
Ohja, und was für ein Nest. Die nächsten 20 Minuten waren atemberaubend: Tausende Fledermäuse machten sich auf die nächtliche Jagd und flogen genau über uns hinweg. Was für eine Show! Damit hätten wir hier ganz sicher nicht gerechnet.
Viele Fledermäuse fressen viele Insekten. Als die Jagd losging, wurden die Moskitos regelrecht aggressiv und machten Jagd auf uns. Wir zogen uns dann zurück und wechselten rasch unsere Kleider: Von Kurzarm zu Langarm. Damit konnte man sich vor den Biestern einigermassen schützen.
Morgen werden wir wieder einmal Richtung Süden fahren. Wir müssen früh los, da die Anfahrt in den Nationalpark recht anspruchsvoll sein soll und lange dauert. Wir werden sicher zwei Nächte dort bleiben.