Tauchen im Ningaloo Reef

Tauchen + Australien = Great Barrier Reef
So gilt die allgemeine Formel in der Gesellschaft. Dass diese Rechnung nicht aufgehen kann, beweist das einzigartige Ningaloo Reef

 


Etwas strategischer Stress in Coral Bay

Die Nacht war zur Abwechslung wieder „saukalt“. So stark, dass sich die Blase für einen Toilettengang mitten in der Nacht meldete. Da viel uns auf, wie laut unsere Hecktür unseres Trailfinder ist. Wenn wir sie nicht richtig zu schlagen, reicht es nicht, um sie zu schliessen. Und morgens um halb fünf auf einem Campingplatz macht man sich mit dem lauten Zuschlagen von Autotüren wirklich keine Freunde.

Wir erwachten dann definitiv, als die Sonne wieder über dem Horizont stand. Wir nahmen erst einmal ein Frühstück und beratschlagten das weitere Vorgehen. Die Fakten waren klar:

• Der Status unserer Kreditkarten musste geklärt werden

• Wir müssen theoretisch bis 10:00 Uhr unseren Platz geräumt haben

• Tauchen wir nun in Exmouth oder in der Coral Bay

• Hat die Tauchbasis überhaupt noch Platz für weitere Gäste?

• Können wir beim Campingplatz verlängern?

• Wie sieht unsere Weiterreise je nach Entschluss aus?

 

Zuerst verschafften wir uns einen Überblick über die weiteren möglichen Etappenorte und die damit verbundenen Zeitpläne. Danach bildeten wir Varianten, wo wir wann tauchen könnten. Wir wägten ab und kamen zum Schluss, dass wir erst einmal hier bleiben möchten – wenn es überhaupt möglich ist.

Dass die Kreditkarte nicht funktioniert, hat uns schon einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Da gehen einem die unmöglichsten Szenarien durch den Kopf, was nun alles passieren könnte. Zeit also, dieser Unsicherheit ein Ende zu setzen. 

Als nächstes marschierte ich Richtung Reception um den Standort des nächsten Geldautomaten zu erfahren. Da ich schon vor Ort war, fragte ich nach der Verlängerungsmöglichkeit. Diese konnte sie mir aber zum Zeitpunkt noch nicht bestätigen. Ich solle gegen 10 Uhr nochmals vorbei schauen. Der ATM (Geldautomat) war gleich bei der Tourist-Information. Gespannt schob ich erst einmal die EC-Karte rein und – ja, es ging – uff. Dann das gleiche Spiel mit der Kreditkarte. Nach der PIN-Eingabe rotierte die Sanduhr eine Zeitlang – dann konnte ich den Geldbetrag wählen. Uiii, auch hier funktionierte alles tadellos. Wow, ein Stein fiel vom Herzen.

 

Mit der guten Nachricht ging ich zurück zu Dani und grinste über beide Ohren. Dann zückte ich den Bund frischer Geldscheine – dann war ihr klar, dass nun alles wieder in bester Ordnung ist.

Alles? Naja, wir wussten noch immer nicht, wie der weitere Verlauf des heutigen Tages aussehen wird. Wir machten erst einmal klar Schiff, da wir so oder so auschecken mussten. Dann fuhren wir zur Tauchbasis und erkundigten uns nach der freien Kapazität. Hier bekamen wir grünes Licht. Also liegt es nur noch am Campingplatz.

Es war kurz vor 10 Uhr als wir im Office zum Check-Out ankamen. Diese Prozedur mussten wir erst einmal durchführen, bevor wir für weitere Nächte wieder einchecken konnten. Die Dame im Office hackte eine Zeit lang im System herum, bis uns dann die frohe Nachricht kundtun konnte, dass wir bleiben können. Der neue Platz ist nur etwa 30m vom alten weg.

 Ohne aber den Platz aufzusuchen, fuhren wir gleich wieder zurück zur Tauchbasis. Nicht dass uns nun jemand die freien Plätze an Bord wegschnappt.

Ja, Platz hatte es noch an beiden von uns gewünschten Tagen. Also buchten wir diese. Beim Check unserer Logbücher war er erstaunt über die hohe Anzahl der Tauchgänge. Mit mehr als 600 geloggten Tauchgänge, ist über die Jahre schon was zusammen gekommen. Aber so viele sind es aus unserer Sicht auch wieder nicht. Es liegt vermutlich daran, dass in Australien die Tauchgänge im Verhältnis sehr teuer sind. Auch uns kosteten die 2 Tage Tauchsafari inkl. Ausrüstung und Verpflegung über 700 Australische Dollar. (Für 2 Personen) Da muss man schon gut betucht sein, um sich eine hohe Anzahl Tauchgänge leisten zu können. Da wir in heimischen Gewässer tauchen, spüren wir diesen Kostendruck weniger.

Was uns faszinierte, war die Frage, ob wir eine Nahrungsmittel-Alergie oder spezielle Richtung (Vegetarisch, etc) bevorzugten. Das hatten wir nun nicht erwartet. Normalerweise gibt es keine grossen Auswahlmöglichkeiten bei den Tages-Safaris. Wir bestellten glutenfreies Essen, was auch gleich so eingetragen wurde. Da sind wir ja mal gespannt..

Wir fuhren zum Campingplatz zurück und stellten erfreut fest, dass wir dieses mal einen gepflasterten Platz haben. Normalerweise parkt man auf sandigem Untergrund. Der ganze Sand hat man dann ständiger im Camper drin, wenn man nicht ständig mit dem Besen gleich für Ordnung sorgt.

Da wir auch einige Tage hier bleiben, montierten wir so gleich auch das Sonnendach. Wir wurden beim Aufbau beobachtet: Nach einer halben Stunde kam bereits jemand vom Personal und bat uns, die Abspannseile des Sonnendachs nicht an der Palme zu befestigen. Und Wäscheleinen seien im Resort auch nicht erlaubt. Wir spannen immer eine Wäscheleine um unsere Bettsachen am frühen Morgen auslüften zu können. Das hatten wir auch am Vortag schon gemacht. Nur hat es da niemand gestört. Der Mitarbeiter half uns auch dabei, die Abspannseile neu zu montieren, damit auch alles konform ist. Argwöhnisch wurden wir von Gegenüber beobachtet. Habe die sich daran gestört? Wie auch immer, wir hielten uns nun an die Regel. Obwohl wir darüber noch nichts gelesen haben.

Wir packten unsere Schnorchel-Ausrüstung und legten einen Zwischenstopp im nahe liegenden Restaurant ein. Wir bestellten Fisch’n’Chips, welche wirklich sehr lecker waren.

Nach einer obligaten Verdauungspause ging es dann ins Meer. Super, heute hat sich ein Blaupunkt-Stechrochen zu uns gesellt. Da war mächtig viel los im Riff. 

Leider schoben sich einige Wolken vor die Sonne. Die Schönwetterperiode wird in den nächsten Tagen leider ein wenig gedämpft sein. Aber erst einmal abwarten.

Am frühen Abend haben wir noch unsere Bilder bearbeitet, die Akkus für den kommenden Tag nachgeladen und den Rest des Equipments für die kommenden Tauchtage vorbereitet. Den Tag liessen wir im Restaurant, welches gleich am Campingplatz angegliedert ist, mit wirklich fantastisch feinen Thender-Chicken-Brest ausklingen. Wer mal hier ist, sollte das mal unbedingt probieren.

 

Tauchen am Ningalooreef

Das Ningalooreef erstreckt sich südlich von der Coral Bay bis etwas weiter nördlich von Exmouth und ist 260km lang. Im Gegensatz zu dem Grat Barrier Reef, beginnt das Ningalooreef teilweise schon am Strand der Westküste von Australien. Es ist ein Saumriff und ist maximal 5km vom Ufer entfernt. Die Tauchausflüge sind daher einiges kürzer als beim grösseren Bruder im Nordosten. Zum Zeitpunkt unserer Reise herrschte hier Herbst/Winter und somit Hochsaison für die Wahlhaie, welche hier vor allem zwischen April und Juni vorkommen.  Allerdings darf man bei diesen Tieren hier nur mit Schnorchelausrüstung erforschen und nicht mit einer Tauchausrüstung (Ausser bei Zufallsbegegnungen) Das sind die Nationalpark Vorschriften. Dafür werden diese mit einem Flugzeug geortet und die Position den Betreibern der Touren mitgeteilt. Da wir nicht auf diese Art von „Exploring“ stehen, und der ganze Spass auch ganz schön teuer ist, haben wir ganz normale Tagesausflüge mit dem Tauchschiff gebucht.

 

Los ging es morgens um 8:30 Uhr. Da heisst es Einschreiben, Anzug, Weste und Flossen fassen und dann erste einmal warten, bis alle da sind. Speziell ist, dass alle Gäste Schnorchelflossen erhalten, egal ob Taucher oder Schnorchler. Man sagte uns, dass es hier nicht so viel Strömung gibt und es daher kein Problem sei. Den Anzug behielten wir gleich an, Flossen und Tarierweste wurden in einen nummerierten Seesack verstaut und auf den Anhänger des Buses vor dem Shop geladen.

 

Mit einem Bus ging es dann zur Pier, wo die ganze Ausrüstung auf das Schiff eingeladen wird. Nach dem Boarding aller Passagiere, erhielten wir erst einmal die Safty Instruction an Board und was es sonst noch wichtiges zu wissen gibt. Wir Taucher erhielten dann jenen, uns speziell zugeteilten Seesack mit der Ausrüstung, sowie Flasche, Blei und Atemregler. Die Ausrüstung ist in einem soliden Zustand. 

Da und dort sind die bekannten Abnutzungsspuren zu finden. Es brauchte jedoch nur einen Hinweis beim Dive-Master der Tour und schon wurde der Zustand kommentarlos verbessert.

Das Ningaloo-Reef wird so wenig wie möglich mit Verbauungen belastet. So gibt es für die Schiffe keinen geraden Kanal durch das Riff: Der Skipper fährt teilweise in recht verwirrendem Zickzack durch das Riff, bis die Reisegeschwindigkeit erhöht werden kann.

 Wir haben zwei Tauchtage mit insgesamt vier Tauchgängen gebucht. Bei beiden Tagen konnten wir zwischen den Tauchgängen zusätzlich noch eine Schnorcheltour mit einem Manta geniessen. Das war absolut der Hammer. Am zweiten Tag war die Gruppe so klein, dass wir eine geschlagene halbe Stunde mit dem Manta verbringen konnten. Leider wurde es uns untersagt, dem Tier tauchend und von vorne zu begegnen. (Dieses Privileg hat nur der Haus- und Hoffotograf der Gesellschaft und verkauf anschliessend, die teils stark bearbeiteten Bilder im Shop).

Jeder Tauchplatz, den wir angefahren haben, war grundsätzlich anders.  Einmal recht flach, dann sehr felsig mit Steilwänden, Dann ein schönes Plateau und ein anderes Mal schon fast wieder kleine Steilwände. Die Tauchplätze sind nicht sehr anspruchsvoll. Die maximal Tiefe betrug 26m, was hier schon als Deep-Dive verkauft wird. Strömung hatte es, und mit den Schnorchelflossen mit kleinem Blatt war es in der Tat ein gepaddel, bis man die Zonen entsprechend durchqueren konnte. Es ging, aber für erfahrene Taucher grenzen diese Flossen schon fast an Beleidigung. Da die Guides mit normalen Flossen ausgerüsteten sind, konnten sie ihre Schäfchen stets im Zaum behalten. Dagegen spricht nichts, aber das „Flosseln“ macht den Tauchgang etwas unruhig.

Wir konnten vieles sehen: Von vielen Riffbarschen, über bunte Falterfischen, über grosse Fischschwärme bis hin zu den Riffkönigen wie Schildkröte, Blaupunkt-Stechrochen, Muränen und Zackis. Speziell wurde es beim letzten Tauchgang, als wir auf jagende Graue-Riffhaie stiessen.  In dieser Form hatten wir noch nie eine Haibegegnung und wir waren in der Tat etwas aufgeregt. Wir konnten sehen, wie die Riff-Haie immer die gleichen Routen schwammen und vereinzelt Fische jagten. Doch plötzlich löste sich der eine Hai aus der Gruppe, schwamm in einem grossen Bogen, kaum erkennbar im trüben Wasser, um uns herum. Plötzlich schwamm er uns von hinten an und kam bedrohlich nahe. Schwenkte dann ab und zog sich wieder zu seinem Kollegen zurück. Ein Verhalten, dass wir schon bei vielen Berichten über Haie gelesen haben. Wir waren ins Territorium eingedrungen und wurden überprüft. Da wir uns respektvoll und langsam aus der Zone bewegten, waren wir auch rasch kein Thema mehr.

 

An Bord gab es auch Verpflegung. Auf einem kleinen Buffet konnte man sich ein Sandwiche zusammenstellen. Dazu gab es auch frische Apfel- und Orangenschnitze. 

Und wir bekamen dazu glutenfreies Brot und auch ein glutenfreies Cupcake. Ein toller Service.

Insgesamt waren es sehr schöne Tauchgänge am Ningaloo-Reef. Die Preise sind einigermassen fair, für das was man geboten bekommt. Das ganze läuft noch ein wenig familiär ab und ist noch keine Tauchfabrik.

Wir haben noch überlegt, einen dritten Tauchtag anzuhängen. Dann müssten wir vom Zeitplan her den Besuch in Exmouth definitiv streichen. Daher haben wir uns entschlossen, nach den vier Tauchgängen in der Coral Bay das Abenteuer hier zu beenden. Vielleicht haben wir noch die Chance auf einen Tauchgang in Exmouth. Wir sind gespannt.

Nach den Tauchgängen haben wir in unserem „Stammlokal“ das Logbuch ausgefüllt und zum letzten Mal einen Tisch für den Abend reserviert. Zurück auf dem Campingplatz wurden die Fotos gesichert und schon mal grob vorsortiert. Anschliessend haben wir das Vordach unseres Campers schon mal demontiert und verstaut. Wir möchten am nächsten Tag nicht zu viel Zeit mit den Abreisevorbereitungen verbringen.

Noch einmal haben wir ein sehr feines Nachtessen mit anschliessendem Nacht-Spaziergang genossen. Ganz in der Nähe gibt es einen kleinen Hügel am Sandstrand, der eine kleine Aussichtsplattform besitzt. Von da aus hat man einen herrlichen Blick auf die Bucht – oder in den Nachthimmel, begleitet vom Brandungsrauschen der Wellen.

Gespannt sind wir sehr, was uns nun am nächsten Tag in Exmouth erwarten wird.