Von der Ferienmesse Zürich bis nach Perth, Australien

FESPO, die Ferien- Sport und Freizeitmesse in Zürich. Wir besuchten diese im Frühling 2014 auf der Suche nach neuen Destinationen. Um aber nicht von den unzähligen Möglichkeiten erschlagen zu werden, konzentrierten wir uns auf unserer Suche nach bestimmten Gebieten: Im Fokus hatten wir den Indischen Ozean mit La Reunion und Mauritius, Japan, Südsee und Australien.

 

 


Als potentielle Kunden waren wir quasi Freiwild für die Anbieter – so dachten wir es zu mindest. Wir hatten keine Ahnung, auf was die Anbieter an den vielen Ständen bei potentiellen Kunden achten – angesprochen wurden wir sehr selten. Dabei hatten wir ja grosses vor und schauten und interessiert um.

Zum Glück gab es neben den zahlreichen Ständen auch Vorträge zu unseren Zielgebieten in verschiedenen Konferenzräumen. Und obwohl wir uns auf wenige Themen konzentriert haben, mussten wir uns zu verschiedenen Themen aufteilen, da genau die für uns interessanten Themen oft gleichzeitig präsentiert wurden.

Die Vorträge waren sehr informativ und selten von der Art „bessere Verkaufs-Show“. Und einmal war es mehr als eine Info-Veranstaltung: Die Präsentatoren nahmen und gedanklich richtig mit auf eine Reise. Die Begeisterung zu ihrer Kernkompetenz konnte man gut spüren und wir waren auch fasziniert von der Destination: Australien.

Australien stand früher nicht so in unserem Fokus. Viele aus unserem Bekanntenkreis habend den Kontinent besucht. Die Fotoalben und Geschichten waren aber auch stets dieselben. Irgendwie hat uns das damals abgeschreckt - eine Art von organisiertem Pauschalurlaub: "Next Stop – Uluru Ayers Rock – ihr habt eine Stunde Zeit für Fotos, dann geht die Tour weiter". Was es aber auch gab, war das andere Extrem: Ein Survival-Trip - das ist auch nicht unser Ding.

Nun, die Vorträge der Firma „Dreamtime“ haben uns dann an der Fespo bewiesen, dass es ein sehr faszinierendes "Dazwischen" gibt.

Mit Katalogen der verschiedenen Anbieter und Reiseziele ausgerüstet sind wir nach Hause und haben in den Wochen danach nochmals alle Destinationen geprüft. Unser Entscheid war schnell klar: Wir schauen uns Australien näher an. Obwohl das Dreamtime-Reisebüro nicht in unserer Region liegt, haben wir bei ihnen vor Ort, in der beschaulichen Stadt Baden, einen Termin vereinbart.

Dominic Eckert öffnete uns die Tür von Dreamtime, offerierte uns so gleich einen Espresso und hörte sich unsere Vorstellungen und Reise-Erfahrungen an. Dann erhielten wir von ihm erste Informationen dazu, was es bedeutet, in Australien unterwegs zu sein. Auf Grund des möglichen Reisedatums im Frühling erstelle er uns einen Routenvorschlag: Auf einer Australien-Karte zeichnete er mit einem Marker eine Route, welche bei Stadt Perth begann. Und um so weiter er mit dem Marker über die Karte zog, um so tiefer waren wir gedanklich schon auf unserer Reise durch West-Australien. Wir hatten die Bilder vor Augen, während er Geschichten und Anekdoten über die verschiedenen Etappenorte erzählte. Wir waren fasziniert. Grund genug, die Reise dort zu buchen.

Die Flüge waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht buchbar und wir vereinbarten, dass wir uns Anfang Dezember diesbezüglich melden werden.

Ein paar Monate später – es war Dezember -  befanden wir uns im Bistro im Flughafen Basel. Wir hatten noch Zeit vor unserem Flug nach Teneriffa und El Hierro. „Wieso nicht in den Ferien die Ferien organisiere?“, dachten wir uns. Wir telefonierten mit Dreamtime. Herr Eckert war nicht erreichbar. Wir hatten aber mal sicherheitshalber den Flug zu diesem Zeitpunkt reservieren lassen. Wir schrieben ihm dann aber noch ein eMail, damit er darüber informiert war. Wir waren bereits auf El Hierro, als wir von ihm eine Antwort erhielten. Er war im Flughafen in Singapore auf der Rückreise von einer Besichtigungs-Tour. Er bestätigte uns die Flüge.

Einen Tag nach unserer El Hierro Reise trafen wir uns dann auch wieder in Baden, tranken gemeinsam einen Espresso und buchten unsere Australien-Reise definitiv. Noch knapp 6 Monate bis zum Abflug.

Am Anfang erscheint einem die Zeit noch sehr lange bis zur Reise. Doch wenn man sechs Wochen auf Reise gehen will, muss für die Zeit der Abwesenheit sowohl im Geschäft wie auch zu Hause einiges organisiert werden. Hätten wir nicht bereits gebucht, es hätte von unseren Chefs 1000 Gründe gegeben, die Reise zu verschieben. Uns war früh klar: Bei einer solchen Reise, darf man sich nicht vom Ziel abbringen lassen. Egal was passiert – wir werden nach Australien fliegen.

 

Eine Woche vor Abreise erhielten wir von unserem Reisebüro die Reiseunterlagen . Eine Hülle von Informationen, Tipps und Hinweisen waren darin enthalten. Zu viel, um uns noch vor der Abreise seriös damit auseinander zu setzen. Zum Glück hatten wir schon im Vorfeld genügend recherchiert. Als spezielles Geschenk erhielten wir einen Adapter für die australische Steckdosen.

 

Abreisetag

Schon Wochen zuvor haben wir mit den Vorbereitungen begonnen. Da es ins Outback ging, wurde auch die Funkstation mit eingepackt. Und wenn schon das Funkgerät mit auf die Reise darf, dann muss natürlich auch eine richtige Antenne mit. So bastelte Michi noch eine Antenne, welche (nicht ohne Eigennutz) auch Verbindungen in die Heimat zulassen könnte. So wird die Reise auch eine kleine Funkexpedition werden. Nicht nur die Funkstation, auch die Schnorchelausrüstung und Unterwasserkamera kommen mit auf die Reise. Ein vorsichtiges Wiegen ergab, dass wir von den 30kg Freigepäck noch einige Kilos übrig hatten. Wir waren entsetzt: Für einmal hatten wir die Gewichtslimite nicht ausgereizt..

Es war Mittwoch und wir machten früh Feierabend. Zu Hause angekommen, wurde rasch das Haus auf unsere Abwesenheit vorbereitet. Danach schnappten wir unser Reisegepäck und der grosse Moment war da: Wir schliessen die Tür und begannen unsere grosse Reise. 

Wie es sich gehört, natürlich zuerst mit dem Postauto nach Sursee und von dort mit der SBB via Olten zum Flughafen Zürich. Es war viel los am Flugplatz. Wir suchten den Hotelbus auf, welcher uns zuerst zum Hotel Radisson Park Inn in Rümlang brachte. 

Wir haben festgestellt, dass wir viel entspannter Reisen, wenn wir schon am Vortag des Flugs in der Nähe des Flugplatz übernachten. Im Restaurant unseres Hotels genossen wir ein feines zNacht und legten uns danach ins Bett. Da unser Flug erst am späteren Vormittag statt finden wird, konnten wir getrost auf den Wecker verzichten (Sicherheitshalber haben wir ihn dann doch eine Weckzeit eingestellt, man weiss ja nie)

 

Ein langer Flug

Wir brauchten den Wecker nicht - wir waren vor Reisefieber schon früh wach. Wir hatten sogar noch Zeit um in die Glotze zu schauen. Was soll denn schon interessantes gesendet werden, so früh am Morgen..? Michel aus Lönneberga - tatsächlich haben wir eine ganze Folge schauen können, bevor wir unter die Dusche gingen.

Pünktlich stand der Shuttle zum Flugplatz bereit. Ohne ein Frühstück zu nehmen, stiegen wir ein und liessen uns zum Flugplatz bringen. In der Check-In Halle war schon mächtig viel los. Die Schalter waren bereits bei unserer Ankunft geöffnet, obwohl wir 20 Minuten zu früh waren. Eine grosse asiatische Reisegruppe blockierte den Schalter. Unglaublich, wie oft das Personal Abklärungen treffen, oder die Passagiere ihre Koffer umpacken mussten, bevor das Check-In abgeschlossen werden konnte. So mussten wir uns Geduld üben, bevor wir an der Reihe waren. Ein Check-In über das Internet hätte in diesem Fall nichts gebracht, da die Reiseführung der asiatischen Reisegruppe ihre Schützlinge an jeglich verfügbaren Schalter verteilen mussten um Zeit zu gewinnen. Fairerweise muss man sagen, dass die Computersysteme des Flughafen Zürich etwas launisch waren, und hie und da die Arbeit verweigerten.

Als wir dann endlich an der Reihe waren, ging es dann ganz schnell. Auch die Wage am Check-In zeigte, dass unsere Waage zu Hause richtig misst. Auch das Handgepäck mussten wir wiegen lassen. Der Rucksack mit der Tauchlampe hatte etwas Übergewicht. Wir konnten das aber unkompliziert regeln und bekamen unsere Boarding-Cards.

Der Security-Check war unproblematisch und schnell. Wie in letzter Zeit üblich, durfte Daniela zum Abtasten. Dieses Mal war es der Reisverschluss ihres Pollovers. 

Im Airside-Center genossen wir dann endlich ein feines Frühstück. Quasi die Henkersmahlzeit vor dem wohl nie enden wollenden Flugtag. Der letzte Schluck braune Brühe aus der Kaffeetasse. Es war Zeit, das Gate auf zu suchen. Die Metro brachte uns bequem vom Airside-Center zum Dock-E, wo die A-380 der Singapore Airlines bereit stand. Schon 10 Jahre ist der Jungfernflug dieses Flugzeugtyps her - wie schnell die Zeit vergeht. Wir schnappten uns noch ein paar Zeitschriften und warteten der Beginn des Boardings ab, welches dann auch bald pünktlich begann. Geordnet wurde das Boarding nach Sitzreihen durchgeführt. 

Was uns gleich auffiel: Die Sitzabstände scheinen geschrumpft zu sein. Und tatsächlich: Zwar immer noch relativ grosszügig, aber gegenüber unseres letzten Flug mit dem Riesen-Vogel,

Wir mussten noch ein wenig am Gate warten, da einige Transferpassagiere noch nicht erschienen sind. Scheinbar kein Problem, da die geplante Ankunftszeit auf den Monitoren weit vor der geplanten Ankunft lagen.

Unser Airbus war praktisch auf den letzten Platz besetzt. Der Pilot liess die Triebwerke an, und liess die Landeklappen runter. Langsam rollten wir zur Runway 32. Nochmals kontrollierte der Pilot die Funktion aller Ruder und Klappen - dann wurden die Triebwerke hochgefahren. Erst sanft, bis der Flieger eine bestimmte Rollgeschwindigkeit erreicht hat - dann wurden die 1244 kN freigelassen. Es ist immer wieder erstaunlich wie ruhig der A-380 abhebt und gegen den Himmel zieht.

Wir waren kaum 6000m hoch, da schaltete der Captain die Anschnallzeichen aus und das Entertainment System ein. Als Neuigkeit wird auf dem Flug WLAN angeboten. Das WLAN funktioniert aber "nur" insgesamt 7 Stunden von der gesamten Flugzeit von 12,5 Stunden. Über einigen Ländern funktioniert dieses nicht, da die Infrastrukturen dazu am Boden noch nicht aufgebaut wurden. Da wir keinen Bedarf an eMails und anderer Kommunikation hatten, verzichteten wir auf das kostenpflichtige WLAN-Angebot. Statt dessen packten wir unsere nigelnagelneuen Noise-Cancelling-Kopfhörer aus, über welche es eine ganz eigene Story zu berichten gibt. Kurz zusammengefasst verlief das so: Wir kauften bei einem der grossen Consumer-Electronic Ketten in Pratteln zwei identische Kopfhörer. Zu Hause angekommen, stellten wir fest, dass der eine Kopfhörer defekt war und der andere - ja der war gar nicht in der Verpackung, sonder vermutlich zwischenzeitlich über eBay oder sonst wo verhökert... - Das war 48 Stunden vor Abreise. Daniela konnte am nächsten Morgen danach den defekten und den "virtuellen" Kopfhörer zurück geben. Da sie diesen nicht mehr vorrätig hatten wurden zwei identische in der Filiale Emmen reserviert. Noch am Abreisetag konnte Daniela die Kopfhörer dort abholen. Beide waren in der Verpackung, und wie ein Test später ergab - sie funktionierten auch.

So viel zur Story dieser Kopfhörer. Doch das eigentliche Highlight war die erste Aktivierung. Also haben wir diese im Entertainment-System angeschossen und aufgesetzt. Noch waren die Umgebungsgeräusche nur wenig gedämpft. Dann legten wir den Schalter um und - wow - da war wirklich nur noch wenig bis gar nichts mehr zu hören. Und als wir dann noch die Musik wiedergaben, waren wir von der Qualität gänzlich überzeugt.

Vermutlich waren wir zu fest ausgeruht, dass wir nicht schlafen konnten. Obwohl wir, wie immer bei Singapore, mehr als genug gegessen hatten, waren wir nicht müde. A propos Essen: Weniger als sonst, wurden uns Getränke gereicht. Wir mussten sogar einmal danach fragen. Allerdings dösten wir auch oft und haben die Anwesenheit des Bordpersonals nicht bemerkt.

Der Flug nach Singapore war ruhig. Als wir die Krisengebiete im Nahen Osten überflogen, war das schon ein komisches Gefühl. Wir flogen mit über 1000 Kmh über Grund und unter uns kämpften Menschen um ihre Existenz... - ein Rütteln holten mich aus der Gedankenwelt wieder zurück. Turbulenzen rüttelten am A-380. Das war das erste Mal, dass ich in diesem Flieger Turbolenzen erlebte. Es braucht viel, dass man einen A-380 aus seiner behäbigen Ruhe bringen kann. Es war stock dunkel und wir flogen bereits über Indien. Wir versuchten nochmals zu schlafen, aber irgenwie wollte es nicht klappen. Die Sitze erschienen mir auch nicht mehr so unglaublich bequem wie früher.

Es war immer noch stock dunkel, als wir mit dem Sinkflug begannen. Als der Captain eine Schleife zog, konnten wir durch die Fenster das Lichtermeer von Singapore bestaunen. Da wir aus dem Fenster nichts erkennen konnten, war die einzige Orientierungshilfe die Geschwindigkeits- und Höhenangaben auf den Monitoren. Noch 100m... das Flugzeug war sehr ruhig... 70m... 30m... - jetzt müsste die Landebahn dann bald zu sehen sein... 20m und kurz darauf setzen wir mit lautem Gepolter und sehr hart auf der Landepiste in Singapore auf. Lieber Pilot: Das mit der Landung müssen wir nochmals üben..

 

Flughafen Singapore:

Wir waren 20 Minuten zu früh angekommen. Unser Weiterflug ist im selben Terminal. Also hatten wir, trotz des gigantischen Terminals, noch etwas Zeit um uns ein wenig um zu sehen. Zuerst kauften wir für unsere Kopfhörer einen Adapter, damit wir im Flugzeug den Sound auch stereo hören konnten. 

Dann war Iced-Blended-Coffee angesagt, der unsere Müdigkeit etwas Kaschieren sollte. Der Flughafen Singapore ist äusserst spannend. Da treffen sehr viele unterschiedliche Kulturen aufeinander. Und das nicht nur vereinzelt, wie wir das in Zürich gewohnt sind, sondern in grossen Massen. Wir machten uns auf zum Gate. Die Strecke war weit und diverse Rollbahnen und ein Airtrain verkürzten die Zeit. Obwohl wir 2 Stunden Transferzeit hatten, war genug Zeit für ein bisschen Shopping und um uns umzusehen. Kurz vor dem Gate wurden wir von der Security nochmals gecheckt. Es gab nichts zu beanstanden.

 

Flug nach Perth

Wir mussten nicht sehr lange warten, da konnten wir in Boeing 777 der Singapore einsteigen. Und da waren sie: die berühmten grosszügigen Sitzreihen der Economy. Nicht nur der Abstand nach vorne ist genial. Auch die Sitzbreite ist eine Wucht. Der Flieger war kaum zur hälfte besetzt. Am Gate erhielten wir die Einreiseformulare für Australien, welche wir im Flugzeug rasch ausgefüllt hatten. Uns wurde darin deutlich gemacht, dass die Australier wirklich grossen Respekt davor hatten, dass irgend jemand eine nicht heimische Tier- oder Pflanzenart einschleppt. Ja, die Frosch und Kamelplage ist uns sehr bekannt. Wir hatten keinerlei der Ware dabei. Also kein Problem für uns.

Kurz vor dem Start musste der Pilot jedoch einen Stopp einlegen. Die Startpiste musste einer Sichtprüfung unterzogen werden. Erst danach erfolgte die Startfreigabe.

Als die Triebwerke aufheulten wurde der Unterschied zum A380 deutlich: Im Verhältnis sehr laut brüllten die Triebwerke. Und wieder konnten wir dank den Noise Cancelling Kopfhörer von einem ruhigen Flug profitieren. Inzwischen wurde die Müdigkeit immer grösser. Auf der Höhe des Äquators, den wir zum ersten mal in unserem Leben überquerten, gab es noch ein Frühstück. Danach schauten wir einen Film und schliefen dann sogar ein.

Ein paar Stunden später wurden wir durch eine Borddurchsage geweckt. Ja, genau das lässt unsere Kopfhörer noch durch. Etwas verwirrt schauten wir auf und zum Fenster hinaus. Oh- wir waren bereits schon über Australien. 

Faszinierende Formationen konnten wir beobachten. Aber auch da und dort waren Buschfeuer zu sehen. Na dann - hoffentlich werden wir davon verschont bleiben

 

Die Anschnallzeichen leuchteten auf und der Pilot gab bekannt, dass der Anflug auf Perth bereits begonnen hat. Der A-380 zog am Flugplatz von Peth in geringer Höhe vorbei und wir hatten einen wunderbaren Blick auf die Innenstadt. Einige Kilometer weiter im Süden wendete der Pilot in einer engen Schleife und setzte zum finale Landeanflug an. Der Boden kam immer näher. Wir überflogen den Sicherheitszaun des Flughafens und setzten kurz darauf wieder etwas hart auf der Piste auf. Starke Seitenwinde zwangen den Piloten zur mehrfacher Korrektur. Doch dann heulte der Umkehrschub auf und der FLieger bremste ab. Wir waren in Australien gelandet!

 

Welcome to Perth:

Die Immigration verlief trotz der Bürokratie recht schnell ab. Ein Spürhund durchschnupperte unser Gepäck aber gab nicht an etwas gefunden zu haben. Das hätte uns dann aber auch wirklich erstaunt.

Beim Ausgang angekommen atmeten wir zum ersten mal die freie Luft von Australien. Ok, da waren noch die typischen Flugplatz-Abgase mit drinn - aber wir waren da, wovon wir eine lange Zeit geträumt haben. Mit dem Taxi ging es dann Richtung Downtown. "What is the different from here to your home country or other destination they you have visited?", fragte uns der Driver. Da schauten wir genauer zum Fenster hinaus. Alles war sauber, wie zu Hause. Alles war geregelt, wie zu Hause. Nur die Häuser sind teilweise wie in den USA. Perth hat eine alte Innenstadt, wo auch unser Hotel gelegen ist. Darum herum viele Einfamilienhäuser und kleine Gärten drum herum. Da viel mir der Begriff wieder ein, der mir mal Hans Emmenegger, ein Funkamateur mit schweizer Wurzeln, der in San Diego lebt: "Gartenhaus-Stadt".

 Das Hotel "Miss Maud Sweedish Hotel" ist fast im Zentrum gelegen. Ein älteres Gebäude mit vielen verwinkelten Gängen und Treppen. Der Lift war defekt und so durfte ich das Gepäck in den ersten Stock tragen. Die 2 mal 25kg waren irgendwie plötzlich doppelt so schwer. Die Müdigkeit war schon recht gross. Es war erst Anfang Nachmittag und das Wetter schön. Daher machten wir noch einen kurzen Ausflug in die Shoppingmeile und schauten uns ein wenig um. Bei einem Libanesen assen wir noch kurz etwas. Der Inhaber hatte unseren merkwürdigen Slang bemerkt und fragte, woher wir sind. Er lachte, als er erfuhr, dass wir aus der Schweiz kommen. Er erzählte uns, dass er sowohl in Genf wie auch in St. Moritz gearbeitet hat. Und von Luzern schwermte er ganz besonders: Die Fasnacht! Gegen 16.00 Uhr waren wir aber dann doch zu müde. Hundemüde legten wir uns ins Bett und schliefen ein.

Das war aber noch nicht alles an diesem Tag. Gegen 18:00 Uhr weckte uns krächzige Karaoke Gesang. Ja, das ist der Nachteil, wenn man mitten in der City, umgeben von Bars, übernachtet. Tja, dann konnten wir nur noch eines tun. Kopfhörer ausgepackt, noise cancelling ein, und gute Nacht. Wir hörten kaum noch war.

 

Erster Tag in Perth

Wir wussten es leider. Für die Tage in Perth war Regen angesagt. Wir schliefen aus und gingen dann zum Frühstückbuffet. Ein super Buffet mit sehr viel Auswahl. Inkl. Kalorienalarm. Wir konnten uns nicht bremsen und liessen es uns so richtig gut gehen. Nach dem Frühstück schauten wir uns in der Shoppingmeile um. Kauften noch ein Zahnbürste - ja, ich habe trotz mahnender Worten beim Einpacken nicht aufgepasst und das verflixte Ding zu Hause liegen lassen. Überbrücken konnte ich mit der Gratiszahnbürste von Singapore-Airlines, welche, nebst den Socken, jedem Fluggast ausgehändigt werden. Es folgte einen Spaziergang zur Pier. Unterwegs vielen uns Passanten in Mittelalterkostümen auf. Gut, authentisch waren die nicht. Aber sie waren glücklich damit. Ein Mittelalterfest mit vielen Attraktionen war im Gange. Einen Blick auf das Gelände zeigte uns, dass es nicht das war, was wir suchten und gingen weiter.

Unser Ziel war der Glocken-Tower von Perth. Ein moderner Glockenturm mit zahlreichen alten und neuen Glocken. Die Bell-Ringer von Perth bedienten über Mittag die Glocken von Hand und spielten dabei ein bestimmte Tonfolge. Ein faszinierendes Handwerk.

Es regnete in Strömen. Daher machte es leider keinen Sinn, lange auf dem Turm zu verweilen. Der Rundgang war schon eine Herausforderung, da der Turm im Wind ganz leicht wackelte.

  Wir sind noch entlang der Pier gewandert. Von der Pier bis zur Stadtgrenze ist eine riesen Baustelle, welche auch den Pierwalk einschränkt. Das Wetter war auch nicht danach, den Walk grossartig auszudehnen. Die Gebäude am Pier sind sehr schön und einladend. Doch auf Grund des feuchten Wetters entschieden wir, in die City zurück zu kehren.

Die City ist mit grossen und kleinen Geschäften vollgestopft. Wir nutzten die Gelegenheit, unsere ersten Utensilien für unsere Reise zu kaufen. Danach gönnten wir uns in einer der zahlreichen Cafés eine leckere braune Brühe, damit unser Koffeinpegel nicht zu tief in der Keller sacken konnte.

 Das Wetter heiterte auf. Wir nutzten die Gelegenheit nochmals zum Bell-Tower zu gehen, um nochmals bei besseren Verhältnisse einige fotogene Objekte zu bannen. Auf dem Rückweg beobachteten wir das Treiben auf dem Mittelalterfest. Eine Mischung zwischen Kostümparty, Ritterspiele und verklärte Geschichtsdarstellung sahen wir auf dem grossen Gelände. Gut - was kann man anderes hier erwarten? Australien kennt das Mittelalter aus seiner Geschichte nicht die mit Europa vergleichbar wäre. Und so lange die Leute dabei Glücklich sind, gibt es ja nicht viel dagegen zu sagen.

Die Spaziererei forderte seinen Tribut: Unser Koffeinspiegel war bedrohlich in den Keller gesunken. Also gingen wir rasch zurück in die City um dem entgegen zu wirken.  Wir machten uns schon so unsere ersten Gedanken: Wie werden wir im Outback ohne den regelmässigen Kafi-Shot zurecht kommen? Das ist wohl eine Abhängigkeit aus der Zivilisation, welche wir in den nächsten Wochen ablegen müssen.

Trotz Kafi, waren wir müde. Der Jetlag forderte uns ein wenig. Wir entspannten noch ein wenig im Hotel, bevor wir uns im Restaurant ein feines Nachtessen gönnten. Hundemüde gingen wir danach zu Bett. Leider war auch an diesem Abend wieder Rambazamba angesagt und ohne Noise-Cancelling Kopfhörer hätten wir nicht schlafen können. Was für eine super Investition! 

 

Letzter ganzer Tag in Perth

Es regnete in Strömen, als wir aus dem Land der Träume erwachten. Dieses Wetter wurde vorausgesagt. Daher bemühten wir uns erst gar nicht, ein grösseres Tagesprogramm für heute zu planen. Wir gingen zum Frühstücksbuffet, das wieder üppig mit zahlreichen Sünden, aber auch gesunden Leckereien, bestückt war. Ausgiebig genossen wir unseren Kafi, während wir durch die verregneten Fenster blickten und dem Treiben auf der Strasse zuschauten.

Der Regen liess nach und hörte dann ganz auf. Wir nutzten diese Periode, um die Gegend zu erkunden. Wir machten uns auf zur historischen Münzprägerei. Wir schlenderten vom Hotel über die sehr sauber gehaltenen Strassen zur besagten Adresse. Die Prägerei befindet sich in einem altehrwürdigen Gebäude. Eine wunderschöne Architektur. Als wir eintraten, merkten wir rasch, dass hier das Hauptziel war, Münzen und Schmuck an die Kundschaft zu bringen. Die Tour durch die Hallen war nach unserem Ermessen recht teuer. Wir entschieden uns, auf die Tour zu verzichten und gingen in die City.

       

Obwohl heute Sonntag ist, waren viele Geschäfte offen. In einem grossen Food-Corner suchten wir nach Nahrung. Das ist bei der riesigen Auswahl an Leckereien gar nicht einfach: Eine grosse Auswahl an internationalen Spezialitäten, aber auch Fastfood, wurde dort angeboten. Doch wir sind fündig geworden und haben was leckeres gegessen, während wir die Leute in der Halle beobachteten. Ein internationales Publikum war hier anzutreffen. Uns ist aufgefallen, dass die Leute eine sehr lockeren, eher unkomplizierten Umgang miteinander hatten.

 Natürlich durfte nun nicht das Kafi fehlen. Wir haben einen super Kafi-Laden dafür gefunden. Da es wieder in Strömen regnete, haben wir uns entschlossen, die Planung der nächsten Tagen in Angriff zu nehmen. Wo werden wir hinfahren, wo übernachten, wo einkaufen? Zahlreiche Fragen, die wir versuchten in einen zeitlichen Rahmen zu bringen. 

Nun standen wir vor einer logistischen Herausforderung: Im Hotel versuchten wir unsere Koffer so zu packen, damit wir am nächsten Tag im Camper nicht zu viel Zeit mit Einrichten verlieren. Wir wussten zwar aus dem Internet und Reiseunterlagen wie das Fahrzeug ungefähr aussieht und eingerichtet ist - aber im Detail halt dann doch nicht. Auch über die Frage, wie sicher wir unsere Utensilien verstauen können, ohne dass sie durch die Rüttelstrassen im Outback beschädigt werden, konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten. So bereiteten wir unser Gepäck so plausibel wie möglich vor und gingen anschliessend zum Nachtessen im Restaurant.

Das Gebäude ist schon recht alt und mehrfach umgebaut worden. Im Restaurant gibt es einen Gang, der zwischen zwei Gebäudeteile verläuft. Der Gang ist Uneben, was man aber nicht gut sehen kann. Wir beobachteten ständig, wie Gäste mit schwer beladenen Tellern immer an der selben Stelle beinahe strauchelten. Das war quasi unser persönliches Entertainment dieses Schauspiel während des Nachtessens zu verfolgen. Auch das Beobachten, wie lernfähig ein Mensch ist - oder eben gerade nicht, war sehr spannend. Es gab etliche Wiederholungstäter und - das ist eigentlich die Sensation - die akrobatischen Fähigkeiten der Gäste war so ausgeprägt, dass nie ein Teller auf den Boden viel. Aber, es war oft sehr sehr knapp :-)